Pfarrer Karl Sendker  

 

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Predigt zum Evangelium:   Lk 17,11-19    mp3    Video

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Predigttext:      Lk 17,11-19

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Ein hoffnungsloser Fall! So hat man damals einen Aussätzigen gesehen.

Ein hoffnungsloser Fall, so sagten die Ärzte, denn Aussatz galt damals als unheilbar.

Ein hoffnungsloser Fall, sagen die Familienangehörigen und stoßen ihn aus, weil Aussatz extrem ansteckend war.

Ein hoffnungsloser Fall, sagte auch das Gesundheitsamt, das waren damals die Priester. Und sie haben die Aussätzigen aus den Ortschaften verbannt. Die mussten draußen irgendwo in einer Höhle übernachten und wohnen; sie durften sich nicht den Menschen nähern. Und wenn Menschen einem Aussätzigen nahe kamen, dann musste der mit lauter Stimme rufen: „Unrein, unrein!“, dass sie ja keinen Kontakt mit den Menschen bekamen.

Ein hoffnungsloser Fall! Besser tot sein als aussätzig. Aussätzig, das war so wie lebendig und doch schon tot. Ein hoffnungsloser Fall!

 

Heute ist Aussatz heilbar. Aber wie oft kommen heute Menschen mit anderen Dingen und sagen: Mein Fall ist hoffnungslos. Ob es heute andere Krankheiten sind, wie Multiple Sklerose, Krebs, Aids oder andere Dinge mehr. Mein Fall ist hoffnungslos. Da kann mir auch kein Arzt mehr helfen. ‚Die Ärzte haben mich aufgegeben. „Da kann Gott mir auch nicht mehr helfen“, kommt dann oft hinterher. Mein Fall ist hoffnungslos!

Oder manchmal Situationen in Familien, wo es Streit gegeben hat zwischen den Angehörigen. Das ist so aussichtslos, es ist alles so verworren.

Oder auch, dass man mit eigenen Sünden, mit eigenen Fehlern nicht fertig wird. Immer wieder fällt man in die gleiche Sünde zurück.

Ein hoffnungsloser Fall! Wie oft ist mir das schon begegnet. Mein Fall ist aussichtslos, da kann man nichts mehr machen; das muss man einfach hinnehmen. Ich denke zum Beispiel auch an manche Form von Drogenabhängigkeit heute. Da hast du zwei Entziehungskuren hinter dir, vielleicht eine dritte, und es hat nichts gebracht, du bist immer wieder zurückgefallen. Aussichtslos!

 

Aber, und das ist das Zweite in diesem Evangelium: Am Ende heißt es aus dem Munde Jesu: Dein Glaube hat dich geheilt.

Schwestern und Brüder, wir haben einen Gott, für den es absolut keinen aussichtslosen, hoffnungslosen Fall gibt. Wir haben einen Gott, der ist der Schöpfer des Himmels und der Erde, und von dem wird in der Bibel immer wieder gesagt: Für Gott ist kein Ding unmöglich! Und da steht auch kein „außer“ dabei. Ich sag das mal so deutlich. Wenn jemand in einer scheinbar - menschlich gesehen - aussichtslosen Lage ist, die Ärzte haben ihn aufgegeben. Lass dich nicht darauf ein zu sagen: „Da kann Gott auch nicht mehr helfen.“ Unser Gott kann! Das ist das Große, das hinter jeder Botschaft des Evangeliums steht. Unser Gott kann retten, kann helfen. Es gibt für ihn keine aussichtslose Situation.

 

Wie hilft Gott? Eigenartigerweise sagt Jesus hier an dieser Stelle und an vielen anderen Stellen nicht: „Ich habe dir geholfen“, sondern er sagt: „Dein Glaube hat dir geholfen!“ Es war dein Glaube, der dir geholfen hat. Es heißt an anderer Stelle auch umgekehrt: „Jesus konnte an diesem Ort keine Wunder wirken wegen ihres Unglaubens.“ Es hängt ein ganzes Stück auch an unserem Glauben.

Wie sieht der Glaube dieser Aussätzigen praktisch aus? Der erste Schritt des Glaubens bestand schon darin, dass sie Jesus sehen, und sie sagen nicht: „Unrein, unrein!“ Sie rufen ihm zu: „Jesus, erbarme dich unser.“ Sie trauen diesem Jesus von Nazareth zu, dass er ihre scheinbar unheilbare Situation heil machen kann. Und das war damals etwas Außergewöhnliches.

Die Frage an uns ist: Kann Gott unser Schreien noch hören? Oder sagen wir auch mit einem Achselzucken: Da kann Gott nichts mehr machen. „Jesus erbarme dich meiner.“

Aber dann kommt der eigentliche Schritt des Glaubens, der uns fällt oft so schwer fällt. Als Jesus das hört, sagt er zu den zehn Männern: „Geht zum Gesundheitsamt; zeigt euch den Priestern.“ Und diese zehn Männer gehen los zu den Priestern, obwohl der Aussatz noch da ist. Es heißt nämlich: „Während sie unterwegs waren wurden sie rein.“  

Das ist unser Problem. Wir möchten immer erst, - mit diesem Evangelium gesprochen, - dass der Aussatz weg ist. Und dann gehen wir hin. Nein, weil Jesus gesagt hat: „So wie ihr jetzt seid, geht zu den Priestern, zur Gesundheitsbehörde und zeigt euch ihnen“, gehen die Leute einfach los, auf sein Wort hin.

Das erinnert mich an die Stelle vom reichen Fischfang: „Auf dein Wort hin“, sagt Petrus, „will ich die Netze noch einmal auswerfen.“ Auch das war eine scheinbar unmögliche Situation. Oder ich erinnere mich an eine Stelle aus dem Alten Testament. Als Israel aus Ägypten herausgeführt wird, stehen sie vor dem gelobten Land. Nur noch der Jordan liegt dazwischen. Normalerweise ist der Jordan nur ein kleines Flüsschen, aber er war gerade über die Ufer getreten. Das steht so ausdrücklich dabei. Und dann hat Gott gesagt: Die Priester mit der Bundeslade sollen vorangehen. Und wenn eure Fußsohlen das Wasser berühren, wird sich der Jordan teilen, und sie werden trockenen Fußes hindurchgehen.

Wissen Sie, bis zum Jordan zu gehen, das ist ganz leicht. Aber wenn du zwei Zentimeter davor stehst, und das Wasser ist immer noch da! --- Aber Gott hat ja auch gesagt: In dem Augenblick, wo die Fußsohlen das Wasser berühren ... Und dieser letzte Schritt, der fällt uns so schwer.

Ich habe in den letzten Tagen von einem Gymnasiasten gehört, der ein ziemlich mittelmäßiger Schüler ist. Ich kenne ihn persönlich kaum. Der hat sich durch Mogeln immer so gerade über Wasser halten können, die ganzen Jahre hindurch. Und der liest die Bibel, und der Bibelplan, nach dem er jeden Tag die Bibel liest, da stand etwas drin über Wahrhaftigkeit.

Dieser Schüler sagte mit daraufhin am Telefon: Das Thema ‚Wahrhaftigkeit’ war vor einiger Zeit schon einmal dran, und da hat Gott mir klargemacht: Was ich in der Schule mache, ist nicht im Willen Gottes, dieses dauernde Arbeiten mit Pfuschzetteln und mit Mogelzetteln.

Auf dieses Wort Gottes hin hat er dann seine ganzen Mogelzettel zu Hause gelassen; er hat nicht mehr damit gearbeitet. Und Gott hat diesen Glaubensschritt geehrt. Dem geht es heute in der Schule besser als vorher. Nicht weil er jetzt die Hände in den Schoß legen kann, aber er hat einfach einen Glaubensschritt getan, weil Gott ihm das klar gemacht hatte.

Überall dort, wo Menschen dem Wort Gottes gegenüber gehorsam sind, da erleben sie Wunder. Aber das fällt uns eben so schwer. Wir möchten immer erst, dass etwas passiert, und dann wollen wir glauben.

 

Und schließlich ein Drittes. Zehn werden geheilt, und nur einer kehrt um und dankt dafür. Mal ganz ehrlich unter uns gestandenen Katholiken: Ist das nicht unsere Situation auch? Neunzig Prozent sagen doch bei uns dem lieben Gott immer: „Bitte, bitte, hilf mir da und gib mir dort!“ Und wenn wir mal zehn Prozent auch Dankeschön sagen, dann ist das wahrscheinlich genau unsere Situation.

Vielleicht ist das in den Augen Gottes so ein Fall, wo Gott sagt: „Ein hoffnungsloser Fall!“ Wer weiß? Da hat sich in Jahrtausenden hat sich nichts geändert.

Übrigens, wissen Sie, was heute auch noch genauso ist? Damals sagt Jesus: „... und dieser eine, der zurückkommt, war ein Samariter“, ein Fremder, der zu einer Sekte gehörte, würde man heute sagen, vielleicht zu den Zeugen Jehovas. Der hat gedankt. Wissen Sie, was mir aufgefallen ist: Die kirchlichen, christlichen Gruppen, auf die wir Katholiken immer so ein bisschen abwertend runterschauen, die Sekten, die Freikirchen, die Baptisten usw.: Ich habe nirgendwo in christlichen Kreisen Gott gegenüber eine solche tiefe Dankbarkeit gefunden wie in diesen Gruppen, auf die wir manchmal so runterschauen. Auch das hat sich bis heute nicht geändert. Zehn wurden geheilt, und nur einer hat gedankt.

Wir feiern in diesem Gottesdienst ‚Eucharistie’, das heißt deutsch ‚Danksagung’. Und ich möchte sie wirklich herzlich einladen: Gleich während des Kommuniongangs und nach der Kommunion, wollen wir heute eine Zeit der Stille halten, wo auch die Orgel nicht spielt. Überlegen Sie einmal: Wofür könnte und sollte ich Gott heute danken, in meinem persönlichen Leben, in meiner Familie, in meinem Bekanntenkreis, in unserer Gemeinde? Wo gibt es Anlass, Gott zu danken? Vielleicht findet Gott bei uns ja doch mehr als nur zehn Prozent.   Amen.

 

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