Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

25. Sonntag B
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Predigt zur 2. Lesung  Jak 3,16 - 4,3

Predigt zum Evangelium  Mk 9,30-37

Predigttext:   Jak 3,16 – 4,3

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Wenn in einer Kirchengemeinde ein Pfarrerwechsel ansteht und der Bischof die Pfarrstelle neu besetzen muss, dann wird normalerweise von den gewählten Gremien der Pfarrei ein so genanntes Gemeindeprofil erstellt und dem Bischof zugeschickt, damit der Bischof sich ein Bild machen kann, wie es jetzt in dieser Pfarrei aussieht, damit er dann möglicherweise, wenn es klappt, einen passenden Pfarrer für diese konkrete Gemeinde findet. Es wird ein Gemeindeprofil erstellt, die wesentlichen Kennzeichen der Gemeinde.

 

Wenn man heute die Lesung aus dem Jakobusbrief hört, dann könnte man fast sagen: Es ist so, als ob der Jakobus ein Gemeindeprofil erstellt, und es der Gemeinde zuschickt. Jakobus ist ein ganz handgreiflicher Mann. Er kommt gleich zur Sache, er redet keine frommen Sprüche, sondern er sagt genau, was er meint.

 

Da schreibt Jakobus in seinem Gemeindeprofil: „Wo Eifersucht und Ehrgeiz herrschen, da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art. Woher kommen die Kriege bei euch?“ Nicht die Kriege allgemein, sondern in der Gemeinde. „Woher kommen die Kriege bei euch, woher die Streitigkeiten? Doch nur vom Kampf der Leidenschaften in eurem Innern. Ihr begehrt, und erhaltet doch nichts, also mordet ihr. Ihr seid eifersüchtig. Ihr habt dennoch nichts erreicht, also streitet ihr und führt Krieg.“ Ein Gemeindeprofil.

Jakobus schaut auf die Gemeinde, und er sieht, um es mit einem Wort zu sagen, die Gemeinde im Kriegszustand. Da gibt es Streit, Eifersucht, ständigen Kleinkrieg innerhalb der Gemeinde.

Wenn der Jakobus heute unserem Bischof ein Gemeindeprofil von unserer Gemeinde schicken würde, würde er unsere Gemeinde auch im Kriegszustand sehen? Als ich vor Jahren als neuer Pfarrer in eine Gemeinde kam, hat der Pfarrgemeinderat mir in seiner ersten Sitzung mit einem Satz versucht, die Gemeinde zu charakterisieren. Das hat mich damals sehr nachdenklich gemacht. Da hieß es: Hier in der Gemeinde gibt es eine Menge guter Aktivitäten und Initiativen von Einzelnen, von Gruppierungen, von Verbänden, eine ganze Menge von guten Aktivitäten. Aber die meisten Aktivitäten laufen aneinander vorbei, nebeneinander her. Manchmal gibt es sogar ein richtiges Gegeneinander und dadurch wird vieles blockiert.  

Ist das vielleicht auch die Situation unserer Gemeinde, Kriegszustand? Wie viele Einzelne in einer Gemeinde können nicht mehr miteinander. Da ist irgendwann einmal etwas gewesen, man hat ein böses Wort gesagt, und dann sagt der Andere, oder er denkt zumindest: Der ist für mich gestorben. Der ist für mich gestorben, der ist für mich tot. Wir morden heute nicht mehr mit Waffen, sondern mit kalter Verachtung. Der ist für mich gestorben.

Überlegen sie einmal wie viele Eifersüchteleien in unseren Verbänden in unseren Gruppierungen da sind, die viele Initiativen blockieren. Und wie viele versteckte Machtkämpfe da ausgetragen werden. Sei es, das Mitarbeiter auf ihrem Posten kleben und einfach ihre Verantwortung nicht abgeben können. Der eine gönnt dem anderen nichts. Wie oft wird dadurch die Arbeit in den Gruppierungen und Verbänden erschwert, wenn nicht sogar manchmal unmöglich gemacht.

Oder in einem anderen Bereich. Wie oft ist das bei uns so, wenn Menschen zusammen sind, sei es auf einer Versammlung, sei es bei einem Glas Bier, oder wenn man nur auf der Straße steht, in welcher Weise dann über Dritte geredet wird. Manchmal sind das nur Verdrehungen und Vermutungen und Unterstellungen. Aber irgendwann trifft es den Anderen, und er gehet daran kaputt. Ich könnte ein Dutzend von Beispielen nennen, das würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen. Was glauben Sie, wie viele Wunden da geschlagen werden, die nur ganz schwer wieder heilen. Und mancher bleibt dabei auf der Strecke. Kriegszustand!

Und in diesem Zusammenhang muss man auch einmal sagen: Manche kommunalpolitischen Äußerung, gelegentlich auch aus kirchlichen Kreisen, kommen in biederem Gewand daher. Und wenn du einmal genau hin schaust, dann ist es reine Polemik. Polemik ist ein Fremdwort aus dem Griechischen. Es heißt auf deutsch Kriegszustand.

Ich habe im Urlaub einen Pfarrer getroffen aus der Gegend von Passau, der hat mir, als wir abends bei einem Bier zusammen saßen, fast unter Tränen gesagt: „Es ist unerträglich in den Gemeinden. Die Leute werden immer aggressiver, angriffslustiger. Da habe ich einmal vergessen eine Messintention vorzulesen. Dann haben die Leute angerufen und haben eine Schimpftirade losgelassen, die sich gewaschen hat.“ Das gibt es in anderen Gemeinde auch. Kriegszustand!

 

Jakobus geht noch einen Schritt weiter. Woher kommen denn die Kriege bei euch? Dass es Kriege gibt, steht außer Frage. Aber woher kommen denn diese Kriege bei euch, woher die Streitigkeiten?

Da schreibt er als Antwort: „Sie kommen vom Kampf der Leidenschaften, der Begierden in eurem Innern. Ihr begehrt, und erhaltet nichts, also mordet ihr und seid eifersüchtig.“

Es kommt vom Kampf der Begierden in unserem Innern. Das heißt: Wenn ich meinen Willen, meine Vorstellungen, meine Pläne, meine Gedanken nicht durchsetzen kann, dann werde ich sauer, dann reagiere ich aggressiv, dann fange ich an zu streiten.

Ganz praktisch: Wenn jemand in seiner Pfarrgemeinde am Samstagnachmittag nicht seine Trauung bekommt zu der Zeit, die er möchte, oder seine Silberhochzeit oder was auch immer, dann wird die Tür zugeknallt, und dann heißt es: Ich trete aus der Kirche aus. Das ist Kampfansage.

Oder ein anderes Beispiel. Man konnte vor einiger Zeit in der Zeitung lesen: Wenn jemand seine Beerdigung nicht so bekommt, wie er sie gerne hätte, dann werden Leserbriefe geschrieben die unter Umständen tödlich sind für das Zusammenlegen in der Pfarrgemeinde. Solche Dinge vergessen wir meistens sehr schnell. Das kommt daher, weil ich meine Vorstellungen nicht durchsetzen kann. Wenn das in einem Verein oder in einer Gruppe so geht, dann heißt es: Ich werfe die Klamotten hin: Macht doch euren Kram alleine. So geht es dann. Das ist Kampf. Und letztlich steckt dahinter der Egoismus, wo sich alles um mich dreht, wo ich meine Vorstellungen, meine Pläne und meine Wünsche verwirklichen will. Und wenn das nicht geht, dann ist eben Kampf.

 

An dieser Stelle macht Jakobus auf einmal eine ganz eigenartige Bemerkung, die gar nicht in den Rahmen passt, die aber sehr wichtig ist. Da schreibt er: „Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet.“ Das griechische Wort, das da steht für ‚bitten’ heißt: Gott bitten im Gebet. „Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet.“

Hier kommt auf einmal Gott ins Spiel. Und hier stellt sich eine ganz wichtige Frage auch für das Zusammenleben in der Gemeinde. Haben wir unseren Blick auf uns gerichtet, auf das, was wir gerne möchten, wie wir uns das denken, oder lernen wir es, alle gemeinsam unseren Blick auf Gott zu richten. Lernen wir es, im praktischen Alltag Dinge von ihm zu erwarten und von ihm zu erbitten, die wir nicht kämpferisch durchsetzen müssen.

Eine Gemeinde, eine christliche Gemeinde, ist entweder Krieg führende Gemeinde, oder aber sie lernt es, ihren Blick auf Gott zu richten, auf seine Wünsche, auf seine Pläne und auf seine Anliegen, um die wir uns gemeinsam bemühen.

 

Zum Schluss noch einen kurzen Seitenblick ins Evangelium dieses Sonntags. Da fragt Jesus seine Jünger, und das ist scheinbar eine total unverfängliche Frage: „Worüber habt ihr unterwegs miteinander gesprochen?“ Eine ganz unverfängliche Frage. Aber dann ganz betretenes Schweigen. Sie hatten nämlich unterwegs darüber gestritten, wer der Größte sei. Da hat es Ärger gegeben. Stell Dir vor, Jesus würde Dich fragen im Blick auf die letzte Woche oder die letzten Tage: „Worüber habt ihr unterwegs miteinander gesprochen, so beiläufig?“ Ob wir dann vielleicht auch betreten schweigen müssten?   Amen!

 

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Predigttext:      Mk 9,30-37

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Menschen haben manchmal quälende und bohrende Fragen an Gott: Wie kann Gott das zulassen, beispielsweise, dass durch eine Naturkatastrophe hunderte, tausende von Menschen ums Leben kommen, oft darunter viele unschuldige Kinder? Oder: Wie kann Jesus das zulassen, dass die Kirche, sein Leib, aufgespaltet ist in hunderte von Konfessionen, die sich zum Teil sogar bekämpfen? Oder aber auch im persönlichen Leben. Wenn Menschen wirklich von Not gebeutelt sind, dann kommt oft die Frage: Warum ausgerechnet wir? Wir haben uns bemüht, unser Leben nach dem Willen Gottes zu gestalten. Warum trifft es ausgerechnet immer uns? Bohrende und quälende Fragen der Menschen an Gott.

Aber es gibt auch das Umgekehrte, dass Gott Fragen an den Menschen hat. Und wenn man einmal die Bibel liest und danach Ausschau hält, wo Gott die Menschen fragt, dann scheinen diese Fragen, die Gott den Menschen stellt, auf den ersten Blick immer ganz belanglos zu sein. Erst beim näheren Hinschauen merkt man, dass es diese Fragen in sich haben.

Gleich auf den ersten Seiten der Bibel, im Alten Testament, da ruft Gott ins Paradies hinein: „Adam wo bist du?“ Das scheint eine ganz unverfängliche Frage zu sein, Adam wo bist du? Aber diese Frage Gottes zeigt, dass das Verhältnis des Menschen zu Gott durch die Sünde zerbrochen war. Der Mensch hatte nicht mehr Gemeinschaft mit Gott.

 

Und heute im Evangelium wieder so eine ganz belanglose Frage. Da fragt Jesus die Jünger, als er mit ihnen zu Hause ist: „Sagt mal, worüber habt ihr unterwegs miteinander gesprochen?“ Wenn irgendjemand die Jünger gefragt hätte: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?, die hätten schon Auskunft gegeben. Aber als Jesus sie fragt: „Worüber habt ihr unterwegs miteinander gesprochen?“, da ist auf einmal betretenes Schweigen. Da wird auf einmal das Innerste des Herzens der Jünger aufgedeckt. Sie hatten nämlich gerade unterwegs darüber gesprochen, bzw. gestritten, wer von ihnen der Größte ist.

Nun kann man ja sagen: das ist ganz menschlich. Aber das Peinliche an der ganzen Sache war: Gerade vorher, bevor sie darüber streiten, wer der größte ist, gerade vorher hatte Jesus den Jüngern erklärt, dass er den Weg der Erniedrigung geht, den kleinen Weg geht. Dass er den Menschen ausgeliefert wird, und dass er am Kreuz sterben wird. Und nachdem er ihnen erklärt hatte, dass er den Weg der Erniedrigung geht, kommen die Jünger daher und streiten darüber, wer der Größte ist. Da kann man sich schon vorstellen, dass betretenes Schweigen herrscht, als Jesus sie fragt: „Worüber habt ihr unterwegs miteinander gesprochen?“ Stell Dir einmal vor, Jesus würde uns heute fragen: „Worüber habt ihr unterwegs miteinander gesprochen, als ihr zur Kirche gegangen seid, heute morgen beim Frühstück? So beiläufig: Worüber habt ihr unterwegs miteinander gesprochen? Müssten wir möglicherweise auch peinlich berührt schweigen, wenn Jesus uns fragen würde?

Ich kann mich erinnern, ich bin einmal im Urlaub in einem Gottesdienst gewesen. Ich kam ein bisschen zu spät und stand hinten in der Kirche, und dann habe ich das mitgekriegt. Die ganze Messe hindurch haben sich die Männer hinten über die Schweinepreise unterhalten. Das habe ich übrigens bei der Fronleichnamsprozession auch schon so miterlebt. Als ich mit dem Allerheiligsten unter dem Baldachin ging, liefen hinter mir die Männer, und die unterhielten sich die ganze Zeit über die Agrarpreise. Das zum Thema: Worüber habt ihr unterwegs miteinander gesprochen?

 

Aber nun muss man sagen: Gott sei Dank fragt Jesus uns nicht.  --  Oder fragt er vielleicht doch? Jesus hat im Evangelium einmal gesagt: Der Mensch wird einmal über jedes Wort Rechenschaft ablegen müssen das er gesprochen hat, so beiläufig gesprochen hat.

Warum ist Jesus eigentlich so sehr daran interessiert, was wir so beiläufig miteinander unterwegs erzählen? Das kann ich Ihnen sagen. Im Neuen Testament steht ein Wort Jesu, das bei uns im Deutschen zum Sprichwort geworden ist, das sie alle kennen: „Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über.“ Jesus ist an deinem Herzen interessiert. Und das, was wir so ständig beiläufig erzählen, das zeigt, was in unserem Herzen ist, was uns in unserem Herzen wichtig ist.

Ich will es einmal ganz praktisch sagen: Wenn jemand ständig nur übers Geld redet, ob es der Pfarrer ist oder nur ein Gemeindemitglied, dann muss der wirklich einmal prüfen, ob in seinem Herzen der Götze nicht Mammon heißt. Wenn man immer nur vom Geld redet.

Oder ich kann mich erinnern: In meiner Schulzeit habe ich in den Ferien in einem Kalksandsteinwerk gearbeitet, um mir Taschengeld zu verdienen. Wenn ich dann montags morgens zur Arbeit kam, erzählten die Arbeitskollegen dann ihre Zoten, die Bettgeschichten vom Wochenende. Wie die über Frauen gesprochen haben, das war so menschenverachtend, es war schlimm. Und einer wollte den anderen immer noch übertrumpfen. Und irgendwann wurde es mir zu bunt. Da habe ich zu einem gesagt: „Was muss in deinem Herzen ein Schmutz sein, wenn soviel Unflat aus deinem Mund raus kommt.“ Der wurde knallrot und hat nie wieder etwas gesagt.

Oder ein anderes Beispiel: Wenn wir immer nur so beiläufig über andere Leute reden, das ist ja so beliebt. Neben dem Wetter ist das ja das beliebteste Thema. Und dann ist es unter Umständen vollkommen egal, ob das stimmt, ob das halb wahr ist, oder ob es vielleicht erfunden ist. Ich hab das nur so gehört, ich weiß nicht ob es stimmt. Aber es wird über den anderen geredet. Und wie viel liebloses Gerede ist dann dabei, und wie viel Menschliches geht dabei in die Brüche. Da muss man wieder fragen: Was muss in einem Menschen vor sich gehen, der immer nur so über andere herzieht, wo solches liebloses Gerede das Hauptgesprächsthema ist? Wie viel Lieblosigkeit, Bitterkeit, vielleicht aber auch Einsamkeit muss im Herzen eines solchen Menschen sein?

Aber jetzt einmal die Gegenfrage. Kommt das eigentlich vor, wenn wir unterwegs so ganz beiläufig miteinander sprechen, dass da auch einmal über Jesus gesprochen wird? Kommt das vor, wenigstens gelegentlich? Oder kommt das nicht vor? Ich befürchte, es kommt praktisch nicht vor. Könnte das ein Indiz dafür sein, dass in unserem Herzen für Jesus im Grunde genommen kein Platz ist. Sonntags im Gottesdienst ja, aber ansonsten im normalen Leben? Ist da für ihn noch Platz? Wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. Die Apostel in der Apostelgeschichte konnten sagen: „Wir können nicht schweigen von dem, was wir gehört und gesehen haben“, was wir erlebt haben mit Jesus. Wir heute können in der Regel ganz gut darüber schweigen. Lass heute diese Frage ganz einfach einmal an Dich heran kommen. Ganz ehrlich, lass Dich einmal von Jesus fragen: „Worüber habt ihr unterwegs miteinander gesprochen?“    Amen.

 

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