Pfarrer Karl Sendker  

 

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Christi Himmelfahrt A
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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unter dem Stichwort Kassettendienst .

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Predigt zur 1. Lesung:   Apg 1,1-11

Predigt zur 2. Lesung:   Eph 1,17-23

Predigt zum Evangelium:   Mt 28,16-20

Weißt du, wo der Himmel ist?    Predigt im mp3 Format    Predigt als Video

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Predigttext:   Apg 1,1-11

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Die Geschichte mit Jesu ist zu einem Ende gekommen am Tag seiner Himmelfahrt. Von daher ist es nur folgerichtig, dass im Evangelium als letztes die Himmelfahrt Jesu berichtet wird.

Aber das stimmt so ohne weiteres nicht. Man könnte es auch umgekehrt sehen: Nach der Himmelfahrt geht es erst richtig los mit dieser Jesusgeschichte. Und der Evangelist Lukas hat das gespürt. Aus diesem Grunde hat er nach seinem Evangelium noch ein zweites Buch geschrieben, die Apostelgeschichte. Und in der Apostelgeschichte steht die Himmelfahrt nicht am Ende wie im Evangelium, sondern da ist die Himmelfahrt der Ausgangspunkt einer riesigen Bewegung. Von da an geht es erst richtig los. Diese Botschaft von dem lebendigen Gott verbreitet sich immer weiter bis an die Grenzen der Erde. Die ‚Grenzen der Erde’ waren damals die Grenzen des römischen Reiches. Das römische Reich war der damals bekannte Erdkreis. Folgerichtig schließt dieses zweite Buch, die Apostelgeschichte, an dem Punkt, wo die Frohe Botschaft von Jesus Christus in Rom, der Hauptstadt des damaligen Weltreiches ungehindert verkündet werden kann. Da kommt diese Jesusgeschichte an ihr Ziel.

Himmelfahrt Jesu nicht als Ende, sondern an Anfang. Wir wollen uns diesen Anfang heute im ersten Kapitel der Apostelgeschichte einmal näher anschauen. Drei Dinge sind es, und die sind auch für uns wichtig, damit bei uns wieder etwas ‚losgeht’.

 

Ein Erstes:

Jesus hat nach seiner Auferstehung durch viele Beweise seinen Jüngern gezeigt, dass er lebendig ist. Vierzig Tage hindurch ist er seinen Jüngern erschienen. Er wollte ihnen Klarheit geben: Wir haben es nicht mit einem toten Gott zu tun, dem man aus lauter Dankbarkeit noch Verehrung entgegenbringt. Wir haben es vielmehr mit einem lebendigen Gott zu tun.

Das ist etwas, was wir Katholiken heute mit am allernötigsten brauchen: das Wissen und die Erfahrung, dass wir einen lebendigen Gott haben. Nicht einen toten Gott, sondern einen Gott, mit dem wir im alltäglichen Leben rechnen dürfen und auch rechnen müssen. Wenn unser Gott lebendig ist, dann macht er sich auch bemerkbar, dann greift er auch ein. Aber wenn wir nicht mit einem lebendigen Gott rechnen, wenn wir nur einem toten Gott einen Gottesdienst feiern und ihm so Verehrung erweisen, dann liegen wir falsch. Wir haben einen lebendigen Gott. Und rechne damit, dass dieser Gott in Deinem Leben seine Spuren zieht, die man erkennen kann.

Das war Jesus ganz wichtig, dass sie Klarheit hatten: Wir haben einen lebendigen Gott. Und wenn überhaupt wieder in unsere Kirche heute neues Leben und eine neue Dynamik hineinkommen soll, dann brauchen wir diese Botschaft: „Jesus lebt!“ Und das ist etwas ganz anderes als die Botschaft: „Er ist auferstanden.“ Das letztere ist eine theologische Aussage. Aber ‚Er lebt’, das ist etwas, was sich in unserem alltäglichen Leben sichtbar und erfahrbar macht.

 

Ein Zweites:

Jesus sagt den Aposteln – und wahrscheinlich sagt er das auch uns heute: „Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem, in Galiläa und Samarien bis ans äußerste Ende der Erde.“ Die Kreise werden immer weiter gezogen. „Ihr werdet meine Zeugen sein.“

Wenn man heute Predigten hört, oder wenn man theologische Diskussionen verfolgt, dann könnte man manchmal den Eindruck gewinnen, als wenn Jesus damals gesagt hätte: Ihr werdet meine ‚Referatehalter’ sein. Aber Jesus hat nicht von ‚Referatehaltern’ gesprochen, oder von ‚Vorträgehaltern’. Er sagt mit Nachdruck: „Ihr werdet meine Zeugen sein.“ Und ein Zeuge ist einer, der etwas erlebt hat, der aus eigener Erfahrung sagen kann: So ist es! Wenn einer als Zeuge vor Gericht aussagt, dann kann er auch nicht sagen: „Ich glaube, dass das so und so war.“ Entweder kann er sagen: „So ist es, ich hab es miterlebt.“ Oder aber: ‚Er hält die Klappe’.

Vielleicht halten deswegen so viele Christen heute ‚die Klappe’, weil sie nichts erlebt haben, weil sie keine eigenen Glaubenserfahrungen haben. Aber unsere Berufung geht dahin, dass wir mit diesem lebendigen Gott Erfahrungen machen, dass wir Erlebnisse haben, die wir den Menschen bezeugen können. Und dann ruht unser Glaube auf sicheren Fundamenten. Das heißt es nicht mehr: Ich vermute ... Ich denke ... Ich meine ...

Nein, dann hast Du Gewissheit darüber, dass dieser Gott da ist, weil er sich als der Lebendige in Deinem Leben bemerkbar gemacht hat. Und das ist es, was die Menschen heute brauchen. Sie brauchen nicht Meinungen, sondern sie brauchen Zeugen, die den Lebendigen Gott bezeugen können.

Übrigens: Dafür muss man nicht Theologie studiert haben. Um ein Referat zu halten, dafür muss man vielleicht Theologie studiert haben, aber nicht, um Zeuge zu sein.

 

Das einzige, was man dafür braucht – ohne das geht es allerdings nicht, das sagt Jesus auch ganz deutlich: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird. Und dann werdet ihr meine Zeugen sein.“ Und Jesus sagt einen Satz vorher ganz ausdrücklich: „Geht nicht von Jerusalem weg! Bleibt in der Stadt und wartet, bis ihr mit dieser Kraft Gottes ausgerüstet seid!“ Und auch das gilt uns heute mit großem Nachdruck.

Wir tun heute in unseren Kirchen zu viele Dinge einfach aus unserem guten Willen heraus. Aber wir warten oft nicht, bis die Kraft Gottes da ist, bis der Heilige Geist uns erfüllt, und wir dann aus dieser Kraft heraus Dinge tun können. Wir halten so viele Sitzungen heute. Aber es ‚sitzt’ so wenig von dem, was wir dann unternehmen.

Ich glaube, hier liegt ein ganz entscheidender Punkt in unseren Kirchen heute: Entweder werden wir wieder lernen, aus der Kraft des Heiligen Geistes zu leben und zu wirken, aus göttlicher Kraft. Oder aber, wir werden viel Betriebsamkeit erleben in unseren Gemeinden, in unseren Verbänden, und es wir sehr wenig dabei herauskommen. Hier liegt der entscheidende Punkt: Wartet und bleibt in Jerusalem, bis ihr mit dieser Kraft ausgerüstet seid.

 

Sehen Sie, selbst bei Jesus war das so. Jesus ist nicht angefangen, öffentlich zu wirken, bis er mit dem Heiligen Geist ausgerüstet war. Erst nach der Taufe im Jordan, als der Heilige Geist auf ihn herabkam, da ging er hin und begann zu predigen und zu wirken. Aber was hat das dann auch für Auswirkungen gehabt! Was ist da für eine Kraft sichtbar geworden. Und das gleiche traut uns Jesus auch zu und vertraut er uns an.

Von daher ist es sinnvoll, diese Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten wirklich zu Tagen des Gebetes zu machen um den Heiligen Geist, damit der in unseren Gemeinden und in unserem persönlichen Leben wieder seine Kraft entfalten kann. Ich möchte Sie mit Nachdruck dazu einladen.

 

Ein Drittes:

Da heißt es in unserer Himmelfahrtslesung aus der Apostelgeschichte: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel? Dieser Jesus wird genau so wiederkommen, wie ihr ihn habt hinauffahren sehen.“ Das ist so ein schlichter Satz. Aber wenn man einmal überlegt, was das für Konsequenzen hat. Gut, damals die ersten Christen haben erwartet, dass Jesus noch zu ihren Lebzeiten wiederkommt. Da haben sie sich geirrt.

Aber wenn man das einmal in eine andere Dimension übersetzt: Wir Christen haben eine Zukunftsperspektive, die ist anders als die Perspektive der ‚Menschen dieser Welt’. Wie viele Menschen haben gerade in unserer Zeit eine Perspektive, die von Angst vor der Zukunft geprägt ist. Sie sind geprägt von der Befürchtung: Was wird wohl alles auf uns zukommen? Und dann sehen sie Schreckensbilder.

Aber das Ende ist nicht Chaos und Schrecken. Das Ende ist, dass Jesus Christus mit Macht und Herrlichkeit wiederkommt. Die entscheidende Frage in der Weltgeschichte heißt nicht: „Was kommt auf uns zu?“ Die entscheidende Frage heißt: „Wer kommt auf uns zu?“

Und darum dürfen wir Christen in dieser Welt eine strahlende Zukunftshoffnung haben. Gerade auch angesichts der Bedrängnisse in der Welt haben wir keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Das Ende bedeutet: Dieser Jesus wird einmal wiederkommen.

Und an dem Tag wird es sich herausstellen, ganz deutlich herausstellen: Am längeren Hebel sitzt nicht das Böse, sondern Jesus Christus. Und die Bibel sagt uns auch: An jenem Tag wird sich jedes Knie vor IHM beugen. Entweder beugen wir uns freiwillig in der Anbetung. Oder aber: Wir werden einmal beschämt auf die Knie gehen und sagen: Du bist im Recht.

Es wird sich an jenem Tag einmal herausstellen, dass die Hoffnung der Christen nicht ins Leere geht. Heute können die anderen uns immer noch sagen: „Das muss man ja alles glauben. Wo bleibt denn euer Jesus? Man merkt so wenig von ihm.“ An jenem Tag wird sich herausstellen, wer Recht hatte; und da bin ich ganz zuversichtlich.

 

Das Himmelfahrtsfest ist gleichsam der erste Teil des Christkönigsfestes, gleichsam das Fest seiner Thronbesteigung. Der zweite Teil des Christkönigsfestes ist der Tag, an dem er in Herrlichkeit wiederkommt. Und ich freu mich schon darauf.

 

Damit wir uns jetzt nicht missverstehen:

Christenleben bedeutet nicht: Zum Himmel schauen und die Hände in den Schoß legen in der Haltung: Jesus, wann kommst du denn endlich wieder?

Nein, wir werden in der Lesung aus der Apostelgeschichte ganz eindeutig hingewiesen, worauf es ankommt: Nicht: Dastehen und zum Himmel schauen. Nein: „Ihr werdet meine zeugen sein!“ Das ist unser Dienst.

Mit einem einzigen Schlagwort: „Weitersagen!“       Amen.

 

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Predigttext:   Mt 28,16-20

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das Fest Christi Himmelfahrt gibt uns eine Antwort, auf eine Frage, die vielleicht im Letzten die wichtigste Frage in dieser Welt ist, nämlich auf die Machtfrage. Wer hat in dieser Welt das Sagen? Wer hat die Macht in dieser Welt?

Hat Jesus Christus die Macht in dieser Welt, nicht nur theoretisch, sondern praktisch?

Oder hat der Mensch die Macht in dieser Welt? Wir Menschen haben ja ‚alles’ in den Griff bekommen; heute ist fast alles machbar geworden. Hat der Mensch die Macht und das Sagen in dieser Welt?

Hat vielleicht der Teufel, der Böse die Macht in dieser Welt? Mich hat schon als Jugendlicher eine Geschichte aus dem Evangelium immer sehr nachdenklich gemacht: In der Versuchungsgeschichte beim Evangelisten Lukas sagt der Teufel zu Jesus, als er ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Macht und Herrlichkeit zeigt: „Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Denn mir wurde diese ganze Macht verliehen, und ich geben sie, wem ich will.“ Es geht mir um den zweiten Teil dieser Aussage. Und Jesus widerspricht dem Teufel in diesem Punkt nicht. Der Teufel darf unwidersprochen behaupten: „Mir ist diese gesamt Macht verliehen; und ich gebe sie, wem ich will.“ Hat der Teufel die Macht in dieser Welt? Jesus nennt im Johannesevangelium den Teufel einmal „Fürst dieser Welt“. Und der Apostel Paulus geht noch einen Schritt weiter. Und es klingt schon fast wie eine Gotteslästerung, wenn er schreibt: Der Teufel ist „der Gott dieser Welt“, der die Menschen verblendet. Hat der Teufel, der Böse, die Macht in dieser Welt? Schau einmal in unsere Welt hinein, und Du wirst den Eindruck nicht los: Tatsächlich, das Böse scheint immer am längeren Hebel zu sitzen. Gerade in unseren Tagen wieder, wenn wir nach Palästina schauen. Die Brutalität der Anschläge, die Perfektion von Waffen wird immer furchtbarer. Und wir stehen machtlos dabei und wissen gar nicht, wie wir reagieren sollen. Hat der Böse, das personifizierte Böse, die Macht in dieser Welt?

 

Aber diese Machtfrage geht ja auch mitten durch unser eigenes Herz. Dieser Kampf zwischen gut und böse vollzieht sich ja auch in unserem eigenen Herzen. Der Apostel Paulus schreibt im 7. Kapitel des Römerbriefes sinngemäß: ‚Ich verstehe mich überhaupt nicht. Ich will das Gute tun, und tue doch das Böse. Ich entdecke, dass in meinem Herzen eine Macht ist, die mich gleichsam zwingt, das Böse zu tun, obwohl ich das Gute tun will. Ich versteh mich selber nicht mehr.’ Jeder von uns kann wahrscheinlich Ähnliches aus seinem eigenen Erleben sagen. Hat das Böse die Macht in dieser Welt?

 

Und sehen Sie: Da sagt uns Jesus Christus heute am Fest Christi Himmelfahrt im Evangelium mit Nachdruck: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden!“ Die Bibel verschließt nicht die Augen vor der Macht des Bösen. Das Böse ist eine Realität. Aber sie setzt neben diese Realität des Bösen eine andere Realität, die genau so wirklich ist: Dass Jesus Christus, der auferstandene Herr, seine Herrschaft angetreten hat. Man könnt gleichsam sagen: Das Fest Christi Himmelfahrt ist der erste Teil des Christkönigsfestes, wo Christus den Thron im Himmel bestiegen hat. Der zweite Teil des Christkönigsfestes ist dann der Tag seiner Wiederkunft. Da wird einmal sichtbar werden für jedes Auge, dass IHM alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden. Aber den Thron im Himmel hat er jetzt schon bestiegen. Darum kann es in der Offenbarung des Johannes am Ende des Neuen Testamentes heißen: Im Himmel ist jetzt schon für den Satan kein Platz mehr. Er ist auf die Erde geworfen und wütet hier, weil er weiß, dass er nur noch kurze Zeit hat. Er ist letztlich ein auf Golgatha geschlagener Feind.

Und wir bezeugen heute am Fest Christi Himmelfahrt diese Realität: Dass es neben der Wirklichkeit des Bösen die Herrschaft Jesus Christi zu proklamieren gilt.

 

Das ist nicht nur etwas Theoretisches; das hat für uns ganz praktische Konsequenzen. Sehen Sie, angesichts des Bösen in der Welt resignieren heute ganz viele Menschen. Und das lähmt furchtbar. Sie kennen ja die Schlagworte heute: ‚Staatsverdrossenheit’, Politikverdrossenheit’, man könnte auch hinzufügen ‚Kirchenverdrossenheit’, denn dieser Kampf zwischen Gut und Böse geht auch mitten durch die Kirche, da dürfen wir uns nichts vormachen. Aber diese lähmende Resignation, wo die Menschen sagen: Es lohnt sich nicht mehr, sich einzusetzen; man kann ja sowieso nichts ändern! Und darum engagieren sich die Leute gar nicht mehr und suchen ihr kleines privates Vergnügen. Solche Resignation ist letztlich tödlich für die Gesellschaft, für die Kirche und auch für den einzelnen Menschen.

Hier lädt uns das Fest Christi Himmelfahrt ein: Schau auf den erhöhten Herrn, der die Herrschaft angetreten hat. Und du wirst von dieser Resignation, von dieser lähmenden Resignation befreit werden zu einer schöpferischen Energie, wo man wieder eine Perspektive hat, wo man wieder einen Sinn sieht, wo man wieder neu merkt: Es lohnt sich, sich zu engagieren.

Worauf richte ich meinen Blick? Da geschieht der Wandel. Wer immer nur auf das Negative schaut, auf die widrigen Umstände, wir Angst bekommen. Aber richte Deinen Blick auf den erhöhten Herrn. Diese Perspektive brauchen wir.

 

Und noch ein Zweites:

Nicht nur den Blick richten auf den erhöhten Herrn. Das Fest Christi Himmelfahrt lädt uns auch ein, IHM die Ehre zu geben, ihn anzubeten, ihn zu lobpreisen aus einem entbrannten Herzen heraus. In dem Augenblick, wo Menschen hier auf der Erde anfangen, Christus zu loben und zu preisen (Nicht nur weil der Liedanzeiger in der Kirche ein Loblied anzeigt!), da zieht man gleichsam ein Stückchen der himmlischen Realität hier in diesen Welt herunter. Da kann man hier in dieser Welt gleichsam handgreiflich spüren, dass ER wirklich die Macht hat.

Ich will Ihnen dafür ein Beispiel erzählen. Diese Begebenheit ist schon länger her, aber ich werde sie nie vergessen: Ich habe einmal als Kaplan an einem Exerzitienkurs teilgenommen. Der war ausgeschrieben für Priester, Ordensleute und Theologiestudenten. Wir saßen nachmittags beim Kaffee zusammen. Es entstand an unserem Tisch ein Streit um irgendeine theologische Frage. Ich weiß schon gar nicht mehr, um welche Frage es da ging. Und wir hatten uns in kurzer Zeit so festgebissen! Da ging es gar nicht mehr darum: Was ist jetzt die Wahrheit? Es ging nur noch um die Frage: Wer behält jetzt Recht? Zwei Priester haben mit am Tisch gesessen und wollten beschwichtigen und den Streit löschen: Es lohnt sich doch nicht, über so einer ‚belanglosen’ Frage Streit anzufangen. Aber wir bekamen den Streit nicht mehr unter Kontrolle. Wir konnten den Brand nicht mehr löschen.

Dann kam ein älterer Pfarrer und setzte sich zu uns an den Tisch. Sofort wollten die anderen ihn mit in den Streit reinziehen. Aber der hat überhaupt nichts gesagt. Er hat sich einfach hingesetzt, hat seinen Kaffee getrunken und seinen Kuchen gegessen; mehr nicht. Das merkwürdige war: Innerhalb von Minuten war der Streit zu Ende. Wie eine Wolke, die durch Sonnenstrahlen sich auflöst. Ich habe hinterher diesen alten Pfarrer gefragt: „Was war da eigentlich los? Wieso haben wir es nicht geschafft, den Streit zu beenden. Und Sie setzten sich einfach dahin, und der Streit ist weg.“

Er hat mir dann gesagt: „Ihr habt etwas falsch gemacht. Ihr wolltet gegen den Streit ankämpfen; und da seid ihr immer am schwächeren Hebel. Ich hab mich einfach hingesetzt und habe still in meinem Herzen Christus gelobt und gepriesen. Und wo Christus gepriesen wird, da hat Streit keinen Raum mehr, da wird Streit gleichsam erstickt.“

Ich muss gestehen: Verstanden hab ich das damals nicht; verstehen kann ich das auch heute noch nicht. Aber ich hab das selber seitdem etliche Male ausprobiert. Überall wo Menschen zusammen sind, da gibt es ja auch Streit. Etwa in Sitzungen, wo man sich nicht einigen kann. Wie schnell gibt es dann Streit! Ich hab es oft ausprobiert, Christus zu loben und zu preisen still in meinem Herzen. Und der Streit hatte ein Ende. Man hat auf einmal einen Rat, eine Lösung für Fragen, wo man vorher hilflos und rechthaberisch gestritten hat.

Warum das so ist? Ein Stückchen kann man davon ahnen heute am Fest Christi Himmelfahrt. Wir ziehen ein Stück Himmel auf unsere Erde herunter. Und im ‚Himmel’, wo Christus angebetet und verherrlicht wird, haben Streit, Bitterkeit und Hader keinen Platz.

Wenn Menschen das tun, wozu uns das Fest Christi Himmelfahrt einlädt: Den Blick auf den Erhöhten zu richten und ihn zu loben und zu preisen, dann werden diese beiden Worte Jesu aus dem Evangelium Wirklichkeit:

Auf der einen Seite: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.“

Und das Zweite: „Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt.“

Und Jesus setzt ausdrücklich davor: „Seid gewiss!“    Amen.

 

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Weißt du, wo der Himmel ist?

 

Predigt im MP3 Format

 

Liebe Schwestern und Brüder!


Weißt du, wo der Himmel ist? Das ist der Titel eines geistlichen Liedes. Weißt du, wo der Himmel ist?

Der Name des Festes Christi Himmelfahrt verleitet ja dazu, zu fragen: Wo ist er denn jetzt, wenn er im Himmel ist? Wo ist das denn eigentlich, Himmel? Mit dieser Frage haben die Menschen sich immer wieder beschäftigt. Manchmal in sehr hämischer Weise.

Ich kann mich noch erinnern als die ersten russischen Kosmonauten ins Weltall gestartet sind, da hat einer bei der Rückkehr gesagt: Ich hab Gott da oben auch nicht gefunden. Natürlich nicht, möchte man sagen. Auch die Theologen haben sich immer wieder mit der Frage beschäftigt, wo der Himmel ist.

Ein Wort am Ende der Lesung heute gibt uns einen Hinweis. Da heißt es in der Lesung von der Himmelfahrt Jesu: „Eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.“ Letztlich ist es unseren noch so neugierigen Blicken entzogen, wo der Himmel ist. Da können wir nicht reinschauen.

Aber wir können die Frage auch einmal anders stellen. Wir können ja einmal fragen, wie der Himmel ist? Und wenn wir auf die Frage eine Antwort haben, wie der Himmel ist, vielleicht können wir ja dann indirekt darauf schließen, wo der Himmel ist.

Auf diese Frage: „Weißt du, wie der Himmel ist?, möchte ich ihnen heute morgen zwei ganz einfache Gedanken an die Hand geben, die uns ein wenig weiter helfen.

Erstens: Ist ihnen schon einmal aufgefallen: Wenn die mittelalterlichen Maler ein Landschaftsbild gemalt haben, dann haben sie den Himmel nicht blau gemalt, sondern golden. Dahinter steckt folgendes: Diese Maler haben noch ein Gespür dafür entwickelt, wo der Himmel ist. Nicht da oben über den Wolken, im Weltall. Nein, Himmel hat es zu tun mit Glanz, mit Herrlichkeit, mit Pracht. So malten sie den Himmel nicht blau, sondern golden.

Von dieser Beobachtung aus schauen wir einmal in die Bibel, ins letzte Buch der Bibel, in die Offenbarung des Johannes. Da darf der Seher Johannes in einer Vision einen Blick tun in den Himmel. Und er sieht im Himmel einen großen goldenen Thron und eine wunderbare Prachtentfaltung. Er beschreibt das mit den Ausdrücken von kostbarsten Edelsteinen und von Gold. Und unter dem Thron ist ein gläsernes Meer. Das Meer ist sonst in der Bibel immer ein Bild für die unruhige Völkerwelt. Aber hier ist nichts mehr von Unruhe zu spüren, sondern gläsern, glatt und ruhig. Und über diesem ganzen Bild der Regenbogen, das große Zeichen der Treue Gottes. So ist Himmel: Glanz, Herrlichkeit und Pracht.

Und dann sieht Johannes in seiner Vision, als er in den Himmel hineinschauen darf, rund um den Thron Gottes eine unübersehbar große Schar, die sich vor Gott und vor dem Lamm, vor Jesus Christus beugt. Und es entbrandet in immer größeren Wellen ein Lobpreis, eine große Anbetung: „Du allein bist würdig, Lob und Preis und Ehre zu empfangen.“ Und alle Irdischen, die eine Krone auf dem Haupt haben, legen ihre Krone nieder vor dem Thron Gottes, weil er alleine würdig ist.

Das gibt uns wieder einen Hinweis. Himmel ist dort, wo Gott gelobt wird, gepriesen wird, angebetet wird. Das bedeutet aber im Umkehrschluss: Wenn wir hier in dieser Welt Gott anbeten, ihn loben aus einem entbrannten Herzen, dann ziehen wir gleichsam ein Stück Himmel in unsere unruhige Welt hinein. Himmel ist nicht irgendwo, sondern Himmel ist da, wo Gott gelobt wird, hier in dieser Welt schon, und einmal in der Vollendung in ganzem Maß.


Ein Zweites, ganz was anderes. Ich kenne eine Frau, die ein Kind zur Welt gebracht hat, ein Mädchen. Und dieses Mädchen ist eineinhalb Stunden nach der Geburt gestorben. Das Ehepaar hatte bereits zwei prächtige Kinder. Und der Junge, der Älteste, hatte sich so riesig auf das Baby gefreut. „Wann kommt es denn endlich?“ Als nun das Baby gestorben war, hat die Mutter voller Angst überlegt: Wie sollen wir das jetzt dem Bruder sagen, wo er sich doch so gefreut hatte? Und dann haben sie es ihm schließlich gesagt, weil er immer fragte: Wo ist das Baby denn? Die Eltern haben ihm gesagt: Das Baby ist gestorben, es ist jetzt im Himmel. Doch was soll so ein Kleiner sich schon unter Himmel vorstellen.

Aber dann war die Reaktion des Bruders interessant, der damals erst drei Jahre alt war. Als die Mutter sagte, dass das Baby jetzt im Himmel ist, da war seine einzige Reaktion: „Dann kann es jetzt immer mit Jesus spielen.“ Damit war die Sache für ihn erledigt. Dann kann es jetzt immer mit Jesus spielen.

Gut, man könnte jetzt sagen, Kindermund. Aber wenn man einmal darüber nachdenkt, dann steckt darin etwas ganz Wichtiges für unsere Frage, wie der Himmel ist.

Sehen sie, für Kinder ist „Spielen können“ das höchste Lebensglück. Und „im Himmel sein“ bedeutet: Ich kann jetzt immer spielen.

Jesus hat das im Johannesevangelium mit theologischen Vokabeln so ausgedrückt: „Ich bin gekommen, dass sie Leben haben und es in Fülle haben.“ Aber ein erfülltes Leben ist für ein kleines Kind „spielen können“. Himmel ist für ein Kind dort, wo man spielen kann, wo man sein höchstes Lebensglück erfährt.

Aber der kleine Andreas hatte ja nicht nur in seiner Antwort gesagt: „Dann kann das Baby jetzt immer spielen“, sondern er hat noch kurz etwas anderes dazugesagt: Dann kann das Baby jetzt immer „mit Jesus“ spielen. Und auch da lohnt es sich, einmal kurz darüber nachzudenken.

Sehen sie, für ein Kind gibt es oft eine Not. Spielen ist ja schön. Aber was machst du eigentlich, wenn keiner mitspielt? Und wenn man in die Familien hineinschaut, wie oft ist das so, dass Kinder einen suchen müssen, der mitspielt. Dann muss der Papa zur Arbeit, die Mama muss einkaufen gehen, oder sie muss spülen oder irgendwas. Immer fehlt mir jemand, der mit mir mitspielt. Und dann sagt der kleine Andreas: „Dann kann das Baby im Himmel jetzt immer mit Jesus spielen.“ Jesus ist immer da. Und das ist höchstes Glück.

 

Wenn wir jetzt noch einmal fragen, wo eigentlich der Himmel ist?, dann wird man die Antwort geben dürfen: Nicht „da oben“ irgendwo, auch nicht „später“ irgendwann. Himmel ist da, wo wir mit Jesus zusammen sind. Wenn wir im Zusammensein mit Jesus unser Glück erfahren, da ist Himmel. Und darum heißt es am Ende des Matthäusevangeliums: „Seid gewiss, ich bin bei euch, alle Tage, bis zum Ende der Welt.“ Da ist Himmel. Amen.

 

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