Pfarrer Karl Sendker  

 

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5. Sonntag A
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Predigten

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Predigt zur 2. Lesung:  1 Kor 2,1-5    als mp3    als Video

Predigt zum Evangelium:  Mt 5,13  (Salz der Erde)   mp3   Video

Predigt zum Evangelium: Mt 5,14-16  (Licht der Welt)

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Predigttext:      1 Kor 2,1-5

 

Dies ist die 4. Predigt einer siebenteiligen Predigtreihe mit dem Thema:

"Ein Hirtenbrief, der unter die Haut geht"

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Wie stellen Sie sich eigentlich einen guten Prediger vor?

In unserer Zeit im Priesterseminar hieß es von einem guten Prediger immer: Er darf über alles predigen, nur nicht über zehn Minuten.

Ähnlich meinte das wohl ein Mann aus unserer Pfarrgemeinde, wenn er zur Antwort gab: „In der Kürze liegt die Würze!“ Und damit hat er alles gesagt.

Andere würden vielleicht sagen: Ein guter Prediger muss dynamisch sein, er muss die Leute mitreißen können und er muss den Mut haben, auch mal richtig ‚auf die Kanzel zu hauen’.

Wieder ein anderer würde vielleicht sagen: Er muss sich gewählt und geschliffen ausdrücken können.

Wieder ein anderer würde sich eine deutlichere Aussprache bei der Predigt wünschen: Was nützt die beste Predigt, wenn der Prediger sich ‚etwas in den Bart brummt’, und man kann ihn überhaupt nicht richtig verstehen.

Wahrscheinlich würde jeder von Ihnen irgend so eine Antwort geben auf die Frage: Wie stelle ich mir einen guten Prediger vor. Überlegen Sie einmal bei sich selbst. Welche Antwort würden Sie geben?

 

Um dieses Thema geht es in dem Hirtenbrief an die Korinther in dem Abschnitt, den wir eben als Lesung gehört haben.

Da waren in Korinth, nachdem Paulus die Stadt verlassen hatte, Prediger aufgetreten mit einer unglaublichen Beredsamkeit. Die konnten die Leute mitreißen. Das Peinliche war nur: Diese Prediger hatten die Botschaft des Evangeliums, das Paulus gepredigt hatte, verfälscht. Sie predigten nicht mehr Christus als Mittelpunkt der Erlösung. Sie haben vielmehr den Korinthern vielfältige „Weisheit“ angeboten, Lebensweisheiten. Sie haben über die Themen gepredigt, die damals in der Welt aktuell waren. Und sie merkten gar nicht, oder wollten es vielleicht gar nicht wahrhaben, dass sie im Grunde Irrlehren verkündeten. Aber auch wenn sie das Evangelium verfälschten, sie hatten eine solche Beredsamkeit, sie konnten die Zuhörer in der Predigt so faszinieren, so mitreißen, dass alle Menschen in der Gemeinde von Korinth diesen Schwätzern, diesen ‚Superaposteln’, wie Paulus sie einmal nennt, auf den Leim gingen.

 

Dann haben die Korinther an Paulus einen Brief geschrieben: Paulus, was bist du doch für ein armseliger Stümper. Wenn du weit weg bist, dann kannst du großartige Briefe schreiben. Aber wenn du hier bist, wenn du vor der Gemeinde stehst, dann fehlen dir deine großen Worte. Du bist doch als Prediger ein Stümper. Jetzt haben wir endlich Prediger gehört, die uns richtig in Schwung bringen hier in der Gemeinde. Und außerdem, du Paulus, mit deinem ewigen ‚Jesus als der Gekreuzigte’. Das ist doch einseitig, was du da verkündigst. Die Prediger, die jetzt in unserer Gemeinde in Korinth sind, die verkündigen uns die Weisheit in der ganzen Breite und in der ganzen Fülle. Paulus, was bist du doch armselig gegen diese Prediger, die wir jetzt haben. Es tut uns leid, das wir dir das so schreiben müssen.

 

Gegen diesen Vorwurf muss Paulus sich verteidigen. Und da schreibt er in dem heutigen Lesungsabschnitt uns einiges ins Stammbuch zum Thema: Kennzeichen eines Predigers. Er schreibt:

Als ich zu euch gekommen bin, Brüder und Schwestern, - ihr habt recht, da bin ich nicht mit überwältigender Beredsamkeit gekommen. Ich wollte euch auch nicht große Weisheit verkündigen. Ich bin zu euch gekommen in Schwachheit und mit Furcht. Mit Zittern bin ich unter euch aufgetreten. Meine Predigt und meine Verkündigung geschah nicht durch einschmeichelnde Worte. Ich habe keinem von euch nach dem Mund geredet. Und wenn ihr sagt, dass meine Predigt einseitig war - ja, ihr habt recht, aber ich hatte mir bewusst vorgenommen, unter euch nichts anderes zu predigen als Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten. Ja, ich bekenne mich dazu, dass ich ein ‚Stümper in der Rede’ bin, denn darauf kommt es nicht an.

 

Und sehen Sie, heute ist das oft genau so, dass ein Prediger von der Gemeinde beurteilt wird nach seinem Auftreten. Wenn er die Leute mitreißen kann, ist er ein guter Prediger. Und sonst sagen die Leute: Langweilig. Und sie hören schon gar nicht mehr hin. Und sie denken gar nicht daran, dass es darauf gar nicht ankommt, absolut nicht.

 

Da gab es in Frankreich ein ganz keines Dorf mit dem Namen Ars. Der Pfarrer dort hieß Vianney. Den Namen kennt kaum einer. Aber er ist bekannt geworden als der ‚Pfarrer von Ars’. Der Mann war von Hause aus absolut kein ‚begnadeter Prediger’. Er hat seine Predigten aus Büchern abgeschrieben. Und auf der Kanzel hat er sich beim Predigen endlos wiederholt. Oft hat er beim Predigen den Faden verloren und wusste nicht mehr weiter. Dann fing er auf der Kanzel an zu weinen, musste abbrechen, weil er nicht mehr weiter wusste. Und doch hat dieser Pfarrer von Ars mit seiner bescheidenen Predigt eine solche Ausstrahlungskraft gehabt, dass Tausende und Abertausende jährlich in dieses kleine Dorf kamen, um den Pfarrer von Ars predigen zu hören. Es lagt nicht an seiner Beredsamkeit.

Aber woran lag es dann? Was war das Geheimnis dieses Mannes? Was war das Geheimnis des Paulus als Verkündiger?

 

Sehen Sie, da waren einmal zwei ganz einfache Männer, Fischer vom See Gennesaret, die Apostel Petrus und Johannes. Keine gebildeten Leute. Die hatten nicht studiert (wie der Apostel Paulus etwa), einfache Arbeiter. Diese beiden Männer stehen in Jerusalem vor dem Hohen Rat, vor der obersten geistlichen Behörde, und sie müssen sich verteidigen. Und statt sich zu verteidigen, fängt Petrus an, Jesus zu predigen. Und dann heißt es da in der Apostelgeschichte: Als die Schriftgelehrten und die Pharisäer und die Hohenpriester den Petrus reden hörten, da wunderten sie sich. Sie merkten, dass es einfache und ungebildete Männer waren.  -  Das konnte man merken. Vielleicht haben die auch ‚mir und mich verwechselt’, wie wir manchmal sagen. Aber jetzt kommt das Geheimnis: „Sie erkannten sie als solche wieder, die mit Jesus zusammen gewesen waren.“

 

Darin liegt das tiefste Geheimnis eines Predigers, darin liegt das tiefste Geheimnis einer guten Predigt, ob man spüren kann, dass der Prediger, der das Wort verkündet, mit Jesus zusammen gewesen ist. Und eine Predigt, die mit großer Beredsamkeit geschieht, die aber nicht geboren ist aus dem Gebet heraus, aus der persönlichen Zwiesprache mit Jesus, eine solche Predigt wird nur bis ins Ohr gehen, aber sie wird nie bis ins Herz hineingehen und den Menschen verwandeln.

 

Auf der anderen Seite: Wenn ein Prediger noch so schlicht ist, aber seine Verkündigung ist geboren aus dem Kontakt mit Jesus Christus, dann kann es sein, dass ein solcher Prediger seine Predigt ablesen muss, weil er sie nicht auswendig behalten kann; dann kann es sein, dass er sich ‚etwas in den Bart nuschelt’; dann kann es sein, dass er sich immer wiederholt; oder dann kann es sein, dass er ein großer Redner ist: Seine Verkündigung wird so bis ins Herz der Menschen gehen, dass Menschen durch seine Predigt verwandelt werden. Und das war das Geheimnis bei Paulus.

 

Und denken Sie daran: Verkündiger sind ja nicht nur Priester oder Diakone, die eine Predigt halten. Verkündiger ist auch der Religionslehrer in der Schule. Verkündiger sind auch die Mütter, die die Kinder auf die Erstkommunion vorbereiten. Verkündiger ist jeder Vater, ist jede Mutter, die ihrem Kind von Jesus erzählen in aller Schlichtheit, die ihr Kind ermutigen, sonntags mit zur Kirche zu gehen. Und ob das alles wirklich ‚sitzt’, was wir da verkündigen, das entscheidet sich daran: Wie ist mein persönliches Verhältnis als Verkündiger zu Jesus Christus.

 

Und noch etwas zum Geheimnis des Apostels Paulus als Verkündiger: Wenn er den Menschen Jesus Christus verkündet hat, dann war das einseitig. Und auch heute sagen vor allem junge Leute zu uns: Predigen Sie doch lieber zu aktuellen Themen, nicht nur immer über die Bibel; das ist doch langweilig. Aber es gibt für den Prediger kein wichtigeres Thema, als Menschen hinzuweisen auf das Kreuz, auf Jesus Christus, der am Kreuz gestorben ist.

Was nützt Ihnen das hier in der Gemeinde, wenn wir über aktuelle Themen predigen – Ich wüsste auch viele aktuelle Themen, die mir unter den Nägeln brennen, zu denen ich gerne einmal ein Wort sagen würde. Aber was nützt Ihnen das, wenn Sie Ihren Erlöser nicht gefunden haben. Es hat einmal ein Prediger zu diesem Thema einen drastischen Vergleich gebraucht: „Wenn einer am Ertrinken ist, dann darfst du mit ihm nicht über die Schweinepreise diskutieren; dann braucht der Mensch einen Rettungsring.“ Und der Rettungsring, den Gott einen kaputten Welt zuwirft, ist Jesus Christus, der Gekreuzigte.

 

Aber es gilt noch ein anderes: Eine Predigt kann noch so richtig sein. Wenn ich selber als Prediger nicht das lebe, was ich den Leuten verkündige, dann ist meine Predigt nur leeres Geklingel, dann ist die Predigt nur ‚Blech’. Ein Paulus, der so einseitig den Menschen Jesus Christus verkündet hat, der hat auch einmal an die Philipper geschrieben: Alles, was mir früher wichtig war, meine Ausbildung, meine Karriere, mein Elternhaus, mein Besitztum, alles was mir früher wichtig war, das habe ich für Mist erachtet, für Dreck. Für mich gibt es nur noch eins: Ich möchte Jesus Christus kennenlernen; ich möchte ihm begegnen und ich möchte Gemeinschaft haben mit ihm.

Was Paulus den Menschen gepredigt hat, das hat er zuerst selber gelebt. Er kann im Galaterbrief schreiben: „Nicht mehr ich lebe; Christus lebt in mir.“ Ich bin so sehr eins geworden mit Christus, dass er gleichsam in mir lebt. Und wenn ich meinen Mund aufmache und das Wort Gottes verkündigen, dann rede nicht mehr ich, dann redet Christus zu euch. „Wir sind Botschafter an Christi statt.“

 

Das gilt für jeden Verkündiger heute auch. Und unter solch einer Predigt werden Menschen verwandelt. Wir sollten als Verkündiger (im weitesten Sinne) darauf achten, dass unsere Verkündigung geboren wird aus dem lebendigen Gebetskontakt mit Jesus Christus. Auch hier die Weisung eines Predigers in meiner Jugendzeit: „Eine gute Predigt wird nicht auf dem Hintern vorbereitet, sondern auf den Knien.“

Wir sollten aber auch als Gemeinde dafür beten, dass Gott uns Verkündiger schenkt, die wirklich geistliche Vollmacht haben in ihrem Dienst.

 

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch zwei Verse vorlesen aus dem ersten Kapitel des Johannesevangeliums. Da geht es um Johannes, den Täufer. Und in diesen zwei Versen steckt alles drin, was zum Thema Predigt und Prediger zu sagen ist:

Johannes der Täufer stand am Jordan, und zwei Männer standen bei ihm. Jesus ging vorüber. Johannes blickte auf Jesus.  -  Das ist das erste, was jeder Verkündiger tun muss: auf Jesus blicken.

Und Johannes sagte zu den beiden Männern: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.“ Ich verkündige euch Christus, den Gekreuzigten, sagt Paulus. Und die beiden Männer hörten Johannes reden und folgten Jesus nach.

Ich wünsche mir als Prediger nichts sehnlicher, als dass einmal von unserer Gemeinde hier gesagt werden könnte: Sie hörten Pfarrer Sendker reden und folgten Jesus nach.     Amen.

 

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Predigttext:      Mt 5,13     mp3    Video

Salz der Erde

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Wenn Sie ein Bildwort suchen müssten, das die Würde des Christen beschreibt, wären sie dann auf dieses Bildwort gekommen: „Ihr seid das Salz der Erde“? Ich nicht! Und doch gebraucht Jesus dieses unscheinbare Bildwort vom Salz der Erde, um unsere Berufung, unsere Würde als Christen zu beschreiben.

Salz ist ja für uns heute eine Allerweltsware. Salz kann man für wenige Cent kaufen. Salz ist heute kaum etwas wert. Aber das war nicht immer so. Noch im letzten Jahrhundert und die ganzen Jahrhunderte vorher galt Salz als etwas ausgesprochen kostbares. Nicht umsonst hat man das Salz das „weiße Gold“ genannt. Wenn Jesus mit diesem Bildwort „Ihr seid das Salz der Erde“ unsere Würde ausdrückt, dann lohnt es sich vielleicht, dieses Bildwort einmal etwas näher zu betrachten.

 

Salz ist aus dem Grunde so kostbar, weil es eigentlich das Grundgewürz ist. Durch Salz wird das Essen erst schmackhaft. Essen ohne Salz ist fade. Essen ohne Salz ist ungefähr so wie Bier ohne Schaum. Das kann man zwar trinken, aber es ist irgendwie schal und abgestanden. Genauso ist das Essen ohne Salz fade. Aber in dem Augenblick, wo Salz an das Essen kommt, an die Suppe, an die Kartoffeln, da werden die Speisen schmackhaft, da werden sie erst richtig genießbar.

 

Und hier spürt man schon, warum Jesus dieses Bildwort gebraucht, um die Würde des Christen auszudrücken. Es ist unsere Berufung als Christen, hier in dieser Welt, die oft fade ist, ein schmackhaftes Christentum vorzuleben. Wir sollen dazu beitragen, dass Menschen Geschmack bekommen an Gott, dass die Menschen Freude bekommen an seinem Wort, dass die Menschen Geschmack gekommen am Gottesdienst, am Gebet. Die Menschen sollen unser Leben als Christen sehen und sagen: Das möchten wir auch haben; das hat Geschmack; das lohnt sich. Die Christen haben etwas, was uns hier in der Welt fehlt.

Das ist unsere Berufung, den Menschen ein geschmackvolles Christentum vorzuleben.

Manchmal habe ich Sorge, ob wir nicht hinter dieser Berufung stark zurückbleiben; ob wir nicht oft den Menschen ein gequältes, langweiliges Christsein vorleben. Aber unsere Berufung ist, den Menschen ein Christsein mit Geschmack vor Augen zu stellen. Unsere Berufung ist gleichsam – um es den Punkt zu bringen - eine einzige große Appetit anregende Maßnahme in dieser Welt zu sein. Die Menschen sollen unser Leben als Christen sehen und dann sagen: „Das möchten wir auch haben!“ Das ist unsere Berufung als Christen.

 

Bei diesem Bildwort vom Salz der Erde geht es aber nicht allein um ein „Christsein mit Geschmack“. Es geht auch noch um etwas anderes. Das Salz, das weiße Gold, ist für viele Dinge wichtig gewesen, und zum Teil auch noch bis heute wichtig. Ich will Ihnen einige Beispiele dafür nennen.

 

Salz wird bis heute dafür gebraucht, um vereiste Straßen aufzutauen, damit man auf der Straße nicht ausrutscht und hinfällt. Das Eis muss durch Salz aufgetaut werden, damit die Straße begehbar wird.

Aber nicht nur eine frostige Straße muss aufgetaut werden; solche frostigen Situationen gibt es auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Wie oft reden wir davon, dass zwischen Menschen eine frostige Atmosphäre besteht. Wie oft reden wir davon, dass Staaten ihre diplomatischen Beziehungen eingefroren haben. Da gebrauchen wir genau dieses Bildwort. Und damit ist doch gemeint, dass kein Kontakt mehr da ist zwischen den Menschen. Sie können nicht mehr miteinander Gespräch kommen, sie verstehen sich nicht mehr. Sie haben die Beziehungen abgebrochen.

Und da ist es unsere Berufung als Christen, Salz der Erde zu sein, das heißt: dazu beizutragen, dass frostige Situationen aufgetraut werden, dass Menschen wieder zueinander finden. Es gibt solche Christen in unserer Welt, in deren Gegenwart man sich automatisch wohl fühlt. Sie tragen dazu bei, dass eine gelöste, lockere Atmosphäre entsteht, wo vorher vielleicht alles steif und frostig war. Da ist es unsere Berufung, Salz der Erde zu sein. Frostige Situationen in der Welt und manchmal auch in der Kirche sollen aufgetaut werden.

 

Noch etwas anderes ist mit diesem Bildwort vom Salz der Erde gemeint, heute vielleicht nicht mehr so sehr, seit es Gefriertruhen und Gefrierschränke gibt. Früher wurde Salz gebraucht, um Fleisch genießbar zu halten. Fleisch wurde mit Salz eingepökelt. Wenn das Fleisch nicht gesalzt, eingepökelt war, dann verweste es relativ schnell. Aber in dem Augenblick wo das Fleisch mit Salz eingepökelt war, da blieb es länger frisch.

Und manchmal denke ich, dass wir in unserer Gesellschaft und in unserer Kirche Situationen haben, wo fast Verwesungsgeruch da ist, wo alles so langweilig, so tot zu sein scheint. Und in solchen Situationen haben wir Christen die Berufung, Salz der Erde zu sein, dafür zu sorgen, dass dieses „Fleisch“ frisch bleibt. Dass die Situationen frisch und genießbar bleiben. Und dass manche Situationen in der Kirche ihren Verwesungsgeruch verlieren. Wie oft haben mir in der Seelsorge Menschen zum Beispiel gesagt: „Meine Ehe ist tot.“ Da sind wir gefragt mit unserer Berufung, Salz zu sein, damit dieses „ Fleisch“ frisch bleiben kann.

 

Noch ein weiterer Punkt, der mit dem Bildwort vom Salz verbunden ist:

Haben Sie schon einmal Salz in eine offene Wunde gestreut? Das brennt ganz furchtbar. Das kann man fast nicht ertragen. Und doch, wenn diese Methode auch sehr brutal ist, wurde sie früherer angewendet, damit Wunden nicht zu schnell geschlossen wurden. Manchmal muss eine Wunde erst auseitern, sie darf sich nicht zu schnell schließen. Und da hat man früher Salz in die Wunden gestreut, damit die Wunde offen blieb.

Es gibt in unserer Gesellschaft (und wohl auch in unseren Kirchen) heute Wunden, da dürfen wir nicht zulassen, dass die sich schließen.

Ohne Bild gesprochen: Es ist eine Wunde in unserer Wohlstandsgesellschaft, dass bei uns massenhaft Kinder abgetrieben werden, und zwar aus sozialer Indikation heraus. Das ist eine Wunde in unserer Gesellschaft. Und wir dürfen als Christen nicht zulassen, dass sich diese Wunde schließt, dass wir uns daran gewöhnen. Hier haben wir auch die Berufung, Salz der Erde zu sein. Wir haben dazu beizutragen, dass sich diese Wunde in unserer Gesellschaft nicht schließt. Und so gibt es viele „Wunden“ in unserer Welt, Missstände, an die wir uns nicht gewöhnen dürfen. Wir müssen verhindern, dass solche Wunden sich schließen.

Ein weiteres Beispiel dafür: Die Situation in unserer Gesellschaft ist heute so kinderfeindlich geworden. Kinderreiche Familien haben es zum Beispiel extrem schwer, eine Wohnung zu finden, weil man den Kinderlärm nicht ertragen kann. Hundegebell nimmt man hin. Aber Kinderlärm kann man nicht ertragen. Das ist eine Wunde in unserer Gesellschaft, und wir dürfen nicht zulassen, dass man sich an diese Situation gewöhnt. Da haben wir gleichsam Salz in der Wunde zu sein, damit diese Wunde offen bleibt.

 

Eins meint dieses Bildwort vom Salz nicht. Eins sollen wir als Salz nicht sein.

Jesus hat gesagt: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Aber er hat uns nicht die Berufung gegeben, „Salzklumpen in einer Wurst“ zu sein. Vor einigen Jahren habe ich einmal ein billiges Bockwürstchen gegessen. Ich beiße in dieses Würstchen, und in der Wurst war ein Salzklumpen. Ich hab sofort alles wieder ausgespuckt. Es hat eklig geschmeckt. Ich konnte es einfach nicht im Mund behalten.

Und das ist ein bildhafter Ausdruck für eine Gefährdung, die wir manchmal in unserer Kirche haben. Manche Christen, die ihr Christsein besonders intensiv leben, sei es im geistlichen Gemeinschaft in, vielleicht sogar manchmal in Ordensgemeinschaften, haben die Tendenz, sich nach außen hin abzuschließen. Sie kapseln sich ab. Nach innen pflegen sie ein intensives Gemeinschaftsleben. Aber sie haben keine Ausstrahlungskraft mehr in die Welt hinein. Sie haben ihren ist missionarischen Impuls verloren. Und da muss man auch an unsere Berufung erinnern. Wir sind berufen, Salz der Erde zu sein. Und Salz wird ausgestreut, und es darf sich nicht zu einem Klumpen verdicken, sonst wird es ungenießbar. Also: Salz der Erde oder Salz in der Suppe, aber nicht Salzklumpen in einer Wurst.

 

Zum Schluss noch ein ernster Gedanke. Jesus sagt in unserem Bildwort auch: „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es dann wieder salzig machen. Es taugt zu nichts mehr. Es wird weggeworfen und von den Leute zertreten.“

Wenn wir unsere Würde, Salz der Erde zu sein, das weiße Gold zu sein. Wenn wir diese Berufung nicht leben, dann haben wir unser Lebensziel als Christen verfehlt, dann taugen wir zu nichts mehr, als dass wir weggeworfen und zertreten werden.

Unsere Würde ist uns von Gott gegeben: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Aber es ist auch die Aufforderung: Lebe diese Berufung, und sei nicht wie ein schales Salz, das zu nichts mehr taugt. Amen.

 

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Predigttext:    Mt 5,14-16

Licht der Welt

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Die Bergpredigt Jesu, die ja zu den bekanntesten Texten des neuen Testamentes gehört, könnte man bezeichnen als das Grundgesetz der Christen. Bei einem Grundgesetz geht es ja auf der einen Seite um die Würde des Menschen, und dann um seine Grundrechte und um seine Grundpflichten.

Das Bildwort, das wir heute in der Predigt betrachten wollen, betont die Grundwürde des Christen.

„Ihr seid das Licht der Welt!“ Mit diesem Bildwort betont Jesus unsere Würde als Christen. Nun ist das zunächst einmal ein sehr schlichtes Wort: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Aber man muss bedenken, dass dieses Bildwort sonst im Neuen Testament nur von Jesus ausgesagt wird. Er ist das Licht der Welt. Er sagt selbst im Johannesevangelium: „Ich bin das Licht der Welt.“ Und an einer anderen Stelle: „Ich bin als das Licht in diese Welt gekommen.“

Als man Jesus zur Darstellung in den Tempel getragen hat, da nimmt Simeon das Kind auf seine Arme. Und sagt in seinem Lied über dieses Kind: „…ein Licht zur Erleuchtung der Heiden…“

Und selbst von Johannes dem Täufer, der doch ein großer Verkündiger war, heißt es am Anfang des Johannes Evangelium sehr ausdrücklich: „Er war nicht selbst das Licht. Er sollte nur Zeugnis geben für das Licht.“ Die Bezeichnung „Licht der Welt“ ist Jesus vorbehalten.

Wenn man sich das vor Augen hält, dann erst bekommt dieses Bildwort im Munde Jesu seinen besonderen Klang, wo er uns, den Christen, zuspricht: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Das ist unsere Größe, das ist unsere Würde, das ist unsere Berufung.

 

Der Apostel Paulus hat im Philipperbrief dieses große Bildwort in kleine Münze übersetzt. Er schreibt im zweiten Kapitel des Philipperbriefes: „Tut alles ohne Murren und Widerstreben, damit ihr untadelig seid und lauter, Kinder Gottes ohne Makel mitten in einem verdrehten und verkehrten Geschlecht, unter dem ihr leuchtet, wie Lichter im Weltall, wie Sterne im Weltall.“

Paulus wendet dieses Bildwort vom „Licht der Welt“ in eine ganz bestimmte Richtung. An den Sternen, an den Lichtern im Weltall, haben sich damals die Seefahrer orientiert. Und Paulus sagt hier: Wir Christen haben die Berufung, mitten in einer verdrehten und verkehrten Generation, mitten in einer orientierungslos gewordenen Welt gleichsam Orientierungspunkte zu sein, an denen die Menschen ablesen können, wie Christsein geht. Wir haben die Würde und die Berufung, solche Orientierungspunkte zu sein, an denen die Menschen ablesen können, was der Plan Gottes mit dieser Welt ist. Wir sollen leuchten wie Lichter im Weltall.

In unserer Welt gibt es heute so viel Orientierungslosigkeit. Es ist wirklich ein typisches Kennzeichen unserer Zeit, dass wir in einer verdrehten und verkehrten Generation leben. Wer hat denn heute noch klare Orientierungspunkte? Und da traut Gottes uns zu, dass wir mitten in dieser Welt solche leuchtenden Zeichen sind, an denen man sich orientieren kann. Das ist unsere Würde als Christen. Das meint auch Jesus, wenn er sagt: „Ihr seid das Licht der Welt.“

 

Ich will dieses Bild von den Orientierungsleuchten noch einmal in eine andere Richtung ausdeuten. Die steht so nicht in der Bibel, jedenfalls nicht als Bildwort. Ich denke daran, dass es heute bei uns im Straßenverkehr ganz viele Orientierungsleuchten gibt. Angefangen von den Ampel mit ihren Signalen rot, gelb und grün, bis hin zu den Lichterketten, wenn zum Beispiel auf der Autobahn der Verkehr an einer Baustelle abgeleitet wird. Alle diese Orientierungsleuchten, diese Lichterketten im Verkehr wollen uns warnen und hinweisen: Wenn du hier bei Rot weiterfährst, dann riskierst du dein Leben. Wenn du hier einfach geradeaus weiterfährst, wo die Lichterkette dich ableitet, dann fährst du in eine Sackgasse, aus der du nicht wieder herauskommst.

Wir Christen haben in unserer Welt heute auch solche Warnleuchten zu sein. Es ist fast wie ein prophetischer Dienst, den wir der Welt tun, um den Menschen Hinweise zu geben: Wenn ihr so weiter lauft, dann lauf ihr in Eurer eigenes Verderben. Euer Weg führt in eine Sackgasse.

Orientierungspunkte in der Welt zu sein für die Menschen, aber auch Hinweislichter, die die Menschen auf den richtigen Weg lenken. Das ist unsere Berufung, wenn Jesus sagt: „Ihr seid das Licht der Welt.“

 

Wenn Jesus dieses Bildwort vom Licht der Welt gebraucht, dann heißt das zunächst natürlich, dass unser Leben etwas Leuchtendes haben darf, etwas Strahlendes. In unserer Zeit heute gibt es so viele Menschen, die immer alles grau in grau sehen, die immer alles schwarz malen. Es gibt hier in Deutschland auch zu Viele, die einem das Christsein mies machen wollen mit allen möglichen negativen Erfahrungen, die sie gemacht haben, und die sie dann aufzählen. Es gibt so Viele, die höchstens noch eine „Funzel“ sind, mit der sie ihre eigene Armseligkeit beleuchten. „Muss man denn jeden Sonntag zur Kirche gehen …?“ „Muss man zur Beichte gehen, oder genügt nicht auch die Bußandacht …?“ Das sind Menschen, die ein so gequältes Christsein vorleben, aus dem kaum noch die Freude am Glauben herausleuchtet.

 

Und gegen solche Miesmacherei setzt Jesus das Bildwort: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Er rechnet damit, dass unser Glaubensleben Ausstrahlungskraft hat, dass es etwas Leuchtendes, etwas Anziehendes hat.

Ich wäre wahrscheinlich nicht Priester geworden, wenn ich nicht in meiner Jugendzeit Christen getroffen hätte, Priester, aber auch ganz einfache Christen, die eine Ausstrahlungskraft gehabt haben, so dass in mir der Wunsch lebendig wurde: Ich möchte Gott genauso dienen. Sie haben ihre Freude an Gott gezeigt, ihre Begeisterung an Gott. Sie haben ihre Freude am Gebet gezeigt, ihre Freude am Bibellesen, ihre Freude am Gottesdienst. Diese Freude der Anderen hat mich bewegt, die ist auf mich übergestrahlt, so dass in mir der Wunsch gewachsen ist, Priester zu werden.

Aber auch während meines Priesterlebens hat es Zeiten gegeben, wo ich ganz unten war, wo es dunkel wurde in meinem Leben. Aus diesen Dunkelheiten meines Lebens und meines Dienstes bin ich nicht herausgekommen durch ein Buch oder durch Studium, auch nicht durch Predigten, sondern weil Gott mir immer wieder Menschen geschickt hat, die ein Leuchten hatten, die froh machend waren, und die in ihrem Leuchtern ansteckend waren. Das hat mir immer wieder Mut gemacht, meinen Weg als Priester weiterzugehen. Wir brauchen heute nichts dringender, als Menschen, die eine solche Leuchtkraft haben, die etwas ausstrahlen, die wirklich in dieser Weise „Licht der Welt“ sind.

 

Wenn wir keine irdischen Menschen haben, an denen wir uns orientieren können, dann gibt es immer noch die Leuchtzeichen, die Gott uns in der Kirche in den Heiligen geschenkt hat. In diesem Zusammenhang sage ich einmal: Es lohnt sich, gute Biographien vom Heiligen zu lesen. Da strahlt vom Leuchten ihrer Christusnachfolge etwas über auf unser Leben. Die Heiligen sind gleichsam ein gelebtes Evangelium. Die Leuchtkraft der Frohen Botschaft strahlt auf mich über, wenn ich mich mit dem Leben der Heiligen beschäftige. In einem Kirchenlied im ‚Gotteslob’ heißt es: „Wie Zeichen, die Gott aufgestellt, wie Sterne, deren Glanz erhellt, so strahlt die auch in unsere Zeit und weist den Weg zu Ewigkeit.“ Es lohnt sich, sich mit den Heiligen zu beschäftigen, damit auch in unser Leben ihr Leuchten weiter strahlt.

 

Aber wenn wir dieses Leuchten, diese Strahlen heute so sehr nötig haben, dann stellt sich die Frage: Wie bekommt man denn dieses Leuchten, dieses Strahlen? Auch da gibt uns die Bibel einen Hinweis, der zumindest für mich sehr wichtig geworden ist. Im Psalm 34,6 heißt es: „Blickt auf zum Herrn, und ihr werdet strahlen vor Freude.“ Das ist einer meiner Lieblingsverse im Alten Testament. „Blickt auf zum Herrn, und ihr werdet strahlen vor Freude.“ In dem Augenblick, wo ich mein Antlitz auf den Herrn richte, wo ich zu ihm aufschaue, da wird mir dieses Leuchten, dieses Strahlen geschenkt.

Ich muss da immer an die Geschichte aus dem Alten Testament denken, wo Mose in die Gegenwart Gottes geht, in das Bundeszelt. (Die evangelischen Christen sagen statt Bundeszelt: Stiftshütte.) Und wenn er aus dem Bundeszelt herauskommt, dann liegt ein Glanz auf seinem Gesicht, ein Leuchten, so dass die Israeliten diesen Glanz nicht mehr ertragen konnten. Dieser Glanz kam aus der Begegnung mit Gott im Bundeszelt. „Blicket auf zum Herrn, und ihr werdet strahlen vor Freude.“ Ich bin in seiner Gegenwart, ich schaue ihn an, und er schaut mich an. Das verwandelt mein Gesicht.

 

Ich will zum Schluss noch einmal alles mit einem Bild zusammenfassen. Wir Menschen sind vom Schöpfer konstruiert wie ein alter Wecker. Vielleicht kennen Sie noch diese alten Uhren mit einem großen Leuchtzifferblatt. Wenn man abends ins Bett geht und das Licht ausschaltet, dann leuchten die Ziffern durch die Phosphorfarbe, durch die Leuchtfarbe. Aber wenn man dann nachts einmal wach wird und auf die Uhr schaut, dann ist vom Leuchten des Zifferblatts kaum noch etwas zu sehen. Es schimmert nur ganz matt.

Wie bekommt man einen solchen Wecker mit Leuchtzifferblatt wieder zum Leuchten und Strahlen? Du musst nur einmal ganz kurz die Nachttischlampe einschalten, dass das Licht auf das Zifferblatt scheint. Wenn du dann das Licht wieder ausschaltest, dann strahlt der Wecker wieder wie am Abend zuvor, als du ins Bett gegangen bist.

Wenn das Licht deines Lebens matt geworden ist: Halte dein Angesicht in die Gegenwart Gott. Lass dich von ihm anleuchten und anstrahlen, und du wirst strahlen vor Freude.

Jesus sagt: „Ihr seid das Licht der Welt.“  Amen.

 

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