Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

1. Fastensonntag C
Home Nach oben

Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

Alle Predigten dieser Homepage dürfen für die Verkündigung benutzt werden.

Eine Veröffentlichung schriftlich oder auf Tonträgern ist nicht erlaubt.

Über Predigten auf Kassetten informieren Sie sich

unter dem Stichwort Kassettendienst .

siehe auch:   1. Fastensonntag A

Predigt zur 1. Lesung:  Dtn 26,4-10

Predigt zur 2. Lesung:  Röm 10,8-13

Predigttext:      Dtn 26,4-10

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Als ich diesen Text gelesen habe, da habe ich zuerst gedacht: Das ist ja eine Lesung für das Erntedankfest. Da werden am Anfang dem Herrn die Erstlingsfrüchte in einem Korb am Altar dargebracht, wo sie der Priester entgegennimmt. So ähnlich, wie das bei uns in den Gottesdiensten am Erntedankfest ist. Und am Ende heißt es noch einmal: „Wenn du den Korb vor dem Herrn, deinem Gott nieder gestellt hast, dann sollst du dich vor dem Herrn deinem Gott niederwerfen.“ Ist das nicht ein Text, der für das Erntedankfest passt? Was soll dieser Lesungstext heute, am 1. Fastensonntag?

Eins ist interessant: Dieser Text sagt uns, dass Israel die Erstlingsfrüchte zum Altar gebracht hat, der Priester nimmt sie entgegen, aber dann soll Israel vor dem Herrn ein Bekenntnis ablegen.

Interessant ist, dass Israel jetzt nicht angesichts der Erstlingsgaben den Schöpfergott gelobt hat: „Danke, dass du uns Regen gegeben hast zur rechten Zeit. Danke, dass du Unwetter von uns fern gehalten hast. Danke, dass das Land seinen Ertrag gebracht hat.“ Nichts davon! Dieses Bekenntnis, das Israel dar bringt, ist etwas ganz anderes.

Gut, Israel hat Schöpfungspsalmen gehabt , hat Schöpfungslieder gesungen, wo man dem Schöpfer mit bewegenden Worten gedankt hat. Israel kennt durchaus das Bekenntnis zum Schöpfergott.

Aber hier in diesem Augenblick wird eins deutlich: Im Mittelpunkt steht nicht der Dank an den Schöpfer. Israel hat bis ins Tiefste hinein gewusst: Unser Gott ist ein Gott der Geschichte. Unser Gott ist ein Gott, der Verheißungen gegeben hat, und der diese Verheißungen dann erfüllt. Unser Gott ist ein Gott, der nicht fern da oben ist, sondern einen Gott, der unsere Not sieht, der unser Schreien hört, und der dann in unsere Geschichte eingreift. Israel hat das Bekenntnis abgelegt: Unser Gott ist ein Gott, der uns auf unserem geschichtlichen Werdegang führt mit starker Hand. Selbst durch widrigste Umstände hindurch führt uns Gott. Das ist das Zentrum des Bekenntnisses Israels. Hier in unserem Lesungstext haben wir es mit einem Mini-Glaubensbekenntnis zu tun, mit einem Glaubensbekenntnis Israels in Kurzform. Und das schauen wir uns jetzt einmal näher an.

 

In diesem Glaubensbekenntnis heißt es zunächst: „Mein Vater war ein heimatloser Aramäer, ein umher irrender Aramäer. Er zog nach Ägypten und lebte dort als Fremder mit wenigen Leuten.“ Hier wird deutlich: Dieser „Mein Vater“, von dem hier die Rede ist, ist nicht Abraham, sondern damit ist Jakob gemeint, der später von Gott den Namen „Israel“ bekommen hat. Um diesen Stammvater Jakob geht es hier.

Aber wir müssen trotzdem zunächst einmal zurück greifen auf die Verheißungen Gottes an Abraham. Gott hatte dem Abraham, dem Urstammvater, zwei große Verheißungen gegeben. Die erste Verheißung Gottes versprach eine zahlreiche Nachkommenschaft. „Ich will deine Nachkommenschaft so zahlreich machen wie den Sand am Ufer des Meeres, und so zahlreich wie die Sterne am Himmel.“

Aber wie heißt das hier in unserem Glaubensbekenntnis: „Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten, und lebte dort als Fremder mit wenigen Leuten.“

Es scheint so zu sein, als wenn Gott mit seiner Verheißung nicht ans Ziel gekommen ist. Das war schon bei Abraham so. Sie kennen vielleicht die Geschichte mit Isaak. Aber es war auch bei Jakob so. Mit wenigen Leuten, nur mit einer Großfamilie ist Jakob nach Ägypten gezogen. Und es schien so zu sein, als wenn die Verheißungen Gottes nur leere Sprüche waren.

Aber jetzt vor dem Altar kann Israel in diesem Glaubensbekenntnis bekennen: „Wir wurden in Ägypten zu einem großen, mächtigen Volk.“ Und wenn es über noch so krumme Wege geht, Gott kommt mit seiner Verheißung ans Ziel. Israel ist in der Gefangenschaft, in Ägypten, ein großes, mächtiges, starkes Volk geworden, ein Volk, vor dem dann sogar der Pharao Angst bekommen hat.

 

Die zweite Verheißung, die Gott damals dem Abraham gegeben hatte, bezog sich auf das Land. „Schau dich um nach rechts und links“, hatte Gott dem Abraham gesagt. „Das Land, das du siehst, will ich dir und deinen Nachkommen geben.“

Aber hier heißt es in unserem Glaubensbekenntnis zunächst einmal: „Mein Vater war ein heimatloser Aramäer.“ Heimatlos irrte er umher wie Nomaden. Da ist nicht davon die Rede, dass die Verheißung Gottes in Erfüllung gegangen ist, dass Gott ein Land geschenkt hat.

Aber wiederum: Jetzt aus der Distanz von vielen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten, kann Israel bekennen: „Gott hat uns in dieses Land gebracht, und er hat uns dieses Land gegeben. Und es ist ein Land, in dem Milch und Honig fließt.“ Das ist ein bildhafter Ausdruck dafür, dass es ein Land ist, in dem Gott Fülle geschenkt, wo wir nicht karg leben müssen, sondern wo Gott Fülle schenkt.

 

Und jetzt wird auf einmal auch deutlich, warum am Anfang und am Ende der Lesung vom Darbringen der Erstlingsfrüchte die Rede ist. Diese Erstlingsfrüchte sind ein sichtbares Zeichen dafür: Gott hat uns in dieses Land gebracht. Wir sind nicht mehr Nomaden, sondern wir sind Ackerbauern und Viehzüchter, und wir haben Fülle. Und die Gaben, die wir jetzt bringen, sollen ein sichtbarer Ausdruck dafür sein: Gott kommt mit seinen Verheißungen ans Ziel. Seine Verheißungen sind nicht leere Sprüche.

 

Noch etwas wird in diesem Glaubensbekenntnis ausgesagt: „Gott hat uns mit starker Hand aus dem Sklavenhaus Ägyptens befreit.“ Das war die Mitte der Glaubenserfahrung Israels: Als wir in auswegloser Situation waren am Roten Meer, hinter uns die Ägypter, rechts und links die Wüste, vor uns das Meer, keine Chance mehr , weiter zu kommen, da hat Gott uns mit starkem Arm und mit Zeichen und Wundern gerettet durch das Meer hindurch. Und die Ägypter sind alle im Meer ertrunken. Das war der Mittelpunkt des Glaubensbekenntnisses Israels.

Und Gott hat immer wieder sein Volk geführt, durch die Wüste hindurch. Mit Zeichen und Wundern hat er sie durchgebracht. Gott hat immer wieder Männer und Frauen geschickt in Israel, die seine Botschaft verkündet haben, die Weisung und Führung gegeben haben. Und als Israel viel später, in der Babylonischen Gefangenschaft war, da hat wiederum Gott eingegriffen, und er hat sie mit starker Hand zurückgeführt nach Jerusalem. Unser Gott ist ein Gott, der Geschichte macht, dem unser Schicksal nicht egal ist, der uns in auswegloser Situation gerettet hat mit erhobenem Arm und mit starker Hand. Das ist das Glaubensbekenntnis Israels.

 

Wenn wir jetzt noch einmal die Frage bewegen, warum diese Lesung heute ausgerechnet am ersten Fastensonntag im Gottesdienst gelesen wird, dann gibt es da einige beachtenswerte Gesichtspunkte: Am Anfang der Fastenzeit werden wir in dieser Lesung darauf hingewiesen: Gott hat uns mit starker Hand aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt.

Am Ende dieses Weges der Fastenzeit steht die Osternacht. Dann wird der Bericht vom Auszug aus Ägypten aus dem Buch Exodus in ganzer Länge im Gottesdienst gelesen. Es ist die einzige Lesung der Osternacht, die nicht ausfallen darf. Die Lesung, wo Gott sein Volk aus Ägypten herausgeführt hat durch das Rote Meer.

So spannt sich vom ersten Fastensonntag ein großer Bogen zu Osternacht.

 

Wenn wir jetzt am Beginn der 40-tägigen Fasten stehen, am Beginn dieses Glaubensweges, dann würde es sich lohnen, dass wir einmal, jeder für sich, darüber nachdenken: Wo habe ich das in meinem Leben erlebt, dass Gott Dinge versprochen hat in meinem Leben, und er hat sie gehalten. Er hat mich nicht hängen gelassen, auch wenn es manchmal den Anschein hatte, als käme Gott mit seiner Verheißung nicht ans Ziel. Er ist ans Ziel kommen.

Oder dass man einmal ganz persönlich in diesen 40 Tagen der Frage nachgeht: Wo hat Gott in der Geschichte meines Lebens, meiner Familie, eingegriffen. Wo habe ich erlebt, dass Gott mich führt? Wo habe ich erlebt, dass Gott mein Schreien gehört hat, wenn ich in Not war, wenn ich in Bedrängnis war, wenn ich vielleicht in auswegloser Situation war?

Israel hat hier in der Lesung ein ganz kurzes Glaubensbekenntnis formuliert. Wenn du ein persönliches Glaubensbekenntnis formulieren solltest, wie würde Dein Glaubensbekenntnis aussehen?

Und wenn es am Ende dieser Lesung, am Ende dieses Glaubensbekenntnisses heißt: „Und siehe, nun bring ich die hier die ersten Erträge von den Früchten des Landes, dass du mir gegeben hast. Und wenn du deinen Korb vor Gott hingestellt hast, dann sollst du dich vor dem Herrn deinen Gott niederwerfen.“ Das ist eigentlich eine neue Form der Hingabe, ein Akt, wo die Hingabe an Gott erneuert wird.

Und auch hier der große Bogen in die Osternacht hinein. Wenn wir in der Osternacht unser Taufversprechen in feierlicher Weise erneuern, dann finden wir das ansatzweise schon hier am ersten Fastensonntag. Gott führt uns, und wir dürfen unsere Hingabe an Gott erneuern. Das soll auf diesem 40-tägigen Weg der Fasten in unserem persönlichen Leben geschehen: Eine neue Hingabe und eine neue Besinnung auf die Mitte unseres Glaubens.

 

Noch ein ganz kurzer Nachtrag:

Es ist vielleicht ja doch nicht ganz selbstverständlich, dass sich diese Hingabe in unserer Lesung nicht nur in einem Lippenbekenntnis äußert, oder nicht nur ein Geschehen des Herzens ist, sondern dass hier ausdrücklich davon die Rede ist: Ich bringe dir die ersten Erträge. Da wird ein Korb mit Gaben dargebracht. Ob nicht vielleicht auch unsere Hingabe, die Erneuerung unserer Hingabe, in dieser Weise heute einen sichtbaren Ausdruck braucht, wo wir wirklich von den Erträgen, die Gott uns in unserem Leben gegeben hat, hingegeben und es Gott bringen als Zeichen: Du hast deine Verheißung erfüllt. Du hast mich reich gesegnet, du hast mich geführt. Lass Deine Hingabe auch in dieser Weise sichtbar werden.  Amen.

 

Zurück zum Seitenanfang

 

Predigttext:      Röm 10,8-13

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das zehnte Kapitel des Römerbriefes, aus dem heute die zweite Lesung genommen ist, steht in dem großen Zusammenhang der Kapitel 9 bis 11, wo es um das Schicksal Israels geht. Ist Israel von Gott verworfen? Hat Israel noch eine Chance? Wie ist das mit dem auserwählten Volk? Hat Gott seine Verheißungen zurückgenommen? Das waren damals bedrängende Fragen. Auf die versucht Paulus in diesen drei Kapitel des Römerbriefes eine Antwort zu geben.

 

Dieser große Zusammenhang ist in unserem Lesungsabschnitt heute fast nicht mehr zu erkennen. Und wir wollen einfach auch die Lesung so nehmen, wie sie hier steht, ohne den großen Zusammenhang mit zu bedenken.

 

In der Lesung aus dem Alten Testament haben wir gehört, dass die Mitte des Glaubensbekenntnisses Israels war: Gott hat uns mit starker Hand aus Ägypten herausgeführt. Das ganze Geschehen, wie Gott am Schilfmeer, am Roten Meer, Israel aus der Gewalt der Ägypter befreit hat, das war der Mittelpunkt des Glaubensbekenntnisses Israels. Und das ist auch der Mittelpunkt in den alttestamentlichen Lesungen in der Osternacht.

 

Der Mittelpunkt des christlichen Glaubensbekenntnisses ist die Tatsache: Der den ihr gekreuzigt habt, den hat Gott auf erweckt. Und er hat ihn bestätigt, und er hat ihn erhöht zu seiner Rechten. Die Botschaft von der Auferstehung: Der Gekreuzigte lebt! Das ist die Mitte des christlichen Glaubens. Und um dieses Zentrum unseres Glaubensbekenntnisse es geht es hier in der Lesung aus dem 10. Kapitel des Römerbriefes.

Da sagt Paulus wie eine Kurzformel des Glaubens, wie ein Mini-Glaubensbekenntnis: Wenn du mit deinen Mund bekennst: Jesus ist der Herr!, und in deinem Herzen glaubst: Gott hat ihn von den Toten auferweckt!, dann wirst du gerettet werden.

Schauen wir uns dieses Mini-Glaubensbekenntnis des Paulus einmal ein bisschen genauer an.

 

Ein Erstes:

Es ist ein Geschehen des Herzens. Ein reines Lippenbekenntnis allein nützt überhaupt nichts, sondern das Bekenntnis muss in meinem Herzen verwurzelt sein: Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Der Glaube ist eine Herzensangelegenheit. Nur am Sonntag das Glaubensbekenntnis zu sprechen, und ansonsten hat man im Herzen nichts mehr damit zu tun, das entspricht nicht der christlichen Botschaft.

Aber auf der anderen Seite wird auch sehr ausdrücklich gesagt: Der Glaube ist nicht nur etwas, was ich innerlich im Herzen habe, sondern es geht auch darum, den Glauben mit dem Mund zu bekennen.

Es wird heute manchmal gesagt: Wichtiger als das Bekenntnis mit dem Mund ist das Bekenntnis unseres Lebens, dass wir ein christliches Leben führen. Dass es richtig. Aber ich habe ein bisschen Sorge, dass wir Christen gerade hier bei uns in Westeuropa Schwierigkeiten haben, unseren Glauben mit dem Mund zu bekennen. Uns fehlen einfach die Worte. Ich sag das nicht als Vorwurf. Man hat uns auch gar nicht der hingeführt, wie wir diesen Glauben mit dem Mund bekennen können.

 

Wie sieht dieses Glaubensbekenntnis nach dem Römerbrief aus: Es ist nur ein einziger Satz, im Griechischen sogar nur zwei Worte, aber die haben es in sich. Du sollst mit dem Mund bekennen: Jesus ist der Herr. Oder auf Griechisch: Jesus ist der Kyrios. Wir kennen das Wort Kyrios ja aus dem „Kyrie eleison“, dem „Herr erbarme dich“ der heiligen Messe

Das Wort Kyrios ist die griechische Form des hebräischen Wortes „Adonai“. Und dieses Wort Adonai haben die Juden gebraucht, wenn sie von Gott sprachen. Im Alten Testament heißt der Gottesname eigentlich „Jahwe“. Aber aus Sorge, sie könnten den Namen Gottes „Jahwe“ leichtfertig aussprechen und damit das zweite der 10 Gebote übertreten, haben sie aus lauter Angst, gar nicht mehr den Namen „Jahwe“ ausgesprochen. Jedes Mal wenn in der Schrift „Jahwe“ geschrieben stand haben sie gesagt: „Adonai“, „Herr“. (Auch in der deutschen Einheitsübersetzung des Alten Testamentes ist das Wort „Jahwe“ fast immer mit „Herr“ wiedergegeben.)

Das bedeutet aber dann für unsere Lesung aus dem Römerbrief: Wenn du als Glaubensbekenntnis mit dem Mund bekennten sollst: „Jesus ist der Kyrios, der Herr“, dann bekennst zu damit: Jesus ist Gott, Jesus ist der Sohn Gottes. Und das ist heute, in unserer Zeit gar nicht mehr so selbstverständlich. Es gibt viele Menschen, die heute Jesus bekennen als einen großen Propheten, das tun die Juden und die Moslems auch. Es gibt viele Menschen, die Jesus anerkennen als einen bedeutenden Menschen, genau so wie ja auch Napoleon oder Einstein bedeutende Persönlichkeiten sind. So wird Jesus in eine Reihe von großen Menschen gestellt.

Aber die zentrale Frage ist: Bekennst du dich dazu, dass Jesus der Sohn Gottes ist? Das ist die Mitte.

Ich möchte in diesem Zusammenhang auch einmal sagen: Wenn heute zunehmend die Menschen (manchmal sogar Theologen) nicht mehr glauben wollen, dass dieser Jesus damals Wunder gewirkt hat, und dass er auch heute noch Wunder wirkt, dann scheint das auf den ersten Augenblick nur etwas äußerliches zu sein. Ob man glauben kann, dass Jesus die Brotvermehrung gewirkt hat, dass er den Sturm gestillt hat, dass der Tote auferweckt hat. Aber wer die Wunder anknabbert, wer die Botschaft der Bibel in diesem Punkt in Frage stellt, der wird irgendwann bei der Frage landen: Kannst du noch glauben, dass Jesus der Sohn Gottes ist?

 

„Jesus ist der Herr!“ Dieses Bekenntnis bedeutet aber auch noch etwas anderes. Im Umkehrschluss heißt das doch: Wenn ich anerkenne und bekenne, dass Jesus der Herr ist, dann bedeutet das auch: Er darf der Herr meines Lebens sein. Er darf über mich verfügen. Er darf mich kommandieren. Oder wie Paulus das immer wieder ausdrückt, wenn er von sich selber spricht: Ich bin Sklave Jesu Christi, ich bin Diener Jesu Christi.

Darf Jesus in dieser Weise in deinem Leben der Herr sein? Darf er über Dich verfügen? Oder wie die Gottesmutter Maria das ausdrückt, als der Engel zu ihr kommt: Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Kann ich noch Knecht sein, Diener sein, Magd sein, Sklave sein, über den Jesus frei verfügen kann? Diese Frage steht hinter diesem Glaubensbekenntnis.

 

Und schließlich kurz ein Drittes, was hinter diesen kurzen Glaubensbekenntnis steht „Jesus ist der Herr!" Damals als der Römerbrief geschrieben wurde, da war der Herr, der Kyrios, der Kaiser in Rom. Er nahm für sich in Anspruch: „Kyrios ist der Kaiser!“ Der Kaiser ist der Herr.

Demgegenüber haben die Christen, hat Paulus ganz ausdrücklich gesagt: „Herr ist Jesus Christus!“ „Herr“ sind nicht die Mächtigen dieser Welt, weder die Mächtigen der Politik, noch die Mächtigen in den Medien, noch die Mächtigen der Wirtschaft, oder den Verwaltungen. „Herr ist Jesus Christus!“ Ihm gegenüber bin ich dienstbar, ihm gegenüber bin ich verantwortlich.

 

Auf dieses Bekenntnis, auf diese Mitte sollten wir uns auch am Beginn der Fastenzeit und den Verlauf dieser 40 Tage neu besinnen: Ist Jesus der Herr in meinem Leben? Brauchte es bei mir vielleicht eine neue Form der Hingabe, wo ich mein Verhältnis zu diesem Jesus wieder neu bestimme, wo ich es mir wieder eine Herzensangelegenheit sein lasse: Jesus lebt. Und wo ich es mir auch eine Sache des Bekenntnisses nach außen sein lasse: Er ist mein Herr. Kann man das an meinen Worten, an meinen Lebensstil ablesen, dass er der Herr ist, dass er über mich verfügt?

Das sollten wir neu einüben. Dazu steht dieser Lesungstext am Anfang der Fastenzeit.

Und hier einmal einen Blick auf die Feier der Osternacht: Wenn wir die Lesung dieses ersten Fastensonntags zum Anlass nehmen, uns in diesen 40 Tagen wieder darin einzuüben, dass Jesus der Herr sein darf, dann bekommt die Tauferneuerung in der Osternacht, die wir alle gemeinsam als Gemeinde vollziehen, einen ganz neuen Stellenwert. Dann wird sie nicht mehr nur so vollzogen, weil es eben dazugehört, ohne dass man sich groß etwas dabei denkt. Nein, dann ist die Tauferneuerung das Ende eines Glaubensweges, der heute, am 1. Fastensonntag beginnt. Amen.

 

Zurück zum Seitenanfang