Pfarrer Karl Sendker

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Predigt zum Evangelium:   Mk 14,12-16.22-26

Predigttext:      Mk 14,12-16.22-26

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Nichts hat das Leben der Kirche so sehr geprägt wie das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat.

Ursprünglich hat man dieses Mahl gefeiert als eine Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, wo Israel Sklavendienst tun musste, und wo Gott sein Volk dann durch die Hand des Mose aus Ägypten herausgeführt hat. Damals haben die Israeliten ein Lamm geschlachtet, jedes Haus, das Paschalamm. Und zur Erinnerung daran haben die Israeliten jedes Jahr ein Paschalamm geschlachtet und haben es gegessen.

Unmittelbar vor seinem Leiden hat auch Jesus dieses Paschamahl mit seinen Jüngern gehalten. Dabei hat er Brot genommen, hat es gebrochen und hat zu den Jüngern gesagt: „Das ist mein Leib.“ Dann hat er einen Becher mit Wein genommen und hat gesagt: „Das ist mein Blut.“ Und von diesem Tag an tun wir das in jeder heiligen Messe zu seinem Gedächtnis. Wir feiern seinen Tod und wir feiern seine Auferstehung.

 

Aber merkwürdig ist doch: Warum hat Jesus ausgerechnet Brot genommen im Abendmahlssaal? Warum hat er nicht ein Stück von dem Paschalamm genommen? Das hätte doch nahe gelegen, weil es doch das Erinnerungsmahl war, bei dem das Paschalamm geschlachtet wurde. Aber nein, Jesus hat nicht das Lamm genommen und hat gesagt: „Das ist mein Leib“, sondern er hat ein Stück Brot genommen, einen Fladen Brot.

Ich glaube, das hat eine ganz tiefe Bedeutung. Für die meisten Menschen in unserem Kulturkreis ist Brot das Grundnahrungsmittel, man könnte auch sagen: das Grundlebensmittel. Und wenn Jesus als Zeichen seiner Gegenwart ein Stück Brot genommen hat, dann will er damit sagen: „Ich möchte im buchstäblichen Sinne dein Grundlebensmittel sein, ein Mittel, durch das du Leben hast.“

Und da geht es nicht nur darum, dass der Bauch voll ist, dass man satt wird. Dieses Grundlebensmittel ist ein zeichenhaftes Lebensmittel. Leben bedeutet für den Menschen ja auch, ein erfülltes Leben zu haben, dass man sagen kann: Mein Leben hat sich gelohnt. Es war ein schöner Tag heute, ein erfüllter Tag. Oder anders ausgedrückt: Jeder Mensch sehnt sich danach, dass er einen hat, der zu ihm sagt: „Ich mag dich.“ Dass er einen Menschen hat, der ihn liebt. Jeder möchte auch gern einen Namen haben und angesehen sein. All das gehört zu einem erfüllten Leben.

Und Jesus bietet uns an: Ich möchte Dein Lebensmittel sein, ich möchte die Garantie dafür sein, dass Du ein erfülltes Leben hast. Und wenn Jesus sagt: Ich möchte dein Lebensmittel sein, dann bedeutet das im tiefsten auch: ein Lebensmittel für die dunkelste Stunde unseres Lebens, nämlich für die Stunde des Sterbens. Auch da sagt Jesus: Selbst wenn Du dem Tod ins Auge siehst, darfst du wissen: Ich bin auch jetzt dein Lebensmittel.

In diesem Zusammenhang möchte ich einmal darauf hinweisen: Manche Menschen glauben heute immer noch, dass die Krankensalbung, die „letzte Ölung“, wie man früher sagte, ein Sterbesakrament ist. Das stimmt überhaupt nicht. Ein Sterbesakrament gibt es zwar, aber das ist etwas ganz anderes. Sterbesakrament ist das, was man früher die „Wegzehrung“ nannte. Die letzte Kommunion, wo einem der Leib Christi noch einmal vor dem Sterben gereicht wird, und wo dann ganz deutlich wird, dass Jesus mein Lebensmittel ist durch den Tod hindurch in das ewige Leben hinein.

 

Aber wenn das stimmt, dass Jesus unser Grundlebensmittel ist, und dass er deswegen Brot genommen hat, dann ist es andererseits auffällig, dass er dann als zweites Zeichen einen Becher Wein genommen hat. Er hätte doch dann sinnvollerweise einen Krug Wasser genommen, denn ohne Wasser gibt es kein Leben. Oder vielleicht hätte er einen Becher Milch nehmen sollen, denn kein Kind kann ohne Milch groß werden. Aber nein, Jesus nimmt nicht Wasser oder Milch, sondern Jesus nimmt einen Becher mit Wein.

Auch das hat eine tiefe Bedeutung. Wein ist in der Bibel, aber auch bei uns ein Zeichen für gehobene Lebensqualität, für Freude. Wein ist etwas, „was das Herz des Menschen erfreut“, steht in einem Psalm. Und wenn Jesus als Zeichen seiner Gegenwart einen Becher Wein nimmt, dann will er damit sagen: Ich möchte im tiefsten Sinn der Quell Deiner Freude sein.

Damit ist ganz deutlich ausgedrückt: Keine Freude dieser Welt wird uns von Jesus mies gemacht, sondern er selbst ist in jeder echten Freude anwesend. Nicht umsonst hat Jesus als erstes Wunder auf der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelt. Und glaubt mir, als die Leute Hochzeit gefeiert haben, da hat Jesus sich nicht irgendwo in eine Ecke gesetzt und hat den Rosenkranz gebetet. Er hat genauso freudig mitgefeiert und auch mit Wein getrunken, wie alle anderen auch.

Aber auch hier gilt: Wenn Jesus die Quelle unserer Freude sein will, hat das noch eine tiefere Dimension. Es gibt in unserem Leben auch Zeiten, wo einem überhaupt nicht nach Freude zumute ist, wo man Leid tragen muss, wo die Sorgen über uns zusammenschlagen. Und auch dann will Jesus noch unsere Lebensfreude sein. Selbst wenn menschlich gesehen gar kein Anlass zur Freude mehr da ist, wenn man nur noch Sorgen hat.

Ich denke daran, dass der Apostel Paulus einmal im Gefängnis gesessen hat, in einem Loch im Kerker. Aus diesem Gefängnis heraus schreibt er einen Brief an die Philipper, und dieser Brief strotzt nur so von Freude. Der Apostel Paulus hat etwas davon gewusst: Auch wenn sie mich ins Gefängnis stecken, wenn sie mich köpfen, wenn sie mir das Leben nehmen. Eins können sie mir nicht nehmen, dass Jesus bei mir ist, auch im Gefängnis. Er selbst ist die Quelle meiner Freude.

 

Und wenn wir heute Fronleichnam feiern, wenn wir den Leib Christi durch unsere Straßen tragen, dann wäre es gut, wenn jeder auch einmal überlegt: Wo habe ich in meinem Leben, in diesem Jahr, in der letzten Woche Freude erlebt, und wofür darf ich Jesus danken, dass ich Freude erlebt habe. Ich darf aber auch bei der Prozession und bei der heiligen Messe Jesus in der Stille sagen, wo vielleicht meine Lebenssehnsucht, die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben, unerfüllt geblieben ist. Ich darf ihn bitten: Jesus sei du die Quelle meiner Freude, und sei du mein Grundlebensmittel.   Amen.

 

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