Pfarrer Karl Sendker  

 

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17. Sonntag B
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Predigt zur 1. Lesung:  2 Kön 4,42-44    mp3     Video

Predigt zum Evangelium:   Joh 6,1-15

2. Predigt zum Evangelium:  Joh 6,1-15    MP3 Format

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Predigttext:      Joh 6,1-15

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Es gibt wohl nur wenige Abschnitte, die so aktuell sind, wie diese Erzählung von der Brotvermehrung. Damals waren es fünftausend Männer, die Frauen und Kinder nicht einmal mitgerechnet. Heute sind es Millionen, die auf Brot warten. Das Problem, wie wir die Leute satt kriegen, brennt uns in unserer Welt zunehmend unter den Nägeln, teilweise sogar in unserem eigenen Land.

Jesus fragt die Jünger: „Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese hier alle zu essen haben?“ Und dann sagt ihm der Philippus: „Selbst Brot für zweihundert Denare würde nicht ausreichen, damit jeder auch nur ein kleines Stückchen bekommt.“ Zweihundert Denare, das sagt uns vielleicht nicht viel. Aber ein Denar war so viel Geld, wie eine Familie einen Tag zum Leben nötig hatte.

Das heißt aber: Mit ‚Kaufen’ bekommt man das Problem nicht in den Griff. Wir meinen ja immer, es sei alles zu machen, alles zu kaufen. Aber überlegen Sie einmal, ein ganz einfaches Beispiel. Wie viel Millionen Tonnen Weizen hat vor Jahren Russland in den USA eingekauft, um über den Winter zu kommen, weil die eigene Ernte nicht ausreichte. Und jeder weiß, dass das Problem mit ‚Kaufen’ nicht zu lösen war. Da bleibt immer wie schon im Evangelium die Frage offen: „Was ist das für so viele?“ Da kriegt man sich nur in die Wolle, wer was bekommt und wer nicht. Und ‚in die Wolle kriegen’, wenn das im großen Maßstab geschieht, dann kann das Bürgerkrieg heißen

 

Ein nächster Schritt: Andreas, einer von den Jüngern sagt: „Da ist ein kleiner Junge, der hat fünf Brote und zwei Fische. Man könnte auch sagen: fünf belegte Brote. Fisch war damals der Brotbelag der armen Leute am See. Fünf belegte Brote. Natürlich kommt man dann sofort wieder zu dem Ergebnis: Was ist das für so viele? Aber dieser Junge war bereit zu teilen, das ist das Erste. Wenn wir die Frage des Hungers in der Welt lösen wollen, dann ist der erste Schritt: Bist du bereit zu teilen? Und auch der Slogan, den wir hier in unserem Land haben seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990: „die Teilung wird nur durch Teilen überwunden“, das gilt auch im Weltmaßstab. Entscheidend ist nicht, wie viel Euro ich habe, sondern ob ich bereit bin, das Wenige zu teilen.

 

Aber auch das Teilen allein bringt noch nichts. Man darf ja auch eins sagen: Wahrscheinlich ist die Bereitschaft zu teilen in unserem Volk noch nie so groß gewesen wie zur Zeit. Wie viel wird gespendet für ‚Brot für die Welt’, ‚Adveniat’, ‚Misereor’. Die Bereitschaft, mit den Notleidenden zu teilen, ist ungeheuer groß. Vielleicht war sie noch nie so groß wie heute, obwohl uns ja selbst durch die Steuern eine Menge abgezogen wird. Und dennoch, obwohl die Bereitschaft zu teilen so groß ist, hat man den Eindruck: das ist wieder nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Was ist das für so viele?“ Teilen ist wichtig, aber Teilen allein reicht für so viele Hungernde auch nicht.

 

Und da kommt ein letzter Schritt, und der muss notwendig zum Teilen dazu kommen, damit daraus wirklich Sättigung und sogar Fülle wird. Jesus nimmt das Wenige, was der Junge geben wollte, und er spricht das Dankgebet. Jesus sagt nicht: „Was ist das für so viele?“ Jesus sagt auch nicht: „Da kriegt man sich ja nur in die Wolle.“ Bei Matthäus steht an der gleichen Stelle: Er schaute auf zum Himmel und sprach das Dankgebet. Das heißt: er brachte Gott den Vater mit ins Spiel.

 

Entscheidend ist nicht, wie viel wir geben. Entscheidend ist, dass Gott aus dem Wenigen etwas machen kann. Und ich glaube, hier hapert es in unserer Welt. Die Bereitschaft zu teilen ist groß, aber wir möchten das Problem immer allein in den Griff bekommen, ohne Gott. Aber es braucht den vertrauensvollen Blick zum Vater. Es braucht das Dankgebet, nicht nur das Bittgebet, sondern das Dankgebet. Denn wer mit fünf Broten anfängt zu danken, der drückt damit aus: Ich vertraue auf einen Gott, der aus fünf Broten fünftausend Männer satt machen kann.

Wenn wir heute spenden und den Eindruck haben: Es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Nicht bitten, sondern anfangen, zu danken, weil auch heute Danken ein Ausdruck des Vertrauens ist: Ich traue Gott, zu dass er die Menschen satt macht mit dem Wenigen, was da ist. Und dass dann noch Überfluss da ist.

Die Devise für die Zukunft heißt: Danken und Teilen. Amen

 

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