Pfarrer Karl Sendker

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Predigt zur 1. Lesung:   Num 6,22-27     im mp3 Format

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Predigttext:      Num 6,22-27

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Der Jahreswechsel ist im Radio und im Fernsehen die Zeit der Silvester- und Neujahrsansprachen. Ob das Politiker sind, ob das Bischöfe sind, vielleicht auch der Papst, oder ob das die Intendanten der Fernsehanstalten sind, jeder fühlt sich gemüßigt, zum Jahreswechsel ein paar mehr oder wenige markige Worte loszulassen.

Welche Neujahrsansprache hält uns Gott an diesem Jahreswechsel?

 

Da kommt uns heute in der ersten Lesung ein ganz schlichter Segensspruch entgegen. Vielleicht eine der ältesten Segensformeln, die es überhaupt gibt. Dieser Segen steht in den ersten Büchern des Alten Testamentes, im Buch Numeri, oder, wie die evangelischen Christen es nennen, im 4. Buch Mose:

 

„Der Herr segne dich. Der Herr behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende dir sein Angesicht zu und schenke dir Heil.“

 

Das ist die Botschaft, die uns Gott an der Schwelle des neuen Jahres mit auf den Weg gibt. Wir wollen uns diese Botschaft in aller Kürze einmal anschauen.

 

Das Erste, was Gott uns am Beginn des neuen Jahres zusagt: „Ich werde dich behüten!“ Nun, das ist nur ein unscheinbares Wort. Aber überlegen Sie einmal, was das bedeutet in der ungesicherten Lage, in der wir heute sind. Ob das im politischen, im wirtschaftlichen oder im sozialen Bereich ist, sagt uns Gott: „Ich werde dich behüten; du stehst unter meinem Schutz. Ich lege meine Hand auf dich. Du kannst damit rechnen, dass ich dich stütze, und dass ich dich halte.“ Und das sagt nicht irgendein Politiker, sondern das sagt der Schöpfer des Himmels und der Erde, dem die Zügel dieser Welt nicht aus der Welt geglitten sind: „Ich werde dich behüten und beschützen.“

 

Ein Zweites: Der Herr sagt uns zu, „dass er sein Angesicht über uns leuchten lässt“. Das ist ein Bildwort, das uns vielleicht gar nicht viel sagt. Aber jeder Vater und jede Mutter, die einmal bei einem kleinen Säugling in die Wiege geschaut haben, und dann miterleben durfte, wie dieses Kind zum ersten Mal die Eltern anlacht, welche Freude das bei den Eltern auslöst und bei allen, die dabei sind, der kann sich vielleicht ein kleines bisschen vorstellen, was dieses Bild bedeutet. Uns kommt in diesem Jahr Gottes strahlendes, leuchtendes Angesicht entgegen.

Wenn Gott uns anschaut, dann schaut er uns nicht verkniffen an. Wenn Gott uns anschaut, dann schaut er uns nicht mit einem strafenden, strengen Blick an, sondern mit einem leuchtenden und strahlenden Blick, so wie ein kleines Kind zum ersten Mal die anlacht, die über seiner Wiege stehen.

 

Das Nächste, was Gott uns zusagt in seiner Neujahrsbotschaft: „Ich werde dir gnädig sein.“ Das hat etwas mit Schuld zu tun, mit Versagen, mit Sünde; und darüber redet man heute nicht gern, das hört man nicht mehr gern.

Aber auf der anderen Seite: Je weniger wir über Schuld und über Versagen reden, umso mehr macht uns diese Schuld ja fertig. Das ist ja gerade die Not, dass man in unserer Gesellschaft Schuld nicht mehr zugeben darf, weil man dann sofort abgestempelt ist. Da bist du ‚weg vom Fenster’.

Und hier sagt uns Gott, sowohl rückblickend auf das alte Jahr, wie auch vorausschauend auf das neue Jahr: Wenn es in deinem Leben Versagen gibt, wenn es Schuld gibt, dann steht diese Schuld unter dem Stichwort: „Ich bin dir gnädig.“ Du darfst damit rechnen, dass ich nicht mit dem Daumen nach unten zeige, wenn du schuldig geworden bist. Nein, ich bin dir gnädig. Du darfst leben mit Deiner Schuld; Du darfst leben, obwohl Du Versager bist. Was es in unserer Gesellschaft so selten gibt, das ist bei Gott das Normale: „Ich bin dir gnädig.“

 

Ein Weiteres in seiner Neujahrsbotschaft. Da geht es wieder um sein Angesicht: „Ich werde dir mein Angesicht zuwenden.“ Und auch hier: Welche Wärme, welche Herzlichkeit liegt in diesem Wort ‚Zuwendung’. Jeder von uns braucht das, dass jemand da ist, der sich mir zuwendet, der mich liebt, der mich mag so wie ich bin. Der mich mit seiner ganzen Menschlichkeit und Herzlichkeit und mit liebender Wärme umgibt. So ist unser Gott. Gott schenkt dir Zuwendung jeden Tag, wenn du willst, und wenn du Zuwendung brauchst.

 

Und schließlich ein Letztes: „Ich schenke dir Heil“, sagt Gott. Darin steckt das Wort ‚Schalom’, was wir meist mit ‚Friede’ übersetzen. Aber Friede ist viel zu wenig. Hier geht es um das ganze Heilsangebot Gottes.

Bedenken Sie einmal ein solches Heilsangebot angesichts der Tatsache, dass unsere Welt furchtbar unheil ist, dass unsere Kirche in vielen Punkten keine heile Kirche ist. Was ist das denn für ein Zustand, dass die Kirche in Hunderte von Konfessionen zersplittert ist! Da ist die Kirche unheil. Wie ist das in unseren Familien? Wie viel Unheil gibt es in unseren Familien, wie viel Zerstrittenheit.

Und da sagt Gott in diese unheile Situation hinein: „Ich schenke dir Heil.“ Ich will dich heil machen, ich will die Kirche heil machen, und ich will diese Welt heil machen. Die Neujahrsbotschaft Gottes steht nicht unter dem Stichwort Unheil, sondern unter dem Stichwort Heil.

 

Und dann gibt Mose Aaron den Auftrag: „Ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen.“ Der Name Gottes im Alten Testament heißt auf Hebräisch „Jahwe“. Das heißt auf Deutsch: „Ich bin da!“ Das ist der Name Gottes: „Ich bin da!“ Und ganz gleich, wie der Weg in das neue Jahr hinein auch sein wird, Gott sagt dir: „Ich bin da.“ So wie eine Mutter handelt, wenn ihr Kind nachts einen bösen Traum hat, wach wird und schreit. Dann kommt die Mutter zu dem Kind und sagt: „Hab keine Angst, ich bin doch da.“ So ist Gott.

 

Sehen Sie, in der Silvesternacht haben wahrscheinlich sehr viele von uns nach oben geschaut zum Himmel, und haben sich die Raketen und das Feuerwerk angeschaut. Ich lade Sie ein, heute am Neujahrsfest auch nach oben zu schauen, aber ‚noch ein Stockwerk höher’, zum allmächtigen Gott, vielleicht in einem kurzen Gebet. Stell so dieses Jahr auch für Dich ganz persönlich unter den Segen Gottes.     Amen.

 

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