Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

3. Fastensonntag B
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Predigt zur 1. Lesung:   Ex 20,1-17     (Diese Predigt im MP3 Format)

Predigt zur 1. Lesung:  Ex 20,1-3.7-8.12-17   (nur MP3 Format)

Predigt zum Evangelium:   Joh 2,13-25     (Diese Predigt im MP3 Format)

Predigttext:      Ex 20,1-17

 

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Liebe Schwestern und Brüder!

 

Heute habe ich habe zu Beginn der Predigt eine Frage an die Kinder, die heute im Gottesdienst sind: Wer von euch hat das schon einmal erlebt: Da willst Du gerne etwas tun, und dann hat die Mama das verboten. Ich merke schon, dass viele von Euch lachen. Das war schon bei uns so, als ich noch Kind war. Und das schlimme ist, wenn die Mama etwas verboten hat, dann möchte man das besonders gerne tun, nicht wahr. Alles was verboten ist, möchte man besonders gern tun. Als ich noch Kind war, hat meine Mutter mir vieles verboten, nicht weil meine Mutter etwa böse war, sondern weil ich immer das Falsche wollte. Und ich weiß noch, dass ich einmal richtig sauer war und geschimpft habe: „Man darf ja überhaupt nichts. Alles ist zu Hause verboten.“

 

Aber dann hab ich gemerkt, dass das Verbot meiner Mutter richtig war. Ich will euch erzählen, wie das kam.

Ich war damals noch ein kleiner „Dreikäsehoch“, und wir bekamen zu Hause das erste elektrische Bügeleisen. Heute hat jede Familie ein elektrisches Bügeleisen. Aber damals war das noch eine Seltenheit. Und ich habe immer gestaunt: Wenn Mutter den Stecker in die Steckdose gesteckt hat, dann wurde das Bügeleisen warm. Verstanden hab ich das nicht. Vorher mussten wir das alte Bügeleisen immer auf den Herd stellen, damit es heiß wurde. Das konnte ich verstehen. Aber wenn Mutter den Stecker in die Steckdose steckte, dann wurde das Bügeleisen warm. Das hab ich einfach nicht verstanden.

Wisst Ihr, was ich gemacht habe? Ich bin auf einen Stuhl gestiegen - die Steckdosen waren damals immer ziemlich hoch an der Wand angebracht. Dann hab ich mit einer Taschenlampe in die Steckdose hineingeleuchtet. Ich dachte, da muss doch irgendwas drin sein, dass das Bügeleisen warm wird. Aber ich konnte nichts sehen.

Dann hab ich versucht, mit dem Finger in die Steckdose zu greifen. Mutter war entsetzt: „Steck bloß nicht den Finger in dies Steckdose! Das darf man nicht; dann kriegt man <einen gewischt>.“ Damals gab es noch keine Kindersicherung. Ich hab gedacht: „Schon wieder ein Verbot!“ Außerdem hab ich überhaupt nicht verstanden, was das heißt: „Dann kriegt man einen gewischt.“

Und dann war Mutter einmal nicht zu Hause, ich war ganz allein. Ich dachte: Mutter hat es zwar verboten, aber ich bin auf den Stuhl gestiegen, habe eine Stricknadel genommen und die Stricknadel in die Steckdose gesteckt. Ich habe gedacht, ich würde dann warm, weil das Bügeleisen ja auch warm geworden war.

Und in dem Augenblick, als ich die Stricknadel in die Steckdose gesteckt habe, gab es einen großen Funken. Ich habe <einen gewischt> gekriegt. Es hat furchtbar weh getan. Ich bin vom Stuhl geflogen bis in die Zimmerecke.

Jetzt wusste ich, warum die Mutter das verboten hatte. Es war eine schmerzliche Erfahrung. Nie wieder habe ich als kleines Kind gewagt, mit dem Finger auch nur in die Nähe der Steckdose zu kommen. Ich hatte gemerkt: das kann ganz schlimm werden.

 

Aber es ist noch einmal schlimmer gekommen. Ich hatte einen Freund, der war mit mir zusammen zur Schule gegangen. Er ist Franziskanerpater geworden, Missionar in Brasilien. Und mein Freund, der Albert, kam mit einem jungen Mann von der Missionsstation zu einem See. Am Ufer stand ein großes Schild: „Baden strengstens verboten! Lebensgefahr!“

Der junge Mann von der Missionsstation hat das gelesen und dachte sich: „Man darf auch nichts. Es soll wohl nicht so schlimm sein.“ Er geht ins Wasser und fängt an zu schwimmen. Nach wenigen Minuten kam er in einen Strudel und wurde runtergezogen. Mein Freund, der Pater Albert, ist hinterher gesprungen und wollte ihn rausziehen. Aber er hat es nicht geschafft. Sie sind beide runtergezogen worden und ertrunken.

Hätte der doch bloß auf dieses Schild geachtet: „Baden verboten!“, dann wären sie heute noch am Leben.

Also mit den Geboten ist das so eine Sache. Wie oft zeigt sich hinterher, wie sinnvoll das ist, wenn etwas verboten ist!

 

Ich weiß nicht, ob Ihr Kinder eben in der Lesung aufgepasst habt – aber das gilt für die Erwachsenen genauso. Gott hat den Menschen die zehn Gebote gegeben. Aber er hat die Gebote ja nicht gegeben, weil er uns den Spaß am Leben verderben will. Er hat uns diese Gebote gegeben, damit das Leben nicht Schaden leidet. Das Zusammenleben unter uns Menschen soll gelingen. Darum hat Gott uns die Gebote gegeben.

 

Da stand zum Beispiel: „Du sollst nicht lügen!“ Weißt Du: Wenn einer anfängt, zu lügen und der andere lügt auch, und einer nach dem anderen fängt an zu lügen, weißt Du, was dabei herauskommt: Man kann überhaupt keinem mehr vertrauen. Jeder hat dann Sorge, ob das wohl stimmt, was der andere sagt. Es kommt dadurch ganz viel Misstrauen und Not in die Welt.

 

Oder ein anderes Beispiel, wie viel Not dabei herauskommen kann, wenn man sich nicht an die Gebote Gottes hält: Gott hat in den zehn Geboten gesagt: „Du sollst nicht stehlen!“ Da geht ein Schüler ins Kaufhaus und sieht einen goldenen Kugelschreiber im Regal. Er klaut ihn. Er hat ihn schnell in die Tasche gesteckt, und keiner hat es gesehen. Nun kommt der Junge nach Hause und fängt mit dem goldenen Kugelschreiber an zu schreiben. Da fragt ihn die Mutter: „Sag mal, wo hast du denn den goldenen Kugelschreiber her?“ „Den hab ich mir gekauft.“ Zweite Sünde! Jetzt hat er auch noch gelogen. Die Mutter fragt weiter: „Woher hast du denn das Geld?“ Was soll er jetzt sagen? Er muss weiter lügen: „Das Geld hat Oma mir gegeben.“ Und wie es der ‚dumme Zufall’ will: An dem Nachmittag kommt die Oma zum Kaffee zu Besuch. Als sie zusammen am Tisch sitzen, sagt die Oma: „Du hast aber einen schönen Kugelschreiber.“ Und nun weiß der Junge nicht mehr, was er sagen soll. Jetzt kommt alles raus. Und das Ende war: Er hat eine Tracht Prügel gekriegt, weil er geklaut und gelogen hatte.

Es lohnt sich also, die Gebote zu halten damit das Leben und das Zusammenleben der Menschen gelingt.

 

Schwestern und Brüder, das ist nicht eine Angelegenheit für Kinder, sondern für uns alle. Wir haben uns angewöhnt, uns über die Gebote Gottes willkürlich hinwegzusetzen. Die gelten für uns nur noch, wenn sie uns in den Kram passen. Auf der anderen Seite wundern wir uns darüber, dass heute das Zusammenleben der Menschen katastrophale Züge annimmt.

Ich will nur auf eins hinweisen: Wir wundern uns, dass unser Wirtschaftssystem vorne und hinten nicht mehr trägt. Aber das beginnt damit, dass unser Wirtschaftssystem aufgebaut ist auf ‚Lügen und Betrügen’. Ich erinnere nur an ein Stichwort, das in der Werbung eine große Rolle spielt: die Mogelpackungen. Da wird dir durch die Werbung eingeredet, dass du ein Sonderangebot gekauft hast. Und wenn du es einmal genau vergleichst mit genauer Überprüfung der Grammangabe, dann merkst du: Du zahlst viel mehr als beim normalen Angebot.

Und so ist unser System oft auf Lügen und Betrügen aufgebaut. Wir setzen uns über die Anordnungen Gottes hinweg und wundern uns, dass unser Leben und unser Zusammenleben immer mehr scheitert. Hier liegt die Wurzel. Man kann die Gebote Gottes nicht ungestraft ständig übertreten.

 

Wenn Sie sich ein Fernsehgerät kaufen oder einen Videorekorder oder einen Computer, dann liegt da ein Herstellerhandbuch bei, eine Bedienungsanleitung. Und da steht oben ganz dick drauf: „Vor Inbetriebnahme bitte die Betriebsanleitung lesen!“ Ich muss die nicht lesen, ich kann es auch so probieren. Aber wenn ich dann z. B. den Hinweis nicht gelesen habe: „Vor dem Öffnen der Rückwand unbedingt den Netzstecker ziehen!!!“( mit dicken Rufzeichen), dann kriege ich möglicherweise vom Starkstrom <einen gewischt>.

Oder es steht in der Bedienungsanleitung, dass ich ein Fernsehgerät nicht in einen Schrank einbauen darf, weil der Hitzestau zu groß wird und es explodieren kann. Ich muss mich nicht daran halten, ich kann mich darüber hinwegsetzen, aber ich riskiere dann, dass das Fernsehgerät Schaden leidet.

Wenn ich mit einem Computer arbeiten will, ohne die Bedienungsanleitung zu lesen, dann wird er dadurch vielleicht nicht zerstört. Aber wahrscheinlich werde ich die vielen technischen Finessen gar nicht entdecken, die der Hersteller eingebaut hat.

 

Und sehen Sie: Der „Hersteller des Lebens“, der Schöpfer, hat so uns ein „Herstellerhandbuch“ in die Hand gegeben, nämlich die Heilige Schrift. Dieses Buch dient dazu, dass das Leben gelingen kann, dieses so zerbrechliche Leben und Zusammenleben der Menschen. Und es ist schon sinnvoll, sich an dieses „Herstellerhandbuch“ zu halten.

 

Übrigens: wenn Sie ein Fernsehgerät kaufen, dann ist normalerweise auch eine Garantiekarte dabei. Der Hersteller übernimmt Garantie. Und der „Hersteller des Lebens“, der Schöpfer, übernimmt auch Garantie. Aber denk daran, dass auf der Garantiekarte steht: Nur bei sachgerechter Benutzung. Sonst greift die Garantie nicht. Das gleich gilt in unserem Leben auch.   Amen.

 

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Predigttext:    Joh 2,13-25

 

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Liebe Schwestern und Brüder!

 

Ein unangenehmes Evangelium ist das, dieses Evangelium von der Tempelreinigung. Es passt überhaupt nicht in das Bild, das wir normalerweise von Jesus haben. Jesus, der gütig ist, Jesus, der sanftmütig ist, der für alle Verständnis hat, der über alles hinwegsieht, der Sünden vergibt …, und dann so etwas. Ein äußerst unangenehmes Evangelium. Ich habe mich dreiunddreißig Jahre gedrückt, über dieses Evangelium zu predigen. Aber irgendwann ist es dann einmal so weit.

Wenn Jesus wenigstens noch mit den Geldwechslern und mit den Verkäufern verhandelt hätte. Hätte er ihnen gesagt: „Sucht euch doch einen Platz zum Geldwechseln, wo ihr den Gottesdienst nicht stört“. Das hätte man dann ja noch verstehen können. Aber nein, er nimmt einfach ein paar Stricke, macht eine Geißel daraus, stößt die Tische um, und das Geld rollt überall hin. Die Verkäufer, die Rinder und die Schafe werden rausgetrieben. „Weg mit euch! Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle.“ Äußerst unangenehm.

 

Aber, man kann ja auch einmal die Frage stellen: Was würde Jesus machen, wenn er heute in unsere Tempel käme. Was würde Jesus machen, wenn er etwa in den Xantener Dom käme. Da steht hinten ein großer Stand, wo du alles mögliche kaufen kannst, Kunstbildbände, Aufkleber, alles mögliche. Würde er dann auch sagen: „Schafft das weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle“?

 

Man muss ja immer vor Augen haben: Was da im Tempel damals praktiziert wurde, das war ja etwas, was eigentlich geboten war. Die Leute sind ja zum Tempel gekommen, um ein Opfertier darzubringen. Und dann hat man eben im Tempelvorhof diese Opfertiere verkauft. Wenn die Leute aus allen möglichen Ländern nach Jerusalem kamen, dann konnten die ja nicht Stiere und Böcke mitbringen. Und so hat man die im Tempelvorhof kaufen können.

Oder mit den Geldwechslern: Es war Pflicht, dass jeder erwachsene Jude einmal im Jahr die Tempelsteuer zahlte. Aber die Tempelsteuer durfte man nur mit jüdischem Geld bezahlen, nicht mit römischen oder griechischen Münzen. Deswegen gab es die Wechsler, denn die Leute kamen aus allen Mittelmeerländern nach Jerusalem zur Wallfahrt. Eigentlich war das Treiben im Tempelvorhof etwas ganz Normales. Und trotzdem diese Reaktion Jesu.

 

Und wieder die Frage: was würde Jesus heute machen, wenn er sieht, dass überall bei uns Kerzen und Medaillen verkauft werden. Und was würde Jesus heute in manchem Wallfahrtsort machen? Würde er dann vielleicht auch sagen: „Macht diesen Ort nicht zu einer Markthalle oder zu einer Räuberhöhle“?

 

Oder wenn ich an Folgendes denke: Wenn du heute in manche Kirchen kommst, da kleben überall Plakate an den Wänden und an den Säulen. Einladung hierzu und Einladung dazu, hier die Misereorkollekte, und was da alles klebt. Würde Jesus dann vielleicht sagen: „Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Litfaßsäule“?

 

Oder in einem ganz anderen Bereich. Ich kann mich erinnern, als ich Priester wurde, gab es zu bestimmten Zeiten des Kirchenjahres sogenannte kirchenmusikalische Andachten. Die waren dann meistens von Orchestermitgliedern oder vom Kirchenchor gestaltet. Aber im Zentrum stand die Andacht, die Verehrung Gottes. Und alles was da getan wurde, sollte zur Verherrlichung Gottes dienen. Aber schau Dir einmal heute in der Kirchenzeitung oder in der Tageszeitung die Ankündigungen an. Dann steht da: Der Kirchenchor von so und so führt die Krönungsmesse von Mozart auf. Es spielt das Orchester von da und da, unter dem und dem Dirigenten. Dass damit auch noch eine Eucharistiefeier verbunden ist, das ist schon fast Nebensache. Wir haben eine Messe aufgeführt. Würde Jesus dann auch sagen: „Ihr habt das Haus meines Vaters zu einer Konzerthalle gemacht“? Das sind ja doch Fragen, die man sich stellen muss.

Müssen wir da vielleicht Einkehr halten, vielleicht sogar Umkehr halten, heute genauso wie damals?

 

Aber die ganze Sache geht noch eine Spur tiefer. Es geht ja nicht nur um das Kirchengebäude, es geht auch nicht nur um das Tempelgebäude damals in Jerusalem. Da schreibt im ersten Korintherbrief der Apostel Paulus: „Wisst ihr nicht, dass ihr die Gemeinde, die Kirchenmitglieder, der Tempel Gottes seid und dass der Heilige Geist in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben. Der Tempel ist heilig, und der seid ihr.“ Wir die Kirche, die Gemeindemitglieder sind der Tempel Gottes, und der ist heilig.

 

Was würde Jesus sagen, wenn er sich diesen Tempel, die Kirche, heute anschauen würde. Würde er dann auch entsetzt sein. Nur zwei Beispiele dafür. Es ist heute Gang und Gäbe, dass in unseren Bistümern Pfarrgemeinden fusionieren müssen. Aber wenn man die ganzen Ausdrücke, die da gebraucht werden, einmal genau unter die Lupe nimmt, dann sind die alle aus der Wirtschaft genommen, aus dem Geschäftsleben. Wenn man manchmal die Verlautbarungen zu diesem Thema liest, das könnte genauso gut der Konzernchef eines Großbetriebes schreiben.

Würde Jesus dann auch sagen: „Ihr müsst euch als Kirche auf das besinnen, was eure Kernaufgabe ist: Die Verkündigung des Evangeliums, die Anbetung, die Verherrlichung Gottes, der Dienst am Nächsten. Und ihr kümmert euch hauptsächlich darum, wie es wirtschaftlich weitergeht. Manche, die sich heute kritisch dazu äußern, die haben ja Recht. Die Kirche Gottes ist der Tempel Gottes, und der ist heilig, und der seid ihr, sagt Paulus.

 

Aber Paulus geht noch einen Schritt weiter. Nicht nur die Kirche ist der Tempel Gottes. Sondern er sagt auch von dem einzelnen Christen: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, und den ihr von Gott habt“? Wissen Sie, in welchem Zusammenhang Paulus das schreibt? Einen Satz vorher heißt es: „Hütet euch vor der Unzucht.“ Wer Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib. Und in dem Zusammenhang heißt es: „Wisst ihr nicht, dass ihr ein Tempel des Heiligen Geistes seid“? Ist das nicht ein Kennzeichen unserer Zeit heute: die große sexuelle Freizügigkeit, dass Unzucht an der Tagesordnung ist, bis hin zu ganz perversen Formen. Dass wir das nicht nur tolerieren, sondern dass wir das im Grunde genommen schon weitgehend für „normal“ halten. Aber du schädigst den Tempel des Heiligen Geistes, und das geht nicht ungestraft so.

Würde Jesus heute vielleicht sagen: „Ich habe euch einen Leib geschenkt, den Tempel des Heiligen Geistes, und ihr habt daraus vielleicht sogar ein Bordell gemacht“.

 Es ist schon erschreckend, wenn man so eine Geschichte von der Tempelreinigung einmal konkretisiert auf unsere Situation hin.

 

Aber es gibt noch eine vierte Weise, wie heute im Evangelium vom Tempel die Rede ist,. Da sagt Jesus am Ende des Evangeliums zu den Juden, als sie ihn fragen, in welcher Vollmacht er das tut, wer ihm das Recht dazu gegeben hat. Da sagt er ihnen: „Reißt diesen Tempel nieder, und ich werde ihn in drei Tagen wieder aufrichten.“ Da steht dann dabei: Er meinte den Tempel seines Leibes, nicht das Bauwerk. Der Tempel seines Leibes ist wirklich niedergerissen worden. Man hat ihn gegeißelt, mit Dornen gekrönt, und ihn schließlich am Kreuz verbluten lassen. Dieser Tempel ist wirklich zerstört worden. Aber, und jetzt kommt das Aber Gottes: Er ist eben nicht völlig zerstört worden. Gott hat ihn nach drei Tagen von den Toten auferweckt; und das ist ein Zeichen der Hoffnung.

 

Es wird wahrscheinlich so sein, dass auch am Tempel der Kirche vieles zerbricht, kaputt geht. Dabei ich meine jetzt nicht das Gebäude, sondern die Gemeinde der Gläubigen und die einzelnen Gläubigen. Aber die Hoffnung besteht darin, dass Jesus die Kraft hat, den Leib seiner Kirche wieder aufzurichten.

Es ist schon einmal die Kirche fast ganz kaputt gegangen etwa zu Luthers Zeiten, als man den Ablasshandel in den Mittelpunkt gestellt hat. Daran ist die Kirche fast zerbrochen. Aber Jesus hat die Kraft gehabt, seinen Leib zu erneuern. Die Kirche ist auch schon fast zerbrochen an sexueller Freizügigkeit, das ging hin bis zu den Päpsten. Aber Jesus hat die Kraft gehabt, die Kirche zu erneuern und sie zu einer neuen Blüte zu führen.

Selbst wenn Jesus heute vielleicht manches kritisiert, wenn er heute vielleicht auch einen Strick nehmen würde und die Kirche geißeln würde. Er hat auch die Kraft, uns heute aufzurichten und aufzubauen. Amen.

 

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