Pfarrer Karl Sendker

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Siehe auch:     Predigt über das Kreuzzeichen

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Predigt zum Evangelium:   Joh 3,16-18     mp3 Format    als Video

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Predigttext:   Joh 3,16-18

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Schüler bekommen in der Schule im Deutschunterricht manchmal die Aufgabe, eine Novelle oder ein Drama oder einen bestimmt Akt eines Dramas möglichst kurz und prägnant zusammenzufassen. Da darf nichts Wichtiges fehlen. Aber es soll auch so kurz wie möglich sein. Und jeder, der das einmal versucht hat, der weiß, wie schwer das ist.

Jetzt stellen Sie sich einmal vor, ob es möglich wäre, die gesamte Botschaft des Neuen Testamentes in einem einzigen kurzen Satz zusammenzufassen, so dass nichts Wichtiges und Wesentliches verloren geht. Ob das möglich wäre? Ich glaube, das ist möglich!

 

Der erste Satz des heutigen Evangeliums ist gleichsam wie so ein Brennpunkt, in dem das ganze Evangelium gebündelt ist. Ich lese Ihnen diesen ersten Satz noch einmal vor, und dann wollen wir uns den einmal näher anschauen.

„Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.“   (Joh 3,16)

Zusammenfassung des ganzen Evangeliums.

 

Ein Erstes in dieser Zusammenfassung:

Gott liebt diese Welt! Das ist die grundlegende Botschaft des Neuen Testamentes schlechthin. Gott hat die Welt aus Liebe geschaffen. Er liebt jeden einzelnen Menschen, weil jeder Mensch in seinem Ebenbild geschaffen ist. Dabei ist es gleich, ob jemand Jude oder Heide ist, ob er evangelisch oder katholisch ist. Und wenn jemand ein noch so großer Sünder ist: Gott liebt jeden Menschen. Wenn man dieses Wort als Botschaft des Johannesevangeliums liest: Gott hat die Welt so geliebt. Die Welt ist im Johannesevangelium immer die gottfeindliche Welt. Du kannst Gott in die Ecke schieben. Du kannst sagen: „Ich will mit ihm nichts zu tun haben!“ Du kannst ihn leugnen. Du wirst es nicht schaffen, dass er Dich nicht mehr liebt. Du kannst noch so sehr in Sünde fallen. Du kannst in die tiefste Gosse sacken: Gott wird Dich immer noch lieben.

Wir reden manchmal als Christen so vom „lieben“ Gott. Dieses Gerede ist völliger Quatsch. Gott ist nicht „lieb“. Wenn Gott „lieb“ wäre, dann könnte er auch einmal böse werden. Gott ist nicht „lieb“, nein, er ist „die Liebe“. Liebe ist nicht einen Eigenschaft Gottes, er ist seinem Wesen nach Liebe. Er kann überhaupt nicht anders als lieben. Das ist die Grundbotschaft, aus der alles andere erwächst. Und nicht nur die Menschen sind von Gott geliebt. Gott liebt die Welt, seine ganze Schöpfung. Alles ist aus der Liebe Gottes entstanden, und alles ist heute noch von Gott geliebt.

Aber: Wir dürfen jetzt nicht eine falsche Vorstellung bekommen. Ich habe eben gesagt: Gott liebt jeden Sünder. Das ist richtig. Aber eins wäre falsch: Wenn wir jetzt daraus den Schluss ziehen würden: Gott ist so ein guter, alter Onkel, der zu allem „Ja und Amen“ sagt. „Wir wollen mal nicht so sein. Es kommt überhaupt nicht darauf an, ob einer gut oder böse gewesen ist.“ So nicht!!

Sehen Sie, Liebe ist nie apathisch. Liebe ist immer engagiert. Und weil Gott die Liebe ist, wird er es nicht zulassen, dass sein Werk, die Schöpfung, und dass die Krone der Schöpfung, der Mensch, kaputt gemacht wird. Und das, was die Welt, die Schöpfung und den Menschen kaputt macht, ist die Sünde. Darum wird Gott nie und nimmer zur Sünde Ja sagen. Er wird nie tolerieren, das Du in Sünde lebst. Höre wohl den Unterschied: Gott wird zu jedem Sünder Ja sagen, aber er wird nicht zur Sünde Ja sagen, weil Sünde den Menschen zerstört. Gott wird immer wieder seinen Finger in die Wunde legen, wenn wir uns an Sünde gewöhnen wollen.

 

Wie tot-ernst, im buchstäblichen Sinne, Gott die Sünde nimmt das können wir im zweiten Punkt der Zusammenfassung sehen:

„Gott hat die Welt so geliebt, dass er einen eingeborenen Sohn hingab.“

Das Problem Sünde in dieser Welt war für Gott so wichtig, dass er sein Liebstes, was er hatte, seinen eigenen Sohn ans Kreuz hingegeben hat. Gott hat zugeschaut, wie sein geliebter Sohn am Kreuz drei Stunden blutend gehangen hat wie ein Verbrecher. So sehr nimmt Gott die Sünde ernst. Glaub mir, wenn die Sünde eine Bagatelle wäre, dann hätte Gott nicht diesen Weg gewählt. Er hat das Liebste, was er hatte, hingegeben, weil er sonst keine Chance mehr sah, die Welt von diesem zerstörenden Stachel der Sünde zu retten. „Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn hingab.

 

Sehen Sie, das Erschreckende ist – und das wollen wir heute nicht mehr wahr haben, aber es ist eine Tatsache, die auch in unserer Zusammenfassung steht: Es besteht für den Menschen die furchtbare Möglichkeit, dass er auf ewig verloren geht. Wir wollen das heute nicht mehr wahr haben, aber es ist so. Das gehört auch zur Grundbotschaft des Neuen Testamentes, dass ein Mensch auf ewig verloren gehen kann. Diese furchtbare Tatsache wird ja schon innerhalb dieser Welt sichtbar. Schauen Sie sich die Menschen heute einmal an. Was meinen Sie? Steht über dem Leben der Menschen heute eher drüber „gelungen“ oder „gescheitert“. Bei vielen steht heute eher „gescheitert“ über ihrem Leben. Und wenn wir unsere Welt als ganze sehen, unsere kulturell so hochstehende Welt. In Wirklichkeit steht oft eher „gescheitert“ „missglückt“ drüber, als „geglückt“. Und wenn sich das in die Ewigkeit hinein fortsetzt, das ist etwas Furchtbares, die Möglichkeit, auf ewig verloren zu gehen. Ein bekannter evangelischer Prediger der Nachkriegszeit in der Großstadt Essen, Wilhelm Busch, ist einmal gefragt worden in einem Predigerseminar, was seiner Meinung nach den jungen Predigern am meisten fehlt. Da hat er ohne zu zögern geantwortet: Den jungen Prediger fehlt die Sorge und Angst, dass auch Menschen verloren gehen können. Sonst würden sie nicht so viel Belangloses erzählen in der Predigt. Ja, es gibt diese Möglichkeit „Verloren“. Davon redet unsere Zusammenfassung auch.

 

Aber das ist nicht der Wille Gottes. Das ist die Möglichkeit, die besteht. Aber es ist nicht der Wille Gottes. Und darum hat Gott diese „unheimliche Anstrengung“ unternommen, dass er seinen Sohn dahingab, damit die Menschen eben nicht verloren gehen, sondern – und jetzt kommt der nächste Punkt der Zusammenfassung – damit sie das ewige Leben haben. Aber unter dem begriff „ewiges Leben“ kann sich ja auch heute keiner etwas vorstellen. Da meinen die Leute höchstens noch: Das ist irgendwann später einmal nach dem Tod. Und an ein Leben nach dem Tod glauben ja viele schon gar nicht mehr. Aber dass „ewiges Leben“ etwas mit dem Leben nach dem Tod zu tun hat, ist nur die halbe Wahrheit. Das ewige Leben vollendet sich einmal in der künftigen Welt. Aber das ewige Leben beginnt bereits hier in dieser Welt. Nicht erst, wenn ein Mensch gestorben ist, sondern das ewige Leben beginnt in dem Augenblick, wo ein Mensch bewusst zu Jesus Christus als Erlöser Ja sagt. Wer zu Jesus als Erlöser Ja sagt, der hat das ewige Leben. Solche Formulierungen finden wir im Johannesevangelium immer wieder. Und ewiges Leben bedeutet mit einem Wort Jesu (Joh 10,10b) „Leben in Fülle“. Dass man sagen kann: „Mein Leben ist ein erfülltes Leben.“ Dass Du am Ende eines Tages sagen kannst: „Es hat sich gelohnt, dass ich diesen Tag gelebt habe; es war ein geglückter Tag.“ Dass Du am Ende Deines Lebens sagen kannst: „Es war gut, dass ich gelebt habe; es war gut, dass ich in dieser Welt gewesen bin, weil mein Leben geglückt ist.“ Und wenn sich das fortsetzt und vollendet in der zukünftigen Welt, das alles umfasst der Ausdruck „Ewiges Leben“. Jesus möchte, dass wir ein „Leben in Fülle“ haben.

 

Und was ist unser Teil? Was müssen wir dazu tun? Das Entscheidende hat Gott getan, als er seinen Sohn hingab. Aber was ist den unser Tun dabei? Auch davon redet unsere Zusammenfassung aus Joh 3,16. Wir brauchen uns den Himmel, das Ewige Leben, nicht erkaufen. Aber in der Zusammenfassung steht ausdrücklich: „... damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat“. Der Schritt, den wir tun dürfen und tun müssen, ist: an ihn glauben. 

Aber auch hier sind noch ein paar Sätze nötig. „Glauben“ ist ja auch so ein Allerweltswort geworden, worunter sich keiner mehr etwas vorstellt. Damit ist nicht gemeint: „Ich glaube, dass heute Nachmittag gutes Wetter gibt.“

Glauben bedeutet zunächst einmal eine Bankrotterklärung, die Du unterschreiben musst. Und keiner von uns gibt gerne freiwillig eine Bankrotterklärung ab. Diese Bankrotterklärung heißt: Ich brauche einen Erlöser. Ich komme ohne einen Erlöser nicht zurecht. Ich muss die „weiße Fahne“ hochziehen und sagen: „Ich bin am Ende. Ich kann mich nicht mit eigener Kraft aus dem Sumpf herausziehen. Ich brauche einen Erlöser.“ Das ist das eine.

Und das andere beim Glauben ist, dass ich in aller Freude und in aller Dankbarkeit annehmen darf, ja sagen darf, dass es in Jesus einen Erlöser gibt. Dass ich mich freuen darf, dass Jesus mich am Kreuz erlöst hat. Und ich darf dieses Geschenk Gottes einfach dankbar annehmen.

 

Zusammenfassung der ganzen Botschaft des Neuen Testamentes:

„Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“

Es ist gut, wenn man einen solchen Satz auswendig kann, oder besser gesagt: Wenn man einen solchen Satz ‚inwendig’ hat, in seinem Herzen lebendig hat.   Amen.

 

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