Pfarrer Karl Sendker  

 

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3. Ostersonntag A
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Predigten

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Predigt zum Evangelium:   Lk 24,13-36

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Predigttext:    Lk 24,13-36

 

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Liebe Schwestern und Brüder!

 

Wie wird aus einem frustrierten Glauben ein froher und strahlender Glaube? Das ist das Thema dieses Evangeliums von den Emmausjüngern. Wie wird aus einem gequälten, hoffnungslosen Zustand eine solche Freude, dass man es nicht mehr aushält und die achtzehn Kilometer nach Jerusalem wieder zurückläuft?

Um es gleich vorweg zu sagen: Nicht durch eine gute Osterpredigt! Diese beiden Jünger, Kleopas und der andere, hatten ja die Osterbotschaft schon gehört. Als Jesus unerkannt mit ihnen ging, da haben sie ihm unterwegs erzählt: „Es waren drei Frauen zum Grab gegangen, und die haben uns gesagt, sie hätten eine Erscheinung von einem Engel gehabt. Der habe gesagt, dass Jesus lebt. Und einige von uns sind dann auch zum Grab gegangen und haben es so gefunden, wie die Frauen es gesagt hatten.“ Die Osterbotschaft, die Osterpredigt kannten sie bereits.

Trotzdem war Resignation in ihrem Herzen und Hoffnungslosigkeit: „Wir hatten gedacht, dass er es sei, der Israel erlösen würde.“ Aber jetzt ist alles aus!

Wie wird aus so einem frustrierten Glauben ein strahlender Glaube?

Mit einem Wort gesagt: durch Begegnung! Sehen Sie, die Frauen hatten zwar das leere Grab gesehen und sie hatten eine Engelerscheinung gehabt, aber dann heißt es so mit einem Nebensatz: „Ihn selbst haben sie nicht gesehen.“ Und wenn Du ihm nicht selbst begegnest, das ist heute noch genau so wie damals, dann kannst Du noch so viele gute Osterpredigten hören ... Aber wenn es auf einmal heißt: Ich bin ihm begegnet! Dann ist das etwas ganz anderes, dann steht der Osterglaube auf ganz anderen Füßen.

 

Wir wollen uns einmal anschauen, wie diese Begegnung der beiden Emmausjünger vonstatten ging. Diese Begegnung mit dem Auferstandenen hat drei Stufen, und die Begegnung wird von Stufe zu Stufe wird immer intensiver.

 

Erste Stufe:

An welcher Stelle kommt Jesus eigentlich dazu, als die da so gequält nach Emmaus gehen? An welcher Stelle kommt Jesus eigentlich dazu, das ist sehr interessant. Da heißt es: Während sie miteinander darüber redeten und darüber diskutierten, was sie alles mit diesem Jesus erlebt hatten. In dem Augenblick, wo sie über Jesus sprechen, da kommt er auf einmal dazu. Sie erkennen ihn nicht; sie denken es ist ein Wanderer. Und er geht mit ihnen.

Eine ganz wichtige Frage für uns heute: Wenn Glaube wirklich Strahlkraft haben soll, dann ist eine ganz wichtige Frage: Sprechen wir eigentlich noch über Jesus? Überlegen Sie einmal. Sprechen wir eigentlich noch über Jesus? Kommt Jesus in unseren Gesprächen vor? Ich vermute, und das ist bei uns Priestern genauso wie bei Ihnen auch: Wir sprechen über die Kirche, über den Pfarrer, über die lange Predigt, über die Gottesdienste usw. usw. Aber sprechen wir eigentlich noch über Jesus? Und das ist das Erste: Das wir wieder anfangen, über Jesus zu sprechen. Ich habe das erlebt in kleineren Gruppen in Erneuerungsbewegungen in der Kirche: Wenn wir anfingen, über IHN zu sprechen und darüber, was er mir bedeutet. Wenn man davon Zeugnis ablegt, selbst wenn es nur ein Zeugnis der Hoffnungslosigkeit ist, wie hier bei den Emmausjüngern. Aber sie reden wenigsten noch über ihn. Das ist der erste Schritt, um Jesus zu begegnen.

Und sehen Sie: Ganz am Anfang unseres Evangeliums, als sie wieder nach Jerusalem zurückkommen und den andern erzählen, was sie erlebt haben: Plötzlich steht Jesus wieder in ihrer Mitte und sagt, Friede sei mit euch.

Achten Sie einmal darauf, ob in unsern Gesprächen Jesus vorkommt, das ist das Entscheidende.

 

Zweite Stufe:

Die Emmausjünger erkennen ihn zunächst nicht mit den Augen. Sie sondern erkennen ihn zunächst mit dem Herzen. Und da kommt der eigentliche Umschwung in dieser Begegnung. Ganz am Ende sagen sie: „Brannte nicht unser Herz ...!“ Wann denn? „Als er unterwegs mit uns redete und uns die heilige Schrift aufschloss.“

Das lasst uns einmal genau anschauen. Wie geht das denn, wenn Jesus uns die heilige Schrift aufschließt? Zunächst muss man wieder beachten: Diese beiden Jünger waren total enttäuscht, weil der, auf den sie ihre ganze Hoffnung gesetzt hatten, wie ein Gotteslästerer und Verbrecher am Kreuz hingerichtet wurde. Das empfanden sie als eine totale ‚Panne’ im Heilsplan Gottes. Das konnten sie sich einfach nicht erklären, dass Gott das zugelassen hat. Ihre ganze Hoffnung war dahin.

Aber was macht jetzt Jesus unterwegs? Er fragt sie: Sagt mal, habt ihr nicht eine Bibel dabei? Und da holen sie ihre kleine Taschenbibel heraus. Da sagt Jesus ihnen: „Habt ihr noch nie den 22. Psalm gebetet?“ „Ja sicher, wir sind doch gläubige Juden.“ „Wisst ihr nicht, wie der anfängt?“ Jesus schlägt den 22. Psalm auf. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Und auf einmal geht es den Jüngern auf: Genau das hat Jesus am Kreuz geschrieen. Das, was Jesus am Kreuz gerufen hat, diese äußerste Gottverlassenheit, die steht schon im Alten Testament drin, im 22. Psalm.

Jesus sagt zu ihnen: „Habt ihr noch nie den Propheten Jesaja gelesen?“ „Natürlich haben wir Jesaja gelesen.“ „Schau mal hier,“ sagt Jesus, „ich schlage es mal auf, Kapitel 53: ‚Er war durchbohrt um unserer Sünde willen; die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden haben mit Gott’.“ Auf einmal geht den Jüngern das Herz über. Sie entdecken: Das, was sie als eine Panne im Heilsplan Gottes angesehen hatten, das hatte Gott Jahrhunderte vorher angekündigt: Dass sein Messias diesen Weg des Leidens gehen müsste.

Und wenn man anfängt, so die Bibel zu lesen, mit seinen eigenen Sorgen und Fragen im Hinterkopf und dann sich von Jesus die Bibel erklären lässt, dann spürt man: Meine Not, meine Fragen, meine Zweifel, meine Traurigkeit die kommen in der Bibel vor, die werden von Gott ernst genommen. Und da fängt das Herz eines Menschen an zu brennen, damals wie heute.

 

Dritter Schritt:

Mit ihren Augen erkennen sie Jesus in dem Augenblick, als sie mit ihm zu Tisch liegen, und er das Brot bricht und es ihnen gibt. Wieso erkennen ihre Augen IHN eigentlich genau in dem Augenblick? Früher habe ich gedacht: Das Brechen des Brotes war eine Erinnerung an das Abendmahl, wo Jesus ja auch das Brot gebrochen hatte. Aber irgendwie kann das nicht sein, denn diese beiden Jünger waren beim Abendmahl gar nicht dabei gewesen. Beim Abendmahl war Jesus mit den zwölf Aposteln zusammen. Es muss etwas anderes dahinter stehen, wenn die Emmausjünger ihn genau in diesem Augenblick erkennen.

Lasst uns noch mal genau hinschauen: Wer ist denn eigentlich im Haus des Kleopas der Gastgeber, und wer ist der Gast? Der Eingeladene ist Jesus: „Bleibe bei uns, denn es will Abend werden.“ Jesus ist der Gast. Aber als Jesus mit ihnen ins Haus geht, da setzt er sich ganz selbstverständ oben an den Tisch. Und was normalerweise der Gastgeber zu tun hat, nämlich das Lobgebet zu sprechen und das Brot zu brechen, das tut ganz selbstverständlich Jesus. Das bedeutet: Er übernimmt automatisch die Rolle des Hausherrn, des Herrn in dieser Geschichte. Und da erkennen die beiden Jünger ihn.

Und wiederum die Frage an uns: Darf Jesus in unserem Leben die Rolle des Herrn haben? Hat er wirklich in unserem Leben das Sagen? In dem Augenblick, wo er in deinem Leben der Herr sein darf, wo er nicht nur so ein Herrgott ist, sondern wo er wirklich der Herr ist, da geschieht auch heute noch Begegnung mit dem Auferstandenen.

Es gibt heute zu viele Christen, die meinen: Christenleben bestünde darin, die religiösen Pflichten zu erfüllen. Nein es geht darum, ob ER der Herr sein darf in meinem Leben. Dass er nicht nur eine Gastrolle hat, so ab und zu einmal bei einer Beerdigung oder bei der Erstkommunion; nein, dass er wirklich jeden Tag in unserem Leben der Herr ist.

Da erkennen sie ihn! Und wer das erlebt, dass man ihm begegnen kann in diesen drei Schritten: Dadurch, dass man über ihn redet, und er kommt plötzlich dazu. Dadurch, dass man sich von ihm die Schrift erklären lässt und dadurch, dass man ihm wirklich die Rolle des Herrn überlässt.

Wer das erlebt hat, der wird in seinem Herzen eine Osterfreude erfahren, die anders ist, als wenn man nur eine schöne Liturgie gefeiert hat.

Wissen Sie, woran man das merken kann: Diese beiden Jünger, die vorher nur noch eins im Kopf hatten: Weg nach Hause, nach Emmaus! Weg von Jerusalem! Diese Jünger hält es auf einmal nicht mehr auf dem Stuhl. Sie rennen die Kilometer wieder zurück nach Jerusalem.

Wenn man so was erfahren hat, das treibt es einen, das anderen weiterzusagen. Das kannst Du nicht mehr für Dich behalten. Ich habe so viele Menschen kennen gelernt, die so eine Begegnung mit dem Auferstandenen gehabt haben. Immer wieder das gleichen Phänomen: Sie können es nicht mehr für sich behalten. Gut, es ist nicht so, dass jeder eine Predigt halten kann. Aber es drängt einen von innen her: Man muss es den anderen weitersagen.

Und dieses brennende Herz, diese tiefe Osterfreude, die aus der Begegnung mit dem Auferstandenen kommt, die wünsche ich ihnen in dieser Osterzeit von ganzem Herzen.

Noch einmal in aller Kürze:

Sprich über IHN.

Lass mitten in deinen Sorgen, Zweifeln, Nöten das Wort Gottes lebendig werden.

Und gestatte ihm, dass er der Herr ist.

Und du wirst merken: ER ist da, auch heute noch.   Amen.

 

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