Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

Impulse 6
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Brot des Lebens

 

Impulse zur Eucharistie

 

Sakramente - Spuren Gottes in dieser Welt

Brot und Wein  -  Lebensmittel / Quell der Freude

Brot des Lebens (Nicht nur für Kinder)

Ich bin...   das Brot des Lebens

Entscheidungscharakter der Sakramente

Kommunion und Reinigung

 

Sakramente: Spuren Gottes in der Welt

 

 

„Lebensmittel“, das soll Hauptstichwort dieser Impulsreihe sein. Des näheren und geht es um das Sakrament der Eucharistie als unser Grund-Lebensmittel, das Mittel, durch das wir Leben haben.

 

Zunächst möchte ich mich in diesem Impuls mit der Frage befassen, was eigentlich ein Sakrament ist.

Vor einigen Jahren habe ich Firmunterricht gehalten für Schüler und Schülerinnen eines neuen Schuljahres. Als ich in diesem Firmunterricht auf die Sakramente zu sprechen kam, habe ich den Firmlingen ein Arbeitsblatt ausgeteilt mit dem Titel:

„Die Sakramenten sind Spuren Gottes in unserem Leben.“

Folgendes stand auf diesem Arbeitsblatt:

„Es gibt sieben Sakramente. Kreuze im Folgenden an, was deiner Meinung nach ein Sakrament ist.“

Dann habe ich in alphabetischer Reihenfolge zwanzig Begriffe auf das Blatt geschrieben. Und die Schüler sollten ankreuzen, was von diesen zwanzig Begriffen ein Sakrament ist.

 

Die Stichworte waren:

Adventskranz, Adveniatkollekte, Aschekreuz, Beerdigung, Bischofsernennung, Blasiussegen, Buße, Eintritt ins Kloster, Eucharistie, Firmung, Hochzeit, Kerzenweihe, Kniebeuge, Kreuzzeichen, Krankenkommunion, Krankensalbung, Priesterweihe, Rosenkranz, Taufe, Weihwasser.

 

Diese zwanzig Begriffe standen auf dem Arbeitsblatt. Jetzt sollten die Schülerinnen und Schüler ankreuzen, was von diesen 20 Begriffen eines der sieben Sakramente ist. Interessant, was die Schüler angekreuzt haben und was sie nicht angekreuzt haben. Nur ein Beispiel: Der Blasiussegen ist von fast allen als Sakrament angekreuzt worden. Das zeigt, wie hoch bei den Jugendlichen der Blasiussegen offensichtlich im Kurs steht.

Aber dann kam etwas, was mich doch stutzig gemacht hat. Das sagte ein Mädchen: „Wie soll ich denn etwas ankreuzen von diesen Begriffen, wenn ich gar nicht weiß, was ein Sakrament überhaupt ist. Das Wort Sakrament habe ich zwar gehört, aber ich weiß gar nicht, was ein Sakrament ist.

Es ist mir da deutlich geworden: Wissen wir eigentlich noch, was sein Sakrament ist?

Und darum soll es in diesem Impuls gehen.

 

Die Sakramente sind ein Zugeständnis Gottes an unsere Leiblichkeit, dass wir leibliche Wesen sind. Gott selbst ist Geist, und wir Menschen sind leibliche Wesen. Das heißt: Wir erfassen die Dinge, die Umwelt, alles in dieser Welt über unsere Sinne. Aber mit unseren leiblichen Sinnen können wir Gott als Geist nicht erfassen, können ihn nicht begreifen. Darum hat uns Gott sichtbare Zeichen geschenkt, unter denen er gleichsam handgreiflich bei uns gegenwärtig ist.

 

Die ganze Schöpfung, die Gott geschaffen hat, hat neben der vordergründigen Dimension noch eine Tiefendimension. Die so genannte „Symbolstruktur“ der Schöpfung. Der Apostel Paulus hat im Römerbrief einmal geschrieben: „Was man von Gott erkennen kann, ist den Menschen offenbar; Gott hat es ihnen offenbart. Seit Erschaffung der Welt wird Gottes unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen.“ ( Röm 1,20) Wenn wir die Dinge dieser Welt betrachten, dann dürfen wir sie nicht nur oberflächlich und vordergründig betrachten, sondern wir müssen achten auf die Tiefenstruktur der Dinge.

 

Ich will einmal einige Beispiel nennen:

Das Herz eines Menschen ist zunächst einmal ein Muskel, der das Blut durch die Adern pumpt. Das Herz ist also eine Pumpe. Aber das ist nicht alles. Wenn eine Frau zu einem Mann sagt: Ich schenke dir mein Herz!, dann geht es doch nicht um ein Organspende, um eine Herztransplantation. Dann bedeutet das im Tiefsten: Ich schenke dir meine Liebe; ich schenke mich selbst dir.

Das ist die Tiefenstruktur des Begriffes Herz. Auf der einen Seite ein Muskel, aber auf der anderen Seite ein Ausdruck der Liebe: Ich schenke dir meine Liebe, ich schenke mich selbst dir

 

Oder ein anderes Beispiel: Wasser. Wasser ist ein zunächst chemisches Element. Aber es ist eben nicht nur ein chemisches Element. Das ist nur die Oberfläche. In der Tiefenstruktur ist Wasser ein Symbol für Leben. Ohne Wasser gibt es kein Leben.

Und so müssen wir darauf achten, dass die Dinge dieser Welt eine Tiefenstruktur, eine Tiefenschicht haben. Und in dieser Tiefenschicht sind die Sakramenten zu verstehen.

 

Ich habe hier vor mir eine rote Rose. Diese rote Rose hat einen langen Stiel, hat Stacheln. (Ich habe mir von einem Gärtner sagen lassen, dass eine Rosen keine Dornen hat, sondern Stacheln.) Dann hat diese Rose Blätter am Stiel und oben einen Kranz von roten Blütenblättern. Ein botanisches Gewächs mit dem Fachausdruck „rosa ilseta“ Solche Rosen wachsen hunderttausendfach in unseren Gärten. Die Rose, ein ganz gewöhnliches botanisches Gewächs.

Aber jetzt passiert in der Tiefenschicht etwas. Da kommt ein junger Mann und schenkt einem Mädchen diese Rose. Wir drücken das im Deutschen sogar anders aus, wir sagen nicht: Er schenkt eine Rose, sondern wir sagen: Er macht ihr diese Rose zum Geschenk. Das heißt aber doch: Er macht aus diesem botanischen Gewächs etwas anderes, nämlich ein Geschenk. Und jede junge Frau, die von einem Mann eine rote Rose überreicht bekommt, weiß ganz genau, was der Mann ihr buchstäblich durch die Blume damit sagen will: Ich liebe dich.

Diese Rose ist vorher und hinterher ein botanisches Gewächs mit einem Stiel, mit Stacheln mit Blättern und roten Blütenblättern. Und doch ist daraus etwas anderes geworden. Nicht die Rose selbst ist anders geworden, sondern die Beziehung, die zwischen diesen beiden Menschen ist, die hat diese Rose verwandelt zu einem Zeichen der Liebe. Das ist die Tiefenschicht, die Tiefendimension.

 

Da sitzt Jesus eines Tages mit seinen Jüngern bei einem Mahl zusammen. Bei es war das letzte Mahl, das Abendmahl, das Paschamahl der Juden. Da nimmt Jesus ein Stück Brot. Er bricht das Brot auseinander, gibt jedem seiner Jünger ein Stück von diesem Brotfladen und sagt dabei: „Das ist mein Leib.“

Auf der vordergründigen Ebene nur Brot. Aber Jesus sagt: „Das ist mein Leib.“

Natürlich kann man jetzt sagen: Wieso das ist sein Leib? Es ist Brot. Es schmeckt wie Brot, hat die chemische Zusammensetzung von Brot, es krümelt wie Brot. Wieso sagt Jesus: Das ist mein Leib?

Aber genau so hätte man bei der Rose auch sagen können: Sieht aus wie eine Rose, duftet wie eine Rose, hat einen Stiel wie eine Rose … Und doch wurde daraus etwas anderes, weil zwischen den beiden Menschen etwas ist, nämlich Liebe.

Und weil zwischen Jesus und uns Menschen eine Beziehung ist, macht er aus diesem Brot, aus dieser Substanz etwas anderes: Seinen Leib, ein handgreifliches Zeichen seiner Gegenwart unter uns. Das ist das Geschenk Gottes, dass er leibhaftig gegenwärtig wird.

 

Übrigens: Das eigentliche Ursakrament ist der menschgewordene Gottessohn selber. Gott ist unsichtbar. Aber als der unsichtbare Gott Mensch wurde, eine leibliche Gestalt annahm, da wurde mit unseren Sinnen erfahrbar. Da konnte man mit ihm im buchstäblichen Sinne umgehen, man konnte ihn hören, man konnte mit ihm sprechen. Da hat Gott ein Gesicht bekommen. Und darum sagt Paulus im Kolosserbrief: „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes.“ Da ist Jesus, der menschgewordene Gottessohn selbst das Ursakrament geworden.  

 

Aber von hier aus einmal die Frage gestellt: Wenn der Evangelist Johannes schreiben kann: Das Wort ist Fleisch geworden, ist Mensch geworden. Ist es dann so ein großer Schritt zu sagen: Das ewige göttliche Wort ist Brot geworden? Auch da ist er handgreiflich, er wird in unsere Hand gelegt. Und wir dürfen Ihnen empfangen.

Der gleiche Evangelist Johannes schreibt in seinem ersten Brief gleich am Anfang: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens.“ Da wird der unsichtbare Gott greifbar. Jesus ist das Ursakrament. Brot ist eines der Sakramente als Mittel für unser Leben.

 

Noch eine kleine Nachbemerkung: Wenn ich dieses Beispiel von der Rose angeführt habe und es verglichen habe mit dem Abendmahlsgeschehen, wo Jesus Brot nimmt und sagt: „Das ist mein Leib.“ Es ist nur eine kleine Verstehenshilfe vom Beispiel mit der Rose zum Brot des Lebens. Ich weiß wohl: Das Geheimnis der Eucharistie ist im Tiefsten nicht zu verstehen. Denn da ist wirklich Jesus gegenwärtig, er ist wirklich anwesend. Bei der Rose bleibt es immer „nur“ ein Zeichen. Dass das Zeichen der Eucharistie, das Brot des Lebens, wirklich der lebendige Gott ist, das bleibt im Tiefsten ein Geheimnis, das man wohl nie ganz verstehen kann. Wir können uns immer nur schrittweise ein kleines Stückchen annähern.

 

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Brot und Wein  –  Lebensmittel / Quell der Freude

1 Kor 11,23-26

 

 

Wir lesen zu Beginn dieses Impulses den ältesten Bericht über die Einsetzung der Eucharistie. Diesen ältesten Bericht finden wir im ersten Korintherbrief des Apostels Paulus.

 

„Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“

1 Kor 11,23-26

 

Wenn wir einmal davon ausgehen, dass Jesus im Jahr 33 gestorben ist, und wenn wir weiter davon ausgehen, dass der 1. Korintherbrief ungefähr geschrieben ist im Jahr 53, dann kommen wir mit diesem Bericht relativ nahe an das Ursprungsgeschehen heran. Zwanzig Jahre liegen zwischen dem, was Paulus schreibt, und dem, was im Abendmahlssaal geschehen ist. Und Paulus sagt: Ich habe es empfangen, und ich habe es euch weitergegeben. Das Geschehen im Abendmahlssaal ist also weiter erzählt worden, weil es mit das Wichtigste war. Denn nichts hat das Leben der Kirche so sehr geprägt, wie dieses letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jünger.

 

Nun muss man sagen: Dieses Abendmahl war zunächst einmal das jüdische Paschamahl. Es wurde jedes Jahr gefeiert zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten. Damals hatte Gott ihnen geboten: Jede Familie soll ein Lamm schlachten und das Blut an die Türpfosten streichen. Und wenn dann der Gerichtsengel durch Ägypten geht und das Blut an euren Türpfosten sieht, dann wird euch verschonen. Zur Erinnerung daran haben die Juden jedes Jahr ein Paschalamm geschlachtet. Und das hat auch Jesus getan unmittelbar vor seinem Leiden.

 

Aber nun geschieht das Eigenartige. Jesus nimmt bei diesem Mal Brot, bricht es in Stücke, reicht jedem Jünger und sagt: Das ist mein Leib. Und als er einen Becher mit Wein nimmt, sagt er: Das ist der Kelch des neuen Bundes, mein Blut. Tut dies zu meinem Gedächtnis.

 

Ich möchte heute einmal auf die Frage zu sprechen kommen: Ist es nicht merkwürdig, dass Jesus als Zeichen seiner Gegenwart ausgerechnet ein Stück Brot genommen hat? Warum ausgerechnet Brot? Hätte es nicht nahe gelegen, wo es doch das Paschamahl der Juden war, wenn Jesus ein Stück von dem Paschalamm genommen hätte, hätte es den Jüngern gereicht und gesagt: Das ist mein Fleisch. Aber nein, Jesus nimmt ein Stück Brot.

 

Ich glaube das hat eine ganz tiefe Bedeutung. Bei den Juden und auch in unserem Kulturkreis ist Brot das Grundnahrungsmittel, das Grundlebensmittel. Und wenn Jesus als Zeichen seiner Gegenwart ein Stück Brot nimmt, dann will er damit sagen: Ich möchte im buchstäblichen Sinne für dich Grund-Lebensmittel sein, Mittel, durch das du Leben hast.

Im zehnten Kapitel des Johannesevangeliums hat Jesus einmal gesagt: „Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Dass ich für sie das Grund-Lebensmittel bin. Es ist eine gewagt Aussage, aber wenn Jesus in Indien zur Welt gekommen wäre, möglicherweise hätte er dann in Indien eine Schüssel Reis genommen als Zeichen seiner Gegenwart, weil in Indien und in Asien und Reis das Grundnahrungsmittel ist. Aber für uns ist das Grundnahrungsmittel Brot, und dieses Brot wird zum Brot des Lebens, zum Leib Christi, zum Zeichen seiner Gegenwart.

Und wenn Jesus sagt: Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben. Bei einem erfüllten Leben geht es ja nicht nur darum, dass unser Magen gefüllt ist, dass wir genug zu essen haben, dass wir satt werden. Erfülltes Leben bedeutet ja viel mehr. Es bedeutet, dass ich ein sinnerfülltes geglücktes Leben habe, dass sich am Ende eines Tages sagen kann: Es war heute ein erfüllter Tag. Dass ich am Ende meines Lebens sagen kann: Es war gut, dass ich in dieser Welt gewesen bin, es hat sich gelohnt. Es war ein erfülltes Leben, das sich geführt habe. Das ist es, was Jesus uns schenken möchte.

Ein solches erfülltes Leben möchte Jesus auch dann noch schenken, wenn unser Leben in die tiefste Krise kommt, wenn es ans Sterben geht, wenn es durch das dunkle Tal geht, wie der 23. Psalm sagt. Auch dann möchte Jesus noch für uns Grund-Lebensmittel sein.

Ich sag in diesem Zusammenhang einmal Folgendes: Wir haben in der katholischen Kirche ein Sterbesakrament. Aber das ist nicht die Krankensalbung die man früher letzte Ölung nannte. Das ist nicht das Sterbesakrament. Das ist ein Sakrament, das den Kranken aufrichten soll. Das eigentliche Sterbesakrament ist die sogenannte Wegzehrung, die letzte Kommunion, die dem Sterbenden gereicht wird. Wo Jesus im Zeichen des Brotes, im Brot des Lebens, in diesem Grund-Lebensmittel den Sterbenden hinübergeleitet in das ewige Leben, in das endgültig erfüllte Leben hinein. Das ist Grund-Lebensmittel.

 

Aber wenn das stimmt, dass Jesus Brot genommen hat, um auszudrücken: Ich möchte für Dich Grund-Lebensmittel sein, warum hat er dann als zweites Zeichen seiner Gegenwart einen Becher Wein genommen und nicht Wasser? Wasser ist doch für uns auch das Grund-Lebensmittel. Ohne Wasser gibt es kein Leben, gibt es kein Wachstum. Jede Pflanze, die ohne Wasser leben muss, geht kaputt, verdorrt,. Unser menschlicher Leib besteht zu einem großen Teil aus Wasser. Warum hat Jesus als zweites Zeichen nicht Wasser genommen?

Oder warum hatte ich einen Becher Milch genommen? Jedes Kind braucht, um wachsen zu können, Milch. Jesus aber nimmt einen Becher Wein als zweites Zeichen seiner Gegenwart.

Auch das hat eine tiefe Bedeutung. Wein ist ein Zeichen für gehobene Lebensqualität. Im Alten Testament heißt es in einem Psalm: „Wein, der das Herz des Menschen erfreut.“ Wein ist ein Zeichen gehobenen Kultur und Lebensfreude. Wenn ein großes Fest gefeiert wird, ein Bankett, dann wird nicht eine Flasche Bier getrunken, sondern dann wird Wein kredenzt.

Und ist es denn zufällig, dass Jesus nach dem Johannesevangelium sein erstes Zeichen auf der Hochzeit zu Kana gewirkt hat. Da hat er Wasser in Wein verwandelt. Und er hat sicher auch mitgefeiert bei diesem Hochzeitsfest.

Jesus möchte auf der einen Seite unser Grund-Lebensmittel sein. Er möchte aber auf der anderen Seite auch die tiefste Quelle unserer Freude sein. In den Abschiedsreden hatte Jesus einmal gesagt: „Dies alles habe ich zu euch geredet, damit meine Freunde in euch ist, und damit eure Freude vollkommen wird.“ Und als sichtbares Zeichen dafür nimmt er einen Becher Wein, das Zeichen der Freude.  

Das bedeutet aber auch, dass uns von Gott keine echte Freude madig gemacht wird. Wir brauchen sich zu schämen, wenn es uns gut geht, wenn wir glücklich sind, wenn unser Leben voller Freude ist. Jesus möchte unsere Freude teilen, und darum dieses Zeichen des Weines: Jesus, die Quelle unserer Freude.

 

Nun muss man natürlich eins auch sagen: Die Freude, von der Jesus hier spricht, ist nicht Lustigkeit, ist auch nicht eine äußere Freude, so dass man immer am grinsen wäre. Nein, diese Freude ist etwas anderes. Die Freude, die Jesus uns in seiner Gegenwart schenken will, ist eine Freude, die ganz tief im Herzen ihre Wurzeln hat. Diese Freude ist unabhängig davon, wie es mir äußerlich in meinem Leben geht.

Manchmal kann es sein, dass es in meinem Leben drunter und drüber geht und ich vor lauter Sorge nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll. Und trotzdem habe ich in meinem Herzen dieses Singen, diese stille Freude, die aus der Gegenwart Jesu kommt.

In der Apostelgeschichte gibt es eine Szene, wo Petrus und Johannes vom Hohen Rat verhört werden, weil sie im Namen Jesu einen Gelähmten geheilt haben, und weil sie im Namen Jesu gepredigt haben. Und dann sind sie ausgepeitscht worden und sind wieder freigelassen worden. Aber dann steht so eine kleine Bemerkung dabei: „Sie gingen vom Hohen Rat weg voll auf Freude, weil sie gewürdigt worden waren, für den Namen Jesu Schmach zu erleiden.“ Das ist eine Freude, die menschlich nicht mehr zu erklären ist. Wenn man gerade ausgepeitscht wurde, und dann heißt es: „Sie gingen vom Hohen Rat weg voll auf Freude, weil sie gewürdigt waren, für den Namen Jesu Schmach zu erleiden.“

Oder ein anderes Beispiel: Der Apostel Paulus es im Gefängnis. Er rechnet damit, dass sein Prozess mit dem Todesurteil endet. Er schaut dem Tod gleichsam ins Auge. Und dann schreibt er aus dem Gefängnis heraus, den Tod vor Augen, einen Brief an seine Lieblingsgemeinde in Philippi. Wenn Sie diesen Brief lesen, der strotzt nur so von Freude. Das ist der Brief, in dem die berühmte Adventslesung steht: „Freut euch allezeit im Herrn. Und noch einmal sage ich: Freut euch! Der Herr ist nahe.“ Das war die Ursache seiner Freude, dass der Herr bei ihm ist. Und Paulus schreibt weiter: „Wenn ich hingeopfert werde, wenn ich den Märtyrertod erleiden soll, dann sollt ihr euch mit mir freuen, denn ich freue mich auch.“

Man konnte dem Apostel Paulus das Leben nehmen, man konnte ihm die Freiheit rauben. Später hat man ihn der Überlieferung nach enthauptet. Aber eins konnte man ihn nicht nehmen: „Der Herr ist nahe.“ Er ist gegenwärtig. Und er ist die Quelle meiner Freude. Meine Lebensqualität, ob Freude habe oder nicht, hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern hängt davon ab, dass der Herrn da ist. Und das will Jesus ausdrücken in diesem Zeichen des Weines.

Auf der einen Seite das Brot als Grund-Lebensmittel: Ich möchte das Mittel sein, durch das du Leben hast. Auf der anderen Seite der Wein: Ich möchte die tiefste Quelle deiner Freude sein.

 

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Brot des Lebens  (Nicht nur für Kinder)

 

In diesem Impuls möchte ich einmal vorstellen, wie ich Kindern die Geschichte von der Brotvermehrung und die anschließende Brotrede in Joh 6 dargestellt habe. Zunächst einmal der Text der Brotvermehrung nach dem Johannesevangelium:

 

„Jesus ging an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt. Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder. Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe.

Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte.

Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll. Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele!

Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer.

Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, soviel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen.

Als die Menge satt war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übriggebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt. Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Stücken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren.

Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.

Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.“

(Joh 6,1-15)

 

Philippus und Andreas waren ganz allein zurückgeblieben. Sie blickten mit ungläubigem Staunen auf die zwölf großen Körbe. Die waren voll von Brotstücken. Fünf Brote und zwei Fische hatte ein kleiner Junge zu Jesus gebracht. Fünf Brote – und 5000 Männer waren satt geworden, die Frauen und Kinder noch nicht einmal mitgerechnet. Und jetzt waren noch zwölf große Körbe mit Brotstücken übrig.

„Es ist nicht zu fassen“, sagte Andreas zu Philippus. Er bekam den Mund vor Staunen kaum zu.

 

„Weißt du, woran mich das erinnert“, sagte Philippus. „Damals, als wir Jesus zu ersten Mal trafen am See Gennesaret; erinnerst du dich noch? Wir hatten die ganze Nacht auf dem See gefischt und hatten nichts gefangen. Und dann als wir todmüde morgens die Netze zusammenlegten, da hat uns Jesus gesagt: ‚Fahrt noch einmal hinaus auf den See und werft die Netzte aus’! Und dann haben wir so viele Fische gefangen, dass unsere Boote bald untergingen.“

„Ja“, sagte Andreas, „da fällt mir noch eine Begebenheit ein. Wir waren doch einmal mit Jesus auf einer Hochzeit. Es war in Kana in Galiläa. Spät abends, das Fest war gerade auf dem Höhepunkt, da war kein Wein mehr da. Das Hochzeitspaar und der Küchenchef waren unheimlich in Verlegenheit. Da hat Jesus den Diener gesagt: ‚Füllt die sechs großen Wasserkrüge mit Wasser!’ Jeder Krug fasste ungefähr hundert Liter. Und als der Küchenchef das Wasser probierte, da war es bester Wein. 600 Liter, und keiner weiß genau wie das geschah. Die Diener haben einfach nur getan, was Jesus ihnen gesagt hat.

Und jetzt die zwölf Körbe voll mit Brotresten.“

„Es ist immer das selbe“, sagte Philippus nachdenklich. „Überall wo Jesus hinkommt, da schenkt er Fülle, mehr als man braucht.“

 

„Aber eins versteh ich nicht“, sagt Andreas. „Warum ist Jesus bloß abgehauen?“ Als wenn er fliehen wollte. Dabei wollten die Leute ihn fast zum König machen. Wenn Jesus wirklich der Messias ist, dann wäre das doch für ihn die Chance gewesen, groß rauszukommen. Und er reißt sich los und läuft weg. Das soll mir mal einer erklären.“ „Vielleicht fragen wir Jesus einfach, wenn wir ihn wieder treffen,“ sagte Philippus und schüttelte ungläubig den Kopf.

 

Zwei Tage später war Jesus mit seinen Jüngern zusammen.

Philippus konnte es kaum noch abwarten: „Jesus, das war ja unglaublich, vorgestern mit den fünf Broten, wie du 5000 Leute satt gemacht hast. Und dann waren noch zwölf Körbe voll übrig. Aber sag uns doch mal: Warum bist du anschließend abgehauen? Du hättest die ganzen Leute um den Finger wickeln können. Sie hätten dir alles geglaubt. Sie wollten dich sogar zum König machen. Warum bist du in die Einsamkeit geflohen?“

 

Jesus schaute Philippus und Andreas lange an: „Das kann ich euch nur schwer erklären.“

„Philippus, ich will dir einmal eine Gegenfrage stellen: ‚Was ist für dich wichtiger: dass du immer genug zu essen hast, oder dass ich immer bei dir bin und dich lieb habe?’“

Philippus kratzte sich hinterm Ohr und überlegte lange. „Immer genug zu essen haben, das wäre schon toll. Aber wenn ich ganz ehrlich bin: Noch wichtiger ist mir, dass du immer bei mir bist und mich lieb hast.“

„Gut, jetzt will ich versuchen euch das zu erklären“, sagte Jesus. „Hoffentlich versteht ihr das.

Vorgestern, als 5000 Leute satt geworden sind, da habe ich euch Brot gegeben. Aber das war nur ein Zeichen. Ich will euch nicht nur Brot geben; ich will selber Brot für euch sein. Ich bin selbst das Brot des Lebens.“

Philippus schaut Andreas an. Er zieht die Stirn in Falten, schaut zu Jesus und sagt ganz zögernd: „Du bist selber das Brot? Du?? Dann müsste man dich ja essen.“ Er weiß gar nicht, wie er das ausdrücken soll.

„Ja“, sagt Jesus, „Ich bin das Brot des Lebens. Dieses Brot ist mein Fleisch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“

„Aber Jesus!“ Philippus wendet sich entrüstet ab. „Wir sind doch keine Kannibalen, keine Menschenfresser! Das ist doch eine Zumutung: dein Fleisch essen und dein Blut trinken.“

Und alle, die dabeistanden, nickten und einige machten sich sogar lustig darüber.

Sie haben einfach nicht verstanden, was Jesus damit sagen wollte. Aber es ist ja auch wirklich schwer zu verstehen.

 

Einige Monate später. Es war vor dem Pas-chafest, dem Osterfest der Juden. Das Osterlamm wurde geschlachtet, und Jesus sitzt mit seinen Jüngern in Jerusalem beim Abendmahl. Er wusste, dass er einen Tag später schon tot sein würde. Beim Abendmahl nahm Jesus einen großen Fladen Brot und brach ihn in kleine Stücke. Dann ging er zu jedem Jünger und gab ihm ein Stück von diesem Brot. Und wenn er einem das Brot gab, sagte: „Das ist mein Leib.“ Als er zu Philippus kam, schaute er ihn an und sagte: „Philippus, erinnerst du dich noch? Vor einigen Monaten habe ich euch gesagt: ‚Ich bin das Brot des Lebens’. Damals habt ihr mich nicht verstanden.“ Er gab auch Philippus ein Stück von diesem Brot und sagte ihm: „Das ist mein Leib. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Dann sagte er zu allen Jüngern: „Jedes Mal wenn ihr zusammenkommt und zu meinem Gedächtnis das Brot brecht, dann bin ich wirklich mitten unter euch. Dieses Brot ist ein sichtbares Zeichen, dass ich immer bei euch bin und dass ich euch lieb habe.

 

Seit Jesus mit den Aposteln das Abendmahl gefeiert hat, haben sich die Christen immer wieder getroffen zum „Brotbrechen“. Bis zum heutigen Tag wird in jedem Augenblick irgendwo in der Welt die heilige Messe gefeiert. Da nimmt bei der Wandlung der Priester ein Stückchen Brot und sagt wie Jesus: „Das ist mein Leib ...“ Bei der Kommunion empfangen wir dieses Stückchen Brot, die Hostie. Der Priester reicht uns die Hostie und sagt: „Der Leib Christi.“ Wenn wir dann antworten „Amen“ („So sei es!“), dann
dürfen wir wissen:

Jesus ist bei mir und er hat mich lieb.

 

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Ich bin…  das Brot des Lebens

Joh 6,1-15.24-27.33-35

 

Ich möchte heute zu Beginn noch einmal die Geschichte von der Brotvermehrung aus dem Johannesevangelium mit ihnen lesen.

 

„Jesus ging an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt. Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder. Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe.

Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte.

Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll. Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele!

Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer.

Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, soviel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen.

Als die Menge satt war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt. Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Stücken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren.

Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.

Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.“

(Joh 6,1-15)

 

Und jetzt noch einen kurzen Auszug aus der folgenden Brotrede:

„Als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger dort waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kapharnaum und suchten Jesus. Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierher gekommen?

Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird.

Das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.

Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot!

Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“

(Joh 6,24-27.33-35)

 

Es war einer der ganz großen Höhepunkte im Leben Jesu, das Ereignis der Brotvermehrung, wie er mit fünf Broten und zwei Fischen fünftausend Männer satt gemacht hat. Da verwundert es auch nicht, dass am Ende der Brotvermehrung die Leute kommen, um Jesus zum König zu machen. Wenn der unser König wird, dann haben wir das Grundproblem der Menschheit gelöst, nämlich die Frage nach dem Hunger in der Welt. Wenn der unser König ist, dann hat jeder genug zu essen.

Und dann das Merkwürdige: Statt dass Jesus diese Chance nutzen, wo sie ihm alle zuströmen und ihn zum König machen wollen, reißt sich los, und wörtlich steht da sogar: Er flieht in die Einsamkeit. Als wenn er die Popularität scheut. Warum verspielt Jesus eine solche Gelegenheit?

Im vorigen Impuls habe ich dargelegt, wie ich versucht habe, das Kindern zu erklären. Heute das gleiche aus der Perspektive eines Erwachsenen.

 

Jesus will nicht Brotkönig sein. Ich will es mal etwas salopp sagen: Als der Sohn Gottes die Herrlichkeit des Himmels verließ und Mensch wurde, da ist er nicht in diese Welt gekommen, damit die Bäcker arbeitslos werden. Hier geht es um etwas ganz anderes. Es geht ihm nicht darum, Brotkönig zu sein.

Jesus wusste, dass es dem Leben eines jeden Menschen einen Hunger gibt, der viel tiefer ist als der Hunger nach Brot. Die Psychologen sagen heute: Es ist der Hunger nach dem Sinn des Lebens. Dass man sagen kann: Mein Leben ist geglückt. Und Jesus ist gekommen, um diesen Hunger nach dem Sinn des Lebens zu stellen, und nicht, um den Magen voll zu machen. Das mag vielleicht auch manchmal damit verbunden seien. Aber letztlich geht es ihm darum, jedem Menschen den Sinn des Lebens neu zu schenken, ganz gleich in welcher Situation ein solcher Mensch ist.

 

Was tun die Menschen heute alles, um diesen Hunger nach dem Sinn des Lebens zu stillen.

Wie viele Menschen klettern auf der Karriereleiter immer höherer. Und wenn man einmal genau hinschaut: Es geht gar nicht um mehr Geld. Es geht nur darum, irgendwer zu sein. Dass man sagen kann ich bin Wer. Ich habe eine Stellung errungen. Es geht darum, den Hunger nach dem Sinn des Lebens zu stillen.

Wie viele Reisen werden heute unternommen, nur um sagen zu können: Ich bin da und da gewesen. Wenn heute einer zum Urlaub ins Sauerland fährt, das zählt ja schon gar nicht mehr. Und auch hier merkt man: E geht gar nicht mehr um Erholung, es geht darum, mithalten zu können. Letztlich, den Hunger nach einem erfüllten Leben zu stillen.

Wie viele Menschen flüchten sich heute in sexuelle Abenteuer, weil sie dort die Erfüllung ihres Lebens suchen. Was für ein Aufwand wird heute getrieben, um den Hunger nach dem Sinn des Lebens zu stillen.

Aber du kannst ihn nicht stillen. Der Mensch ist in dieser Hinsicht unersättlich.

 

Und da sagt Jesus uns in diesem Evangeliumsabschnitt: Wenn Du einen solchen Hunger hast nach Leben, nach einem sinnerfüllten Leben, dann sage ich dir: Ich bin das Brot des Lebens.

Interessanterweise sagt Jesus nicht: Ich gebe dir das Brot des Lebens. Nein er sagt: Ich bin das Brot des Lebens. Und er wird nicht müde, das in immer neuen Bildworten auszudrücken.

Achten Sie einmal darauf, wenn sie das Johannesevangelium lesen, an wie vielen Stellen Worte Jesu beginnen mit: „Ich bin …“

 

Wenn ein Mensch spürt, dass sein Leben unerfüllt ist, weil er immer wie in einem Käfig gefangen ist, meinetwegen im Käfig des Egoismus. Alles muss sich um mich drehen. Ich kann nicht ertragen, wenn andere groß rauskommen. Wenn ich in diesem Käfig gefangen bin, und nicht mehr da heraus komme, dann sagt Jesus in einem Bildwort: „Ich bin die Türe. Wer durch mich ein- und ausgeht, der wird Freiheit und Weite finden.“

Wenn ein Mensch darunter leidet, dass er keinen hat, dem er sich anvertrauen kann, weil alle anderen auch nur an sich denken. Wenn er Führung in seinem Leben braucht, und er findet keinen, weil er so oft enttäuscht worden ist. Dann sagt Jesus so einen Menschen in einem Bildwort: „Ich bin der gute Hirt. Du kannst dich meiner Führung anvertrauen. Ich habe mein Leben hingegeben, um dir zu zeigen, dass ich für dich da bin.“

Wenn es bei einem anderen so ist, dass er immer im Dunkeln herumstochert. Er sieht keine Zukunftsperspektive. Er tappt wie im Nebel umher und weiß nicht, wo es mit seinem Leben hingeben soll. Dann sagt ihm Jesus in einem Bildwort: „Ich bin das Licht der Welt. Wer zu mir kommt, der wird nicht mehr im Finstern wandeln. Er wird das Licht des Lebens haben.“

Oder wenn jemand Angst hat vor dem Sterben. Der Tod ist ja das große Fragezeichen, das uns immer wieder angrinst, wenn es um die Frage nach dem Sinn des Lebens geht. Am Ende steht immer unausweichlich der Tod. Und viele Leute haben Angst davor. Sie verdrängen den Gedanken ans Sterben. Und doch spüren Sie, dass es Schritt für Schritt auf diesen Punkt zugeht. Dann sagt ihnen Jesus in diese Angst hinein das Bildwort: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“

Und alle diese vielen Bildworte, die Jesus gebraucht, die immer beginnen „Ich bin …“, die sind zusammengefasst in dem Wort: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Ich bin dein Lebensmittel. Und wenn wir ihn in der heilige Messe in der Kommunion empfangen, wenn uns das Brot des Lebens gereicht wird, er selbst, der Leib Christi, dann darfst du ihm in der Stille nach der Kommunion so ganz persönlich sagen, wo die Sehnsucht deines Lebens unerfüllt geblieben ist. Sag es ihm ganz konkret. Und Du wirst in Deinem Herzen die Antwort Jesu hören: Ich will dein Lebensmittel sein. „Ich bin das Brot des Lebens.“

 

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Entscheidungscharakter der Sakramente

Joh 6,60-69 

 

Mit den Sakramenten und auch mit dem Sakrament der Eucharistie, mit dem Lebens-Mittel, dass Jesus uns an die Hand gibt, ist immer auch eine Entscheidungssituation verbunden. Ich bin immer vor die Frage gestellt: Will ich mich diesem Zeichen anvertrauen? Oder sage ich: Das glaube ich nicht, damit kann ich nichts anfangen. Von diesem Entscheidungscharakter spricht der letzte Abschnitt im sechsten Kapitel des Johannesevangeliums, ein Kapitel, das mit der Brotvermehrung begann, wo dann die große Brotrede Jesu folgt. Wir lesen im sechsten Kapitel die Verse 60 bis 69:

 

„Viele seiner Jünger, die ihm zuhörten, sagten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören? Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist.

Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher.

Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen?

Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“

(Joh 6,60-69)

 

Wir müssen uns noch einmal die Ausgangssituation vor Augen halten: Fünftausend Männer waren satt geworden. Und Jesus hatte nur fünf Brote und zwei Fische. Anschließend hält Jesus ihnen eine lange Predigt, um dieses Wunder zu erklären. In dieser Rede sagt Jesus: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“ Das „Brot des Lebens“ ist mein Fleisch und mein Blut.

Und wenn man das genau übersetzt, dann sagte Jesus nicht: „Wer mein Fleisch isst“, sondern: „Wer mein Fleisch kaut“. Da ist vom Vorgang des Kauens die Rede. Es geht um eine wahre Speise, die man kauen kann.

Aber dann die Reaktion der Menschen und auch der Jünger: „Das ist ja unerträglich. Wir sind doch keine Kannibalen. Sein Fleisch essen und sein Blut trinken, das kann man ja nicht mit anhören.“ Und dann heißt es: Viele von seinen Jüngern zogen sich zurück und gingen nicht mehr mit ihm. Wohlgemerkt, hier ist von Das Eigenartige ist: Jesus lässt sie gehen. Jesus hat seine Botschaft nicht abgeschwächt. Er hat auch nicht gesagt: „Ihr habt das alles missverstanden. Das darf man nicht so buchstäblich nehmen, wenn ich gesagt habe: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt.“ Nein, Jesus schwächt nichts ab. Bei Jesus gibt es keinen geistlichen Sommerschlussverkauf, keine geistliche Nahrung zu herabgesetzten Preisen. Als sie gehen wollen, lässt Jesus sie gehen. Er gibt ihnen die Freiheit, wegzugehen.  

Und das heute auch so, wenn heute viele Menschen an der Botschaft Jesu Anstoß nehmen, gerade auch an der Botschaft von der Eucharistie. Das soll wirklich der Leib Christi sein, nicht nur symbolisch, sondern wirklich? Daran nehmen heute viele Anstoß. Viele nehmen heute auch Anstoß daran, dass Jesus die Ehescheidung verurteilt. Viele Leute nehmen heute Anstoß daran, dass die klar überlieferte Botschaft des Neuen Testamentes von der Jungfrauengeburt spricht. „Das kann man doch nicht ertragen. Das ist doch ägyptischer Mythos.“ Und viele sagen: „Auf Wiedersehen“ und gehen weg. Möglicherweise treten sie nicht formell aus der Kirche aus, aber sie bleiben einfach weg, sie ziehen sich zurück und sind nicht mehr da.

Und es ist genau wie damals. Jesus lässt sie gehen. Er hält sie nicht zurück. Und er schwächt auch heute seine Botschaft nicht ab. Man darf das Christsein nicht ein bisschen leichter machen der Leute wegen. Das tut Jesus nicht, und das dürfen wir heute auch nicht tun.

Und dann muss Jesus erleben, dass schließlich nur noch die Zwölf, die Apostel da sind. Alle anderen sind weggegangen.

 

Stellen Sie sich einmal vor: Wenn ich als Pfarrer erleben muss, dass die Kirche jeden Sonntag leerer wird. Schließlich sitzen nur der Pfarrgemeinderat und die Männer und Frauen von Kirchenvorstand, von der Kirchenverwaltung in den Bänken, und die anderen kommen nicht mehr. Was würde wohl heute ein Pfarrer dann sagen? Wahrscheinlich würde er sagen: „Aber ihr bleibt doch wenigstens bei der Stange. Ihr steht doch wenigsten treu zum Glauben der Kirche.“ Er wurde sie ermutige, ermahnen, beschwören, dass doch wenigstens sie ein gutes Vorbild sind und dabei bleiben.

Aber Jesus sagt etwas ganz anderes. Als nur noch die Zwölf bei ihm geblieben sind, der sagt er nicht: „Bleibt ihr wenigstens bei der Stange.“ Nein, er sagt: „Wollt nicht auch ihr gehen?“ Jesus gibt die Freiheit zu gehen damals wie heute.

Aber dann kommt die Antwort des Petrus, als Jesus fragt: „Wollt auch ihr gehen?“ Petrus antwortet ihm: „Herr, wohin sollen wir gehen?“ Das scheint mir sehr wichtig zu sein gerade auch heute. Weggehen ist einfach. Man kann sehr schnell abhauen und sagen: „Da mach ich nicht mehr mit. Das ist mir zu hart. Das ist zu extrem.“

Aber überleg dir dann sehr gut: Was ist die Alternative? Wohin willst du denn gehen? Wo willst du denn den tragenden Grund deines Lebens finden? In Alkohol oder Drogen? Solange das Leben so einigermaßen dahinplätschert, ist das kein großes Problem. Aber wenn unser Leben in eine Krise kommt, was dann? Wohin willst du dann gehen?

Ich muss gestehen, dass ich in meinem Leben manches Mal in eine Krise gekommen bin. Aber was trägt mich dann? Was hält mich auch dann noch, wenn es mir mies geht, wenn ich ganz unten im Loch bin, wenn alle anderen schon sagen: Mit dem ist nichts mehr anzufangen? Was trägt mich dann?

Ich hab meinem Leben auch manche Glaubenskrise erlebt, wo ich mit Gott und mit der Kirche nicht mehr viel anfangen konnte. Aber ich erinnere mich: Schon in der Schule bei einer Schulmission haben wir über die Frage diskutiert, ob man nicht aus der Kirche austreten soll. Ob man sich nicht vom Religionsunterreicht abmelden soll. Da hat der Pater, der die Mission geleitet hat, uns gefragt: Was ist denn die Alternative? Überleg dir, wo du hingehen möchtest?

Und ich muss ehrlich sagen: In jeder Krise hab ich nach langem Fragen und Prüfen immer wieder festgestellt: Ich habe keine Alternative gefunden, die mich besser und sicherer trägt. Wenn jemand eine Alternative weiß, dann soll er es sagen. Ich meinerseits will mein Fundament wohl offenlegen.

Petrus sagt dann ergänzend: Wohin sollen wir denn gehen? „Du hast Worte ewigen Lebens.“ Das ist die positive Seite. Ich werde nie müde, darauf hinzuweisen: Wer sich auf das Wort Gottes verlässt, wer danach lebt, der hat festen Boden unter den Füßen, der kommt nicht ans Wackeln bei jeder Meldung die im Fernsehen kommt. Der wird auch nicht Angst bekommen, angesichts der manchmal dramatischen Lege der Kirche und der Welt. Wer sich nach dem Wort Gottes, nach dem „Wort des lebendigen Gottes“ richtet, der hat festen Boden unter den Füßen, der wird Ermutigung bekommen, der wird Ermahnung bekommen, der Das ist es, was ich Ihnen in diesem Impuls mitgeben möchte, diese Worte des Petrus: „Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Leben.“ Ewiges Leben, das ist ein altertümlicher Ausdruck. Ich möchte es umformulieren und sagen: „Du hast Worte, die uns ein erfülltes Leben garantieren.“ Auch da ist Jesus unser Lebensmittel.

 

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Kommunion und Reinigung

 Joh 13,1-9

 

Auch in diesem Impuls geht es wieder um das Geheimnis Eucharistie, unser Lebensmittel, um das Brot des Lebens. Ich lese zunächst die Geschichte von der Fußwaschung, die Abendmahlsszene nach dem Johannesevangelium.

 

„Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung. Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern. Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.

6 Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.“

(Joh 13,1-9)

 

Nichts hat das Leben der Kirche so sehr geprägt, wie das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Denn jeder heiligen Messe feiern wir, was Jesus uns dort zu seinem Gedächtnis hinterlassen hat. Im Abendmahlsaal hat Jesus das Brot gebrochen und hat den Jüngern den Kelch gereicht, seinen Leib und sein Blut. Und so feiern wir in jeder heiligen Messe eine der ganz großen Höhepunkte unseres Glaubens, das Geheimnis der Eucharistie, das Geheimnis der Kommunion.

Wenn man die ersten drei Evangelien nach Matthäus Markus und Lukas liest, dann ist dieses letzte Abendmahl der erste Höhepunkt der Leidensgeschichte. Es geht dann weiter mit der Kreuzigung, mit der Auferstehung. Ganz am Ende nach der Auferstehung, am Osterabend steht im Lukasevangelium wieder ein Mahl im Mittelpunkt, das Mahl des Auferstandenen mit den Emmausjüngern. Dieses ganze Geschehen beginnt im Abendmahlssaal.

 

Aber es ist merkwürdig. Wenn doch die Einsetzung der Eucharistie im Abendmahlssaal für die Kirche bis auf den heutigen Tag so wichtig ist, warum berichtet dann der Evangelist Johannes nichts von diesem Abendmahl, von der Einsetzung der Eucharistie. Die ganze Szene von der Einsetzung der Eucharistie und vom Abendmahl kommt bei Johannes überhaupt nicht vor.

Gut, Johannes weiß auch, dass ein Mahl stattgefunden hat. Das steht am Anfang des Berichtes über die Fußwaschung. Aber dass Jesus das Brot gebrochen hat, dass er den Kelch weitergereicht hat an seine Jünger, die Einsetzung der Eucharistie, die erzählt Johannes gar nicht, die übergeht er einfach.

Weiß Johannes das nicht mehr? Er war doch selbst dabei.

Doch, Johannes weiß sehr wohl um die Eucharistie, um die Kommunion. In der großen Brotrede im sechsten Kapitel des Johannesevangeliums sagt Jesus: „Mein Fleisch ist eine wahre Speise und mein Blut ist ein wahrer Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“ Da geht es doch um die Eucharistie. Johannes weiß das sehr wohl. Und doch, als im Johannesevangelium dieses Mahl stattfindet, da kommt die Kommunion bei ihm überhaupt nicht vor.

 

Oder vielleicht doch!

Wenn wir die Möglichkeit hätten, die Geschichte von der Fußwaschung auf lateinisch zu lesen, dann würden wir feststellen, dass das Stichwort ‚Kommunion’ genau im Mittelpunkt dieser Geschichte steht. Da sagt Jesus zu Petrus: „Wenn ich dich nicht wasche, dann hast du keine Gemeinschaft mit mir, keinen Anteil an mir.“ Und das lateinische Wort für Gemeinschaft heißt Communio. Man könnte dieses Wort Jesu an Petrus auch etwas verdolmetschen: „Wenn ich dich nicht wasche, dann findet keine Communio statt, dann gibt es keine Kommunion.

Es ist ganz eigenartig, Petrus hat das nicht verstanden. Du willst mir die Füße waschen, sagt er, du mir? Und Jesus antwortet ihm: „Was ich tue verstehst du jetzt nicht. Du wirst es aber bald verstehen.“ Und dieses Bald ist für Petrus sehr schnell gekommen. Noch in der gleichen Nacht wird Jesus gefangen genommen und im Hof des Hohenpriesters verhört. Petrus steht in der anderen Ecke des Hofes am Feuer. Und dann sagt ein einfaches Dienstmädchen zu Petrus: „Du gehörst doch auch zu diesem Jesus.“ Und Petrus hebt dreimal die Hand hoch und schwört: „Ich kenne den überhaupt nicht.“ Und beim dritten Mal kräht ein Hahn. Da dreht sich Jesus, der in der anderen Ecke verhört wird, um und schaut Petrus an. Und dann merkt Petrus auf einmal, was er getan hat. Ich habe dreimal geschworen, dass ich ihn überhaupt nicht kenne. Er fängt bitterlich an zu weinen und läuft in die Nacht hinaus. Da hatte er verstanden, warum er Reinigung brauchte, wenn er Kommunion, Communio, Gemeinschaft mit Jesus haben wollte.

 

Es hat in den letzten Jahrzehnten in unserer Kirche einen furchtbaren Bruch gegeben. Dieser Bruch besteht darin, dass wir die Kommunion abgekoppelt haben von der Frage nach der Reinigung von Sünden. Die Älteren von uns haben das früher noch erlebt. Man ging nicht zur Kommunion, wenn man nicht vorher gebeichtet hatte. Gut, das war vielleicht manchmal übertrieben, und geschah oft auch aus einer falschen Angst vor der Hölle. Vielleicht war diese Beichtpraxis auch sehr formalistisch. Aber dass man die Beichte, die Reinigung von Schuld, ganz von der Kommunion abgekoppelt hat, das wirkt sich in unserer Kirche verheerend aus.

Das Ergebnis dieser Abkoppelung ist nämlich: Die Kommunion, die Gemeinschaft mit Christus wird in unseren Kirchen immer oberflächlicher. Man geht zur Kommunion nach vorne fast wie eine gruppendynamische Übung, oder als würden da vorne Plätzchen verteilt.

 

Als Jesus vor Petrus kniet und ihm die Füße waschen will und ihm sagt: „Wenn ich dich nicht wasche, dann hast du keine Gemeinschaft mit mir“, da hätte Petrus aufbrausend antworten können: „Wieso habe ich keine Gemeinschaft mit dir? Wir sind doch drei Jahre mit dir gegangen. Wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.“

Auch heute könnte man sagen: „Wieso haben wir keine Gemeinschaft mit Jesus. Wir sind doch jeden Sonntag zur Kirche und zur Kommunion gegangen. Natürlich haben wir Gemeinschaft mit Jesus. Wieso sollte Jesus sagen: „Wenn ich dich nicht wasche, wenn dann ist keine Communio, dann besteht keine Gemeinschaft?“ Aber wenn Jesus hier von Gemeinschaft, von Communio redet, dann meint er auch nicht dieses Äußerliche, dass man mit ihm gegangen ist, dass man sonntags zur Kirche gegangen ist. Jesus meint etwas viel Tieferes.

Der Apostel Petrus schreibt als alter Mann einen Brief an die Gemeinden in den Kleinasien, in der heutigen Türkei. Da kommt er am Anfang seines zweiten Briefes auf diesen Punkt zu sprechen. Er schreibt dort: „Uns ist Anteil geschenkt worden an seiner göttlichen Natur.“ Genau das meint im Tiefsten das Wort Kommunion. Nicht eine äußerliche Gemeinschaft, sondern dass uns angeboten ist, Anteil zu bekommen an seiner göttlichen Natur.

Der Apostel Paulus drückt das ähnlich aus. Auf der einen Seite weiß er: Ich bin überhaupt nicht würdig, weil ich ihn verraten habe, weil ich ihn verfolgt habe. Aber auf der anderen Seite kann der gleiche Paulus auch im Galaterbrief schreiben: „Ich bin mit Christus gekreuzigt worden. Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“

Es geht um die Verwandlung des ganzen menschlichen Wesens in die göttliche Natur hinein. Nicht umsonst steht im Mittelpunkt der Heiligen Messe das Geschehen, das wir Wandlung nennen. Aber es geht nicht nur darum, dass das Brot gewandelt wird in den Leib Christi, es geht bei Communio auch darum, dass unser Leben verwandelt wird in SEIN Leben, in sein göttliches Leben.

Aber wer das erfahren will, der wird sich nicht davor drücken dürfen, von Jesus auch Reinigung in Anspruch zu nehmen.  

 

Interessanterweise kommt die Szene von der Fußwaschung noch einmal vor im Lukasevangelium. Und zwar in umgekehrter Form. Da ist Jesus bei einem Pharisäer namens Simon eingeladen. Dann kommt eine öffentliche Dirne in das Haus des Pharisäers. Sie kniet zu Jesu Füßen nieder und fängt an zu weinen, so dass die Tränen über seine Füße laufen. Sie löst die langen Haare auf, eigentlich ein Zeichen, dass sie eine Dirne ist. Und dann fängt sie an, mit dem aufgelösten Haaren die Füße Jesu abzutrocknen.

Fußwaschung einmal umgekehrt. Die anderen, die anständige Leute, die dabei stehen, rümpfen die Nase und sagen: Wenn dieser Jesus wirklich ein Prophet wäre, dann müsste doch wissen, von was für einer er sich da berühren lässt. Aber Jesus sagt diesen anständigen Leuten ins Gesicht: Ihr, dieser Sünderin, ist viel vergeben worden. Darum zeigt sie jetzt so viel Liebe. Wem nur wenig zu vergeben war (wo nichts vorgekommen war, wie wir manchmal sagen), der zeigt auch nur wenig Liebe.

Vielleicht lohnt es sich, wenn wir uns am Ende in dieser Betrachtungen über das Geheimnis der Eucharistie, über das Brot des Lebens, dieses Wort Jesu ganz persönlich ins Herz schreiben lassen: „Wenn ich dich nicht wasche, dann hast du keine Communio mit mir, dann hast du keine Gemeinschaft mit mir, dann hast du keinen Anteil an mir.

 

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