Pfarrer Karl Sendker  

 

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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Predigt zur 1. Lesung:  Ez 34,11-12.15-17

Predigt zum Evangelium:  Mt 25,31-46    mp3  Video

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Predigttext:      Ez 34,11-12.15-17

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Wir feiern das Christkönigsfest. Woran denken eigentlich die Leute, wenn sie heute an einen König denken? Wir wissen ja alle: Wenn es überhaupt noch Könige gibt, hat heute ein König praktisch nichts mehr zu sagen. Bei König denken wir an große Repräsentationsereignisse, z.B. wenn in England die Königin und der Prinz Philipp in der Kutsche fährt mit langem Kleid und riesiger Schleppe, aber meist mit sehr viel Prunk und sehr viel Protzigkeit.

Wenn wir damals im Altertum die Menschen gefragt hätten, was sie sich unter einem König vorstellen, oder was sie mit dem Wort König verbinden, dann hätten sie wahrscheinlich gesagt: König ist derjenige, der vor uns her in den Krieg zieht. Das war das Wichtigste. Wir brauchen einen, der uns im Krieg anführt, der an der Spitze steht, wenn wir uns verteidigen müssen.

Noch eine dritte Vorstellung vom König zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Weltgeschichte hindurch: Der König als der Tyrann, als derjenige, der das Volk, seine Untertanen ausnutzt und ausbeutet, der selbst in Glanz und Luxus lebt, und der alle anderen für sich arbeiten lässt, und sie unterdrückt.

 

Wenn wir Gott fragen, wie er sich einen König vorstellt, was er mit einem König verbindet, dann bekommen wir durch die ganze Bibel hindurch eine völlig andere Antwort. Wenn Gott von einem König redet, dann hat er vor Augen das Bild von einem Hirten. Dann hat er das Bild vor Augen, dass da einer ist, der das Volk nicht ausnutzt, sondern der dafür sorgt, dass das Volk gute Weide findet, dass das Verletzte verbunden wird, dass das Vertriebene zurückgebracht wird, dass die verlorenen Tiere gesucht werden, und dass die starken und kräftigen geschützt werden.

Und so hat Gott im Alten Testament immer wieder gesagt, wenn er seinem Volk Israel einen König gegeben hat, angefangen von Saul, über David und die vielen anderen Könige: Ich habe einen Hirten eingesetzt für mein Volk, einen, der sich um mein Volk sorgt.

Die große Not Gottes ist, dass seine Hirten, die Führer des Volkes, und auch die geistlichen Führer des Volkes, ihr Amt nicht mehr gesehen haben als einen Hirtendienst. Und Gott klagt beim Propheten Ezechiel kurz vor dem Lesungstext, den wir eben gehört haben, über die Hirten: Ihr habt nicht das Volk geweidet, sondern ihr habt euch selber geweidet, und ihr habt die Leute ausgebeutet.

Gott hat mehrmals einen König und auch mehr als einen Hohenpriester im Alten Testament verworfen, weil sie ihren Dienst nicht als Hirtendienst verstanden haben, weil sie sich selber geweidet haben, ihr eigenes Schäflein ins Trockene gebracht haben, sich aber nicht um die Herde gekümmert haben.

Wenn wir heute in unseren politischen Verhältnissen in der Regel keinen König mehr haben, sondern Präsidenten, Kanzler und andere Machthaber dann gilt in den Augen Gottes aber auch heute für die Machthaber: Sie haben diese Macht von Gott anvertraut bekommen. Staatliche Gewalt, das sagt das Neue Testament ganz deutlich, ist von Gott verliehen. Und Gott möchte heute noch genauso, dass die Machthaber die Ausübung ihrer Macht als Hirtendienst verstehen.

Tun sie das nicht, dann sind sie in den Augen Gottes untauglich, und Gott wird dafür sorgen, dass sie zugrunde gehen.

Das gleiche gilt aber auch für die geistliche Leitung der Kirche. Das lateinische Wort ‚Pastor’ heißt auf deutsch ‚Hirt’. Die Bischöfe haben bei uns den Titel ‚Oberhirten’. Aber wo die Hirten das Volk nicht mehr weiden, wo sie sich um das Volk nicht mehr kümmern – um die Schafe –, wo sie nur darauf aus sind, zu promenieren, da sind sie in den Augen Gottes verworfene Hirten. Das wird Gott nicht zulassen. Darum beginnt unsere Lesung heute im Buch Ezechiel im Alten Testament: „So spricht Gott, der Herr: Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern …“ Und Gott hat das getan. Er hat den Hirten gesandt, der sich dann endgültig um seine Schafe gesorgt hat, nämlich Jesus Christus.

Wenn wir Christus heute, am Christkönigsfest, als König feiern, dann sollten wir nicht den Triumphator vor Augen haben, nicht einen, der in den Krieg zieht, und auch nicht einen, der nur repräsentiert. Wir sollen das Bild von dem großen, guten Hirten vor Augen haben, der sein Leben hingibt für die Schafe.

Er ist bis auf den heutigen Tag derjenige, der das Verlorene sucht, der das Verletzte verbindet, der das Kranke wieder aufrichtet, und der die fetten und die starken Schafe behütet und leitet, damit sie auf gute Weide finden. Er ist der gute Hirt.

Jesus hat einmal zu den Jüngern gesagt: „Bei den Machthabern dieser Welt ist es so, dass sie die Völker unterdrücken. Bei euch soll es nicht so sein. Wenn einer bei euch der Erste, der Führende sein will, dann soll er der Diener aller sein. Denn auch der Menschensohn ist gekommen, um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für die Vielen.“

Wie viele Könige hat es in dieser Welt gegeben, die ihre Untertanen für sich sterben ließen. Wir haben einen König, der gestorben ist für die Untertanen. Amen!

 

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Predigttext:       Mt 25,31-46

Predigt im MP3 Format      Video

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das ist schon ein gewaltiges Bild am Anfang unseres Evangeliums, das Bild wie Jesus Christus mit Macht und Herrlichkeit wiederkommt. Und wenn er sich dann für alle sichtbar auf den Thron seiner Herrlichkeit setzt, zusammen mit seinen ganzen Engeln wie mit einem Hofstaat, ein gewaltiges Bild. Und wenn alle Völker vor seinem Thron versammelt werden ... Jeder, der einmal in Rom in der Sixtinischen Kapelle war und das Bild vom Weltgericht gesehen hat, der kann vielleicht einen Eindruck davon bekommen, wie tief das die Maler geprägt hat, dieses Bild vom wiederkommenden Christus.

Man könnte denken, wenn diese Geschichte liest: das ist jetzt der Höhepunkt des ganzen Evangeliums. Ist es aber nicht! Darauf komme ich später zurück. Hier scheidet der wiederkommende Christus die Völker, die versammelt werden, in die auf der rechten und in die auf der linken Seite. Und zu denen auf der rechten Seite sagt er, (und das ist unsere Berufung): „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid und nehmt das ganze Reich in Besitz.“ Das ist für euch bereitet; Throne sind für euch im Himmel bereitet. Und sehen Sie, mit dem Blick auf dieses Evangelium, wo Jesus dann sagt: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ Mit Blick auf dieses Evangelium haben Tausende, ja vielleicht muss man sogar sagen Millionen von Menschen den anderen gedient, in Liebe gedient. Angefangen von den großen Heiligen.

Wir haben ja vor kurzem das Martinsfest gefeiert. Er hat mit dem Bettler geteilt; dabei war er noch gar kein Christ zu dieser Zeit. Er hat den Mantel geteilt, einfach um dem frierenden Bettler einen Umhang zu geben, der ihn retten konnte. Und wie er dann nachts dieses Bild vor Augen hat, diese Vision: Christus erscheint ihm, und er ist bekleidet mit diesem roten Soldatenmantel. Auf einmal spürt er: Was ich dem Bettler getan habe, das habe ich Christus getan.

Oder ich denke an eine Frau, deren Fest wir gerade gefeiert haben, die heilige Elisabeth von Thüringen. Eine Königstochter, die schon mit vierundzwanzig Jahren gestorben ist, die mit zwanzig Jahren Witwe geworden ist, und die dann alles, was sie hatte, an die Armen verschenkte. Gegen den Willen des Hofes, gegen den Willen ihrer Verwandten. Die haben sie rausgeworfen. Aber das, was sie hatte, hat sie den Armen gegeben. Vielleicht kennen sie die Rosenlegende, die auch in dem Lied gesungen wird: „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht ...“. Als sie einmal unter ihrem Mantel den Korb mit Broten hatte, den sie zu den Armen bringen wollte, und ihr Schwager dann fragte: Was hast du in deinem Korb, dann hat sie gesagt: Frische Rosen. Der Schwager schaut nach, und tatsächlich, es waren frische Rosen im Korb. Es ist nur eine Legende, aber sie soll zum Ausdruck bringen: Da war eine junge Frau, die sich den Armen ganz gewidmet hat. Und das ist wie duftende Rosen.

Ich denke an eine Frau aus unseren Tagen, Mutter Teresa, die einfach nur an der Gosse in Kalkutta gesessen hat, auf der Straße und hat einem Sterbenden die Hand gehalten. Sie konnte den Sterbenden nicht mehr retten; sie hat noch nicht mal Medizin gehabt für den Sterbenden. Aber sie hat gesagt: Wenn die da jetzt nur ‚verrecken’ in der Gosse, dann sollen sie wenigsten noch wissen, es ist eine Hand da, die sie hält. Das sollen sie wenigsten wissen.

Es sind nicht die großen Dinge. Jesus hat einmal im Evangelium gesagt: „Jeder, der einem von diesen Geringen auch nur einen Becher frischen Wassers gibt, der wird nicht um seinen Lohn kommen.“

Aber glaubt mir eins, es sind nicht nur die großen Heiligen damals wie heute, es sind ungezählte Menschen, auch hier in unseren Gemeinden, die den Armen, den Kranken diese Dienste tun. „Ich war krank, und ihr habt mich besucht.“ Ich denke an die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter bei der Caritas, die ja auch solche ganz schlichten Dienste tun, die vielleicht einfach in die Häuser gehen, mit den Leuten sprechen und ihnen ein paar aufrichtende Worte sagen oder ihnen eine Karte mitbringen, ein Heftchen zum Geburtstag vielleicht. Oder die vielen in der Frauengemeinschaft, die jetzt in diesen Tagen bei der Adventsammlung für die Caritas rund gehen, von Haus zu Haus. So einfach ist das auch nicht. Aber es sind diese kleinen Dienste, die man Jesus tut. „... das habt ihr mir getan.“ Und ich bin so dankbar, und wir dürfen so dankbar sein, dass das in so vielfältiger Weise auch heute in unseren Gemeinden geschieht.

 

Wir werden aber auch nicht umhin kommen, einen Blick auf die linke Seite zu werfen. Da sagt Jesus zu denen auf der linken Seite ein ganz ganz hartes Wort: „Weg von mir ihr Verfluchten in das ewige Feuer.“ Das hören wir nicht mehr gerne, aber auch das ist Wort Jesu. Das können wir nicht weg diskutieren. „Weg von mir ihr Verfluchten in das ewige Feuer.“ Und woran liegt das. Ganz schlicht wiederum: „Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.“ Und ich bin ganz ehrlich, wenn ich so ein Wort lese und mich darein vertiefe, bekomme ich schon manchmal Angst. Dann ziehen vor meinem inneren Auge die vielen Menschen vorbei, denen ich nicht geholfen habe. Ich hätte vielleicht manchmal helfen können, manchmal war ich zu bequem, da war mir vielleicht das Fernsehen wichtiger als der Mensch. Und wenn das einmal aufgerufen wird ... Natürlich, wie jeder von uns habe ich auch geholfen. Aber wenn das mal aufgewogen würde ... Was würde dann überwiegen? Diejenigen, denen ich geholfen habe, oder diejenigen, denen ich nicht geholfen habe, die ich weggeschickt habe, die ich hab vorbei gehen lassen. Dann bekommt man schon manchmal Angst, wenn so ein Wort Gottes gilt.

 

Und sehen Sie, hier an diesem Punkt muss ich noch mal zurückkommen an den Anfang der Predigt. Da habe ich gesagt, man könnte denken, dieses Bild vom wiederkommenden Christus sei der Höhepunkt des ganzen Evangeliums, ist es aber nicht!

Sehen Sie, unmittelbar nach diesem Bild, wo er die ‚Böcke’ von den ‚Schafen’ scheidet, beginnt im Matthäusevangelium die Leidensgeschichte. Und wenn man die im Anschluss liest, dann merkt man: Da liegt der Höhepunkt! Da begegnet uns auf einmal Jesus Christus nicht mehr als der Richter der ein Urteil fällt, sondern da begegnet er uns als Erlöser, als der König mit der Dornenkrone, der an unserer Stelle drei Stunden lang am Kreuz geblutet hat und die ganze Gottverlassenheit auf sich genommen hat. Da begegnet uns der Erlöser, der Mensch geworden ist, der in unseren Fußstapfen gewandert ist, um uns verstehen zu können, auch unsere Bequemlichkeiten. Und wenn er wirklich der Richter ist - ja er ist der Richter - , dann muss man immer eins sehen: Er richtet nicht von oben herab, sondern als einer, der die ganze menschliche Existenz mit allen Höhen und Tiefen am eigenen Leib erfahren hat, und der die Dornenkrone aufgesetzt bekam, nicht die Königskrone.

 

Und sehen Sie, jedes Mal wenn man in seinem Herzen Angst bekommt. Ob ich wohl oben ankomme? ob ich wohl auf der rechten Seite stehe? Oder werde ich nach dem gerichtet, „was ihr dem Geringsten nicht getan habt“, dann darfst du dich unter das Kreuz stellen und darfst aufschauen zu dem König mit der Dornenkrone und darfst ihm zurufen: Herr, und wenn ich noch so viele habe sie vorbeigehen lassen, ohne ihnen zu helfen, rette mich! Und er wird dich retten. Das ist Evangelium.

Und wenn man dann noch einmal das Bild vom Richter nimmt: Das Wort ‚richten’ ist im Deutschen ja doppeldeutig. Richten bedeutet auf der einen Seite: der Richter fällt ein Urteil, möglicherweise „schuldig“. Aber das Wort richten hat bei uns, vor allem im Süddeutschen, im Bayerischen Raum noch eine andere Bedeutung. Wenn man zu Hause einen kaputten Stuhl hat, dann bringt man den kaputten Stuhl zum Schreiner und sagt zu ihm: Richte mir den mal. Und gemeint ist damit: Richte mir den mal wieder her.

Alles was in unserem Leben kaputt ist, das dürfen wir zu Jesus bringen und wir dürfen ihm dem Richter sagen, richte das mal, richte das wieder her, richte mich wieder auf, ganz gleich in welcher Situation ich bin.

Heute, am Christkönigsfest, ehren wir Jesus Christus den König mit der Dornenkrone, ihn der die Menschen richtet, wieder herrichtet, aufrichtet.   Amen.

 

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