Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

8. Sonntag B
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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 Predigt zur 2. Lesung: 2 Kor 3,1-6

Predigt zum Evangelium:  Mk 2,18-22

Predigttext:      2 Kor 3,1-6

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Wir kennen aus der Bibel eine ganze Reihe von Bildern für die Kirche. Da bekannteste Bild ist vielleicht die Kirche als der Leib Christi. Aber auch das Bild vom „Schifflein Petri“, das im Sturm hin und her getrieben wird, kennen wir aus den Evangelien. Im ersten Petrusbrief wird das Bild gebraucht von den lebendigen Steinen.

Heute gebraucht der Apostel Paulus in der Lesung aus dem zweiten Korintherbrief ein Bild, das uns vielleicht wenig vertraut ist. Er schreibt den Korinthern: „Ihr seid ein Brief!“ Oder noch konkreter: „Ihr seid ein Empfehlungsschreiben.“

Wenn Paulus das so schreibt, dann steht im Hintergrund Folgendes: Am Ende des zweiten Kapitels des zweiten Korintherbriefes hatte Paulus von seinem Apostelamt gesprochen. Und während er davon spricht, kommt ihm die Befürchtung, die Korinther könnten das missverstehen. Sie könnten sagen: Jetzt fängt er wieder an, an sich selbst zu empfehlen, sich selbst gleichsam ein Empfehlungsschreiben auszustellen. Und dann bricht Paulus seinen Gedanken ab. Und er schreibt den Text der Lesung, den wir an diesem Sonntag gehört haben.

Die Gemeinde - ein Empfehlungsschreiben.

Paulus sagt: „Ich brauche es nicht, dass mir irgendeiner ein Empfehlungsschreiben ausstellt. Ihr selber, die Gemeinde, ihr seid mein Empfehlungsschreiben.“ Die Gemeinde in Korinth trug gleichsam die Handschrift des Apostels Paulus. Damals war die Gemeinde in Korinth im ganzen Mittelmeerraum bekannt, überall wo es Christen gab. Und es war auch bekannt, dass Paulus die Gemeinde in Korinth gegründet hatte. Und so ist die Gemeinde von Korinth gleichsam ein Empfehlungsschreiben des Apostels Paulus, das man überall, im ganzen Mittelmeerraum lesen konnte.

 

Das gibt es heute auch. Auch heute könnte man sagen: Sie Kirche ist gleichsam ein in ein Empfehlungsschreiben, ein Brief.

Als ich darüber nachdachte, fiel mir zum Beispiel die Brüdergemeinde in Taizé ein, die unverkennbar ein Empfehlungsschreiben hier in dieser Welt ist. Und sie trägt die Handschrift des Priors Roger Schütz, der vor einiger Zeit gestorben ist.

 Oder in einem ganz anderen Bereich: Die Schönstattfamilie trägt unverkennbar das Gepräge, die Handschrift, von Pater Kentenich. Die Focolarebewegung hat unverkennbar die Handschrift von Chiara Lubich, der Gründerin der Bewegung. So sind auch heute solche Bewegungen, solche geistlichen Aufbrüche in unserer Kirche, wie ein Empfehlungsschreiben, das von den Menschen zum Teil weltweit gelesen wird.

Nur eins hat mich beim Nachdenken darüber doch etwas stutzig gemacht: Mir ist keine Pfarrgemeinde eingefallen, von der man das so sagen könnte Ihr tragt die Handschrift eures Pfarrers. Überall kann man in eurem Gemeindeleben die Handschrift eures Pfarrers lesen. Kann es ein, dass da in unseren Pfarrgemeinden irgend etwas nicht in Ordnung ist? Wenn einem keine Pfarrgemeinde einfällt, die so im guten Sinne ein typisches Gepräge hat.

 

Aber Paulus geht noch einen Schritt weiter. Er schreibt nicht nur: Ihr seid unser Empfehlungsschreiben, er schreibt: „Ihr seid ein Brief Christi.“ Ihr seid gleichsam ein Empfehlungsschreiben Christi an dieser Welt.

Das Eigenartige ist: Das sagt Paulus von der Gemeinde in Korinth, mit der er sehr viele Schwierigkeiten und Nöte hatte. In der Gemeinde von Korinth gab es unglaublich viele Missstände. Da gab es Zwistigkeiten, da gab es  Spaltungen, da gab es Unzucht, wie es nicht einmal bei Heiden vorkam. Da gab es Unordnung beim Abendmahl. Paulus hat unglaublich viel an dieser Gemeinde zu kritisieren. Ganz abgesehen davon, dass die menschlichen Beziehungen an zwischen der Gemeinde in Korinth und ihrem Apostel voller Spannungen war.

Und von dieser Gemeinde schreibt Paulus: „Ihr seid ein Brief Christi.“

Was steht da dahinter? Wieso tragen die Korinther die Handschrift Christi? Wieso sind Sie ein Brief Christi an die Welt?

Wenn die Gemeinde in Korinth perfekt gewesen wäre, dann könnte sie nie die Handschrift Christi tragen. Aber hier wird sichtbar: Ein Brief Christi ist man deshalb, weil Jesus Christus diese Gemeinde liebt. Er liebt sie mit all ihren Fehlern, Schwächen und Unzulänglichkeiten. Sie ist der Leib Christi, und Christus betrachte sie auch so, und er liebt seinen Leib.

Und wenn die Gemeinde ein Brief Christi ist, dann ist das nicht ein „blauer Brief“, vor dem sich etwa die Schüler fürchten. Dieser Brief ist auch nicht eine Vorladung zum Gericht, auch nicht eine Zahlungsaufforderung. Nein, dieser Brief ist ein Liebesbrief. Er ist ein Zeichen dafür, dass Christus die Kirche liebt mit allen Fehlern mit allen Schwächen. So wie sie ganz konkret ist, liebt Christus diese Kirche. Und das spiegelt die Gemeinde in Korinth gleichsam wider. Und das dürfen wir heute widerspiegeln. Und insofern dürfen wir heute von unserer ganz konkreten Kirche sagen: Sie ist ein Brief Christi an diese Welt.

 

Aber dieses Bild ist nun nicht nur etwas äußerliches. Wir als Kirche sind nicht nur gleichsam das Material, das oberflächlich von außen beschrieben wird. Darum schreibt Paulus dazu: Dieser Brief ist nicht geschrieben mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes. Dieser Brief ist nicht geschrieben auf Tafeln aus Stein, sondern in Herzen von Fleisch.

Wenn man in einen Stein eine Inschrift eingraviert, dann wird sie eingeritzt mit einem Meißel. Und wenn dieser Brief Christi geschrieben wird, dann wird er nicht äußerlich aufgetragen, er wird in unsere Herzen ein gegraben durch den Heiligen Geist. Wir bekommen durch den Heiligen Geist in unserem Herzen gleichsam eine Prägung. Und das griechische Wort für Prägung heißt Charakter. Wir tragen die Prägung des Heiligen Geistes. Und weil wir die Prägung des Heiligen Geistes haben, darum sind wir einen Brief Christi.

 

Ich will es einmal mit einem Bild sagen: Wenn wir eine Zwei Euro Münze nehmen, eine ganz normales Zwei Euro Münze, dann ist das zunächst einmal ein Stück Metall. Aber es bekommt seinen Wert dadurch, dass der Staat seinen Prägestempel draufgesetzt hat.

Und es ist ganz gleich, ob dieses Zwei Euro Stück schmutzig geworden ist, ob es verbogen ist, ob es anfängt zu schimmeln oder zu rosten. Solange es den Prägestempel des Staates trägt, ist dieses Stück Metall zwei Euro wert.

Es kann durchaus sein, dass die Kirche heute viele Fehler und Schwächen hat; es kann durchaus sein, dass sie in den Schmutz gefallen ist, dass sie verbogen und unbeweglich geworden ist. Aber sie trägt die Handschrift, den Prägestempel des Heiligen Geistes. Und das verleiht der Kirche ihren Charakter. Und darum ist sie gleichsam der Liebesbrief Christi an dieser Welt.

 

Wenn nun jemand sagt: Ja das stimmt! Ich habe einmal diesen Prägestempel des Heiligen Geistes bei der Taufe und bei der Firmung bekommen. Aber von dieser Prägung ist so wenig übrig geblieben. - Um wieder einmal das Bild von den Steintafeln aufzunehmen: Dieses Prägung, diese Inschrift ist verwittert. Dieser Brief ist unleserlich worden, weil die Tinte verblasst ist. Ja, das kann sein. Aber wenn dem so ist, und wenn du auf einmal entdeckst: Ich bin gar nicht mehr so ein Brief, den alle lesen können, weil so vieles dazwischen gekommen ist, dann möchte ich erinnern an eine Szene aus dem Alten Testament:

Mose steigt auf den Berg Sinai und empfängt von Gott die zwei steinernen Bundestafeln mit den zehn Geboten. Da war der Bund Gottes mit den Menschen garantiert. Als nun Mose vom Berg heruntersteigt, entdeckt er, dass das Volk Israel unten Götzendienst treibt. Da zerschmettern er in heiligem Zorn diese beiden Bundestafeln, die ihm Gott gegeben hatte. Und damit schien der Bund hinfällig zu sein.

Aber, und jetzt kommt das Große: Mose darf noch einmal auf den Berg steigen, und er darf sich diese beiden Tafeln des Bundes von Gott neu schreiben lassen.

Wenn wir untreu werden, wird Gott nicht untreu. Und wenn die steinernen Tafeln, wenn dein Herz, wenn der Brief Christi, der eigentlich in dein Herz geschrieben ist, unleserliche worden ist durch Sünde und durch widrigen Umstände, dann darfst Du zu Jesus Christus gehen und darfst ihm bitten: Präge mir neu dein Siegel, deine Prägung ins Herz ein, damit ich wieder ein Brief bin, den alle Menschen lesen können, den alle Menschen verstehen können. Dass man an mir wieder ablesen kann, dass du die Welt liebst.

Das ist die Chance der Buße, das ist die Chance einer Tauferneuerung, das ist die „zweite Chance“, die wir in unserem Leben haben.

 

Ich möchte noch zwei kurze Gedanken, gleichsam zwei Anhänge noch nach schieben:

Es gibt viele Menschen, die heute die heilige Schrift, das Wort Gottes den Liebesbrief Gottes an die Welt, nicht mehr lesen. Aber sie sehen Dich, und sie sehen die Kirche. Und sie möchten an der Kirche, an Dir ablesen, wie Gott ist. Das ist unsere Verantwortung, die wir als Kirche haben: so zu leben, dass wir gleichsam ein gelebtes Evangelium sind, ein lebendiger Brief, den alle lesen können.

 

Und ein zweiter kurzer Nachtrag:

Die Heiligen der Kirche sind gleichsam die exemplarischen Briefe Gottes. Und wenn wir manchmal Schwierigkeiten haben, die Bibel zu verstehen, das Herz Gottes zu verstehen, dann gibt es einen Weg: Lies gute Biographien von Heiligen. Du wirst merken: In diesen Heiligen ist der Liebesbrief Gottes an die Welt lesbar geworden. An ihnen kannst du ablesen, wie Gott zu uns Menschen steht.

 

Der Liebesbrief Gottes hat einen zentralen Inhalt: „Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahin gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ Sei ein solcher Liebesbrief Gottes. Amen.

 

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Predigttext:      Mk 2,18-22

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Wenn ich an meinen Religionsunterricht in der Schule denke, dann konnte man damals den Eindruck gewinnen, als würde christliches Leben darin bestehen, eine ganze Summe von Geboten und Vorschriften zu beachten, die so genannten religiösen Pflichten. Christ sein bedeutet: „Du musst! Du darfst nicht! Du sollst!“ Und wenn einer ein besonders intensives geistliches Leben führen wollte, wie etwa die Ordensleute im Kloster, dann wurden diese Vorschriften noch weiter verschärft.

Das finden wir im Judentum auch. Da ist etwa das Fastengebot. Im Judentum war im Jahr ein Fasttag vorgeschrieben, am Versöhnungsfest. Aber die Frommen damals, die Pharisäer, die es mit den Geboten besonders ernst nahmen, die haben über dieses Gebot des einmal jährlichen Fastens hinaus noch zusätzlich zwei Fasttage pro Woche gehalten. Das war damals so üblich bei religiösen Gruppen.

 

Jetzt kommen im Evangelium diese Pharisäer zu Jesus und halten ihm vor: „Wieso fasten denn deine Jünger nicht? Die wollen doch auch einen besonderen geistlichen Anspruch in ihrem Leben verwirklichen. Die Jünger des Johannes fasten, unsere Jünger fasten. Wieso fasten eigentlich deine Jünger nicht?“ Nur in Klammern gesagt: Ist das vielleicht Zufall, dass man Jesus den Titel gegeben hat, „Vielfraß und Weinsäufer“? Oder hängt das vielleicht auch damit zusammen, dass das Fasten bei Jesus und seinen Jüngern nicht im Mittelpunkt stand. Und dann, als sie mit der Frage zu Jesus kommen: „Warum fasten deine Jünger nicht?“, da gibt Jesus ihnen eine Antwort in einem Bildwort. Und dieses Bildwort trifft genau die Mitte des Evangeliums. Da sagt Jesus: „Können eigentlich Hochzeitsgäste fasten, wenn der Bräutigam da ist?“ Hier zeigt sich: Die Mitte des christlichen Lebens besteht nicht darin, dass man die Gebote hält. Natürlich ist das auch wichtig, aber es ist nicht die Mitte. Die Mitte des Evangeliums ist: Da ist einer, Jesus Christus, der dich so liebt, wie ein Bräutigam seine Braut.

Im Alten Testament, beim Propheten Jesaja steht ein großes Wort: „Dein Gott freut sich über dich, wie der Bräutigam sich über die Braut freut.“ Und das Volk Gottes bekommt einen neuen Namen: „Meine Lust an dir.“ Gott liebt uns so, dass er Lust an uns hat. Er liebt uns mit einer bräutlichen Liebe.

 

Ich vermute, die meisten, die heute hier in der Kirche sind, sind verheiratet. Weißt Du noch wie das damals war bei der Brautwerbung, zur Zeit der ersten Liebe? Wie man da gar nicht genug Zeit mit dem Partner verbringen konnte. Wie man jeden Tag zum Briefkasten gelaufen ist, ob nicht ein Brief von ihm (ihr) gekommen ist. Wie man zwischen den Zeilen gelesen hat. Wie man sich auf das Wochenende gefreut hat, wenn man zusammen etwas unternehmen konnte. Weißt Du noch, wie das war in dieser Zeit der ersten Liebe?

So liebt Jesus dich. Und er steht vor der Tür deines Herzens und klopft bei dir an. Und wenn du ihm aufmachst, dann hält er dir nicht eine Liste von Geboten und Vorschriften entgegen, sondern er wirbt um deine Gegenliebe. Das ist der Mittelpunkt.

 

Nun kann man natürlich fragen: Sind dann die Gebote alle überflüssig, z.B. das Fastengebot? Braucht man die Gebote alle nicht mehr? Doch, die sind wichtig! Ich will noch einmal zurückkommen auf die Frage: Kannst Du Dich noch erinnern an die Zeit Deiner ersten Liebe?

Das war ja nicht nur eine Zeit, wo man sich nach dem anderen gesehnt hat, um möglichst viel Zeit mit ihm zu verbringen. Es war ja auch eine Zeit, wo man bereit war für den anderen Opfer zu bringen, für den anderen auf etwas zu verzichten, weil uns der Partner so wichtig war. Möglicherweise hat damals ein junger Mann seiner Freundin zu Liebe auf sein Hobby verzichtet. Aber nicht, weil das ein Gebot war, sondern weil ihm seine Freundin so kostbar, so wichtig war, dass alles andere dafür ins zweite Glied trat. Darauf konnte er notfalls verzichten.

Merken Sie, es geht schon auch darum, auf etwas zu verzichten. Aber nicht, weil wir ein Fastengebot haben , sondern weil Jesus Christus, der uns wie ein Bräutigam liebt, uns so wertvoll ist, dass wir um der Gemeinschaft mit ihm willen auf manches andere in dieser Welt verzichten können.

 

Aber noch aus einem zweiten Grund ist das Fasten sinnvoll. Bei Vielen ist das ja so, auch in der Ehe, dass die Liebe nach Jahren alltäglich geworden ist. Die Liebe brennt nicht mehr so wie am Anfang. Heute läufst Du nicht mehr jeden Tag erwartungsvoll zum Briefkasten. Es ist so alltäglich geworden. Und das ist mit unserem Verhältnis zu Gott auch. Wir haben irgendwann einmal für Jesus gebrannt, vielleicht bei der Erstkommunion, vielleicht wenn man an Exerzitien teilgenommen hat. Aber dann wurde das Verhältnis zu Gott so alltäglich.

Das hat im Alten Testament auch das Volk Israel erleben müssen. Im Laufe der Zeit sind die Gottesdienste noch gefeiert worden, aber sie hatten nicht mehr dieses Brennen, dieses Leuchten, das aus der ersten Liebe kommt. Und so ist auch im Volk Israel langsam aber sicher das Verhältnis zu Gott so alltäglich geworden.

 

Und da kommt uns ein Satz zu Hilfe der im Propheten Hosea steht, den wir eben als Lesung gehört haben. Da sagt Gott durch den Propheten Hosea: „Ich will Israel, mein Volk, locken und in die Wüste führen, und ich will um sie werben.“ Als das Volk Israel Gott untreu wurde, oder Gott gegenüber gleichgültig wurde, da ist Gott immer noch der Liebhaber geblieben, der um sein Volk wirbt. Und wenn es da heißt: „Ich will sie locken und in die Wüste führen“: Die Zeit der Wüstenwanderung, als Israel aus Ägypten herausgeführt wurde vierzig Jahre durch die Wüste in das gelobte Land, diese Wüstenzeit wird im Alten Testament als die „Brautzeit“ Israels verstanden. Da wurden sie von Gott getragen und geführt. Da waren sie auf der anderen Seite der Führung Gottes gehorsam.

Diese Zeit war die Brautzeit Israels, und da knüpft Gott wieder an. Und wenn bei uns manchmal Gottesdienst, Gebet, Bibellesen langweilig und alltäglich geworden ist, dann knüpft Gott an dem Punkt wieder an, wo du irgendwann einmal für ihn gebrannt hast. Und bei Israel war das die Wüstenzeit.

Dieses Wort ‚Wüste’ ist mir aus einem andern Grund noch wichtig. Jetzt komme ich noch einmal auf das Fasten zurück. Wüste ist ja auch ein Ort der Kargheit, wo du kein Fernsehgerät mehr hast, und wo du kein Telefon hast, und wo du kein Schlemmermahl hast. In der Wüste ist man zurückgeworfen auf das Notwendigste zum Leben.

Kann es sein, dass Gott heute unser Fasten möchte, damit wir wieder neu lernen, uns auf ihn zu konzentrieren? Damit wieder neu die bräutliche Liebe erfahren, die er uns entgegenbringt, und um die er bei uns wirbt?

In zweifacher Weise hat also das Fasten einen Sinn:

Einmal aus dieser brennenden Liebe heraus: Gott ist mir so wertvoll, dass ich auf andere Dinge verzichten will.

Und zum anderen: Wenn die Liebe in mir erkaltet ist, möchte ich in die Wüste gehen, in die Kargheit gehen, um mich wieder neu auf Gott einzulassen und auszurichten. Aber nicht auszurichten auf ein Gesetz, sondern auf den liebenden Gott.  Amen.

 

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