Pfarrer Karl Sendker

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Predigt zum Evangelium: Mt 6,1-6.16-18

Predigttext:      Mt 6,1-6.16-18

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Die Kirche stellt uns zu Beginn der Fastenzeit in diesem Abschnitt aus der Bergpredigt die drei großen Werke der Frömmigkeit vor Augen, die bereits bei den Juden die klassischen Werke der Frömmigkeit waren. Almosen geben, Beten und Fasten. Diese drei großen Werke der Frömmigkeit muss man immer im Zusammenhang sehen. Es wird dabei immer wieder betont, dass diese Dinge, Almosen geben und Fasten nicht Zwänge sind, die man auferlegt bekommt, sondern die Bibel sagt im Alten und im Neuen Testament, dass auf diesen Frömmigkeitsformen der Segen Gottes ruht.

 

Almosen geben war im Alten Testament wichtig, weil es damals noch keine Armenversorgung gab wie bei uns heute. Aber Almosen geben und überhaupt die Werke der Barmherzigkeit sind auch in unserer Zeit heute wichtig angesichts des Hungers in der Welt. Darum gibt es ja auch seit Jahren am Ende der Fastenzeit die bischöfliche Aktion Misereor, wo wir mit den Hungernden in der Welt teilen.

Der Apostel Paulus sagt uns, welch ein Segen darauf ruht. Er schreibt einmal: „Wer spärlich sät, wird auch spärlich ernten. Und wer Segensfülle sät, der wird auch Segensfülle ernten.“ Ich weiß aus eigener Erfahrung und auch aus den Berichten von vielen anderen Menschen, dass das stimmt, was der Apostel Paulus sagt.

Wer in dieser Weise mit den Armen in der Welt teilen kann, der darf sicher sein, dass er Segen von Gott empfängt, und zwar ganz praktisch und ganz materiell. Nicht nur einen geistlichen Segen, gleichsam eine Vertröstung aufs Jenseits. Wer geben kann, der wird von Gott materiell gesegnet.

Im Alten Testament, im Buch der Sprüche heißt es einmal: „Wer einem Armen gibt, der leiht an Gott aus.“ Und Gott gibt mit Zinsen zurück.

 

Die Tatsache, dass Gott uns hört, wenn wir zu ihm beten, dass es nicht nur so ein Plappern ist wie bei den Heiden, das gehört zu den ganz großen Geschenken unseres Glaubens. Schon im Alten Testament staunt das Volk Israel: „Wo gibt es sein Volk, das Götter hätte, die so nahe sind, wie unser Gott uns nahe ist jedes Mal, wenn wir zu ihm rufen.“

Wenn Jesus in diesem Zusammenhang seine Jünger das Vater unser lehrt, dass wir zu diesem Gott ‚Vater’ sagen dürfen, dann spüren wir ein Stückchen von dem ganz persönlichen Gottesbezug, der in unserem Gebet liegt.

 

Auch das Fasten ist nicht nur eine Vorschrift, die uns gegeben wird. Fasten bedeutet im Grunde eine ganz tiefe Konzentration aller menschlichen Kräfte. Man fastete nicht, um abzunehmen, sondern es geht um etwas ganz anderes: Im Tiefsten geht es um das, was wir im Deutschen mit dem Sprichwort ausdrücken: „Ein voller Bauch studiert nicht gern.“

Wer völlig satt ist, dessen körperliche und geistige Kräfte sind schlaff. Und jeder, der einmal eine Fastenklausur gehalten hat, der berichtet davon, wie die Kräfte des Menschen, auch die seelischen Kräfte des Menschen gestärkt werden und konzentriert werden.

Von da her wird in der Bibel auch Fasten und Beten immer zusammen genannt. Es bedeutet eine ganz neue tiefe Hinwendung zu Gott, wenn das Gebet begleitet ist vom Fasten.

Auf allen diesen drei Formen der Frömmigkeit ruht der Segen Gottes.

 

Und doch spricht Jesus gerade in Bezug auf diese Formen der Frömmigkeit eine Warnung aus: „Hütet euch, eure Frömmigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen.“ Wenn du diese Formen der Frömmigkeit übst, Almosen geben, Beten, Fasten, nur um von den Menschen gesehen und gelobt zu werden, dann hast deinen Lohn bereits bekommen. Es tut kein göttlicher Segen darauf.

 

Nun darf man heute wohl feststellen: Die Gefahr, dass jemand Almosen gibt, betet und fastet, nur um eine Schau abzuziehen, diese Gefahr ist heute relativ gering. Heute fastet man lieber überhaupt nicht mehr oder betet gar nicht mehr. Die Jugendlichen, die heute immer noch meinen, die Älteren würden am Sonntag in die Kirche gehen, um ihren Pelzmantel vorzuführen, die irren sich.

 

Aber vielleicht darf man diese Gefahr der Heuchelei, von der Jesus redet, heute vielleicht ein bisschen weiter sehen. Es gibt heute in den Gemeinden eine andere Form von Heuchelei, die manchmal erschreckend ist. Dass Leute, die mit dem Glauben nichts mehr zu tun haben, ihre Kinder ganz bedenkenlos zur Erstkommunion anmelden, nur weil damit eine schöne Familienfeier verbunden ist, oder weil es eben in einem Dorf noch so üblich ist. Das ist eine Form von geistlicher Schauspielerei vor Gott. Und ich habe manchmal Sorge, ob wir als Priester diese Schauspielerei einfach immer mitmachen dürfen, ob wir nicht lieber protestieren müssten.

Wie viele Eltern, die mit Gott nichts mehr zu tun haben, melden ihre Kinder zur Taufe an. Und wenn man dann einmal nachfragt, dann bekommt man als Antwort: Die Kinder soll später einmal keinen Nachteil haben, wenn es darum geht, einen Kindergartenplatz zu bekommen oder Ähnliches. Wenn das das Motiv ist, dann ist es im Tiefsten geistliche Schauspieler und Heuchelei.

Ähnliches könnte man sagen in Bezug auf kirchliche Trauungen, vielleicht sogar manchmal in Bezug auf Silberhochzeiten oder Goldhochzeiten. Da geht es oft nur um die schöne äußere Feier, um den roten Teppich und eine Kutsche, aber wenn man einmal dahinter schaut, dann ist oft an Geistlichem nichts mehr dahinter. Ich will nicht sagen, dass das normalerweise so ist, aber es gibt genügend Fälle wo das so ist.

Ich denke schon, dass dieses Wort Jesu, wo er vor der Heuchelei und der Schauspielerei im geistlichen Dingen warnt, dass wir das in unserer Zeit in dieser Hinsicht ganz neu ernst nehmen müssen. Stehst du wirklich vor Gott, oder stehst du vor den Menschen: „... damit sie von den Menschen gesehen werden ...“, sagt Jesus.

 

Aber ich kann das Ganze auch noch einmal ins Positive wenden. Wäre es nicht sinnvoll, wenn wir heute hier in der Kirche, und ich denke doch nicht, dass heute einer hier im Gottesdienst ist, der bewusst schauspielern will. Ob wir uns nicht vielleicht zu Beginn der Fastenzeit vornehmen sollten: Ich möchte in dieser Fastenzeit vor dem Angesicht Gottes leben. Ich schaue nicht auf mich selbst, um mir selber zu schmeicheln, ich schaue nicht auf die anderen Leute, was die sagen, sondern ich möchte in dieser Zeit bewusst das Angesicht Gottes suchten, ihm begegneten. Und was dann dabei herauskommt an Almosen geben, an Gebet und an Fasten, das überlasse getrost Gott.

Wenn wir das Angesicht Gottes in Ehrlichkeit suchen, dann wird er uns schon den Weg weisen, der genau richtig ist zwischen Lauheit und christlicher Übertreibung. Es geht darum, IHN zu suchen.   Amen.

 

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