Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

20. Sonntag B
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Über Predigten auf Kassetten informieren Sie sich

unter dem Stichwort Kassettendienst .

Predigt zum Evangelium:   Joh 6,51-58

siehe auch:  Fronleichnam A:  Joh 6,51-58

siehe auch Kinderpredigt:    "Brot des Lebens"

Predigttext:      Joh 6,51-58

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Vielleicht erinnern Sie sich noch: Fünftausend Männer waren bei der Brotvermehrung satt geworden, die Frauen und Kinder gar nicht mitgezählt. Jesus hatte fünf Brote und zwei Fische, und Fünftausend wurden satt. Und es blieben noch zwölf Körbe voll übrig. Wundert es uns da, dass die Menschen kamen und Jesus zum König machen wollten? Wenn der unser König ist, dann ist eines der ganz großen Probleme der Menschheit gelöst, nämlich die Frage nach dem Hunger in der Welt.

 

Und dann kommt das Eigenartige. Sie wollen ihn zum König machen, es wäre für Jesus die Chance gewesen, groß raus zu kommen. Aber Jesus flieht auf einen Berg. Er reißt sich von der Menge los und geht auf einen Berg.

 

Als sie ihn dann suchen, hält er ihnen eine lange Rede, aus der wir heute einen Abschnitt gehört haben. Jesus muss ihnen klar machen: Ihr habt überhaupt nicht verstanden, worum es bei der Brotvermehrung geht. Ihr wollt nur satt werden, aber die Brotvermehrung, dass aus fünf belegten Broten Fünftausend satt werden, ist ein Zeichen. Das ist nicht eine Show, die ich da abgezogen habe, sondern es ist ein Zeichen, das auf etwas anderes, tieferes hinzeigen will.

 

Als der Sohn Gottes die Herrlichkeit des Himmels verließ und Mensch wurde, da ist er ja nicht auf diese Erde gekommen, damit die Bäcker arbeitslos werden. Es geht um etwas Anderes.

Es gibt in dieser Welt einen Hunger, der ist größer als der Hunger nach Brot und Nahrung. Damals zur Zeit Jesu hat man das etwas altertümlich ausgedrückt. Es ist der Hunger nach dem „ewigen Leben“ oder nach dem „Leben in Fülle“. Heute würde man vielleicht sagen: Es ist der Hunger, die Sehnsucht nach einem sinnerfüllten Leben. Und diesen Hunger nach einem sinnerfüllten Leben möchte Jesus stillen.

Es ist die Sehnsucht danach, dass man am Ende seines Lebens sagen kann: Es war gut, dass ich gelebt habe, dass ich auf dieser Erde gewesen bin. Dass man am Ende eines Tages sagen kann: Das war heute ein gelungener Tag.

Die Sehnsucht danach, einen Menschen zu haben, der mich liebt, der zu mir Ja sagt, auf den ich mich verlassen kann.

Die Sehnsucht, dass ich auch dann noch angenommen bin, wenn ich vielleicht das Vertrauen des Anderen missbraucht habe, wenn ich Versager bin, wenn ich schuldig geworden bin. Dass ich dann nicht abgestempelt werde, sondern dass ich auch dann noch jemanden habe, der zu mir steht. Das ist die tiefste Sehnsucht des Menschen.

 

Wir haben in den letzten Jahrzehnten in unseren Kirchen durch die großen Werke „Adveniat“, „Misereor“, „Brot für die Welt“ sehr viel Wert darauf gelegt, dass der leibliche Hunger der Menschen gestillt wird, und das ist gut. Aber ich habe Sorge, ob wir nicht manchmal dabei vergessen haben, den Hunger nach dem Sinn des Lebens zu stillen. Oder warum scheitern heute so viele Menschen in unseren zivilisierten Ländern? Vielleicht, weil dieser Hunger nicht gestillt worden ist.

 

Da kommt heute Jesus im Evangelium und sagt in einem schlichten Bildwort: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben“, oder um es in heutiger Sprache zu sagen: dem garantiere ich ein sinnerfülltes Leben. Nur so ein schlichtes Bildwort.

 

Das Furchtbare bei diesem Hunger nach dem Sinn des Lebens liegt darin, dass dieser Hunger praktisch innerweltlich nicht zu stillen ist. Was unternehmen heute Menschen alles, um ein erfülltes Leben zu haben, alle möglichen Versenkungs- und Meditationspraktiken bis hin zu Drogen, wo man Bewusstseinserweiterung betreibt. Wie viele sexuelle Praktiken sind letztendlich nur eine Suche nach der Erfüllung des Lebens. Manche erschlagen sich mit Alkohol, mit einer ständigen Geräuschkulisse. Manche unternehmen große Reisen, betreiben aufwendige Hobbys, und es ist letztlich immer nur die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben.

Und das Furchtbare ist: Wenn du meinst: Jetzt habe ich es, dann ist dieser Hunger immer noch größer. Dieser letzte Hunger nach dem Sinn des Lebens, kann nur gestillt werden durch Gott. Der große Bischof des Altertums, Augustinus, der lange Zeit seines Lebens ein Suchender war, sagt schließlich als Fazit seiner Suche nach dem Sinn des Lebens: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“

 

Damit werden uns die anderen Dinge nicht madig gemacht, ganz im Gegenteil, nur darf ich von den irdischen Dingen nicht die letzte Erfüllung erwarten, sonst werde ich immer enttäuscht. Nur der Eine, der sagen kann: „Ich bin das Brot des Lebens“, der garantiert auch dann noch ein erfülltes Leben, wenn irdisch gesehen alles daneben geht.

 

Und damit das nicht nur eine Theorie bleibt, sagt Jesus in diesem Abschnitt im Johannesevangelium: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt ...“, und er nimmt damit ganz deutlich Bezug auch auf die Feier der Eucharistie, die seit den Tagen der frühen Kirche gefeiert wurde.

In jeder heiligen Messe wird Dir das Brot des Lebens gereicht, der Leib Christi. Und wenn du ihn empfängst, Jesus Christus, und wenn Du das „Amen“ dazu sagst, dann bedeutet dieses letztlich: Ja, ich erwarte die Erfüllung meines Leben von dir, o Herr. Das ist das Geheimnis.

 

Ich möchte schließen mit einer kleinen Anekdote, aber es ist eine wahre Begebenheit: Ich bin einmal als Kaplan mit einer Jugendgruppe in Lemgo in Ostwestfalen gewesen auf einer Fahrradtour. Damals haben wir an einem Auto hinten einen Aufkleber gesehen. Da stand auf dem Aufkleber: „Jesus sagt: Ich bin das Brot des Lebens.“

Und wie Jugendliche manchmal so sind, haben die von außen einen Zettel darunter geklebt: „Lass es nicht verschimmeln!“   Amen.

 

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