Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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siehe auch:    2. Sonntag nach Weihnachten A

Predigt zum Evangelium:   Joh 1,1-5.9-14

Predigttext:      Joh 1,1-5.9-14

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Als Jesus Mensch wurde, hat man ihm verschiedene Titel gegeben. Man hat ihm den Titel ‚Menschensohn’ gegeben oder ‚Sohn Gottes’. Man hat ihm den Titel ‚Messias’ gegeben; man hat ihm den Titel ‚Heiland’ gegeben oder ‚Hirt’.

Die Menschen damals in Israel haben diese Titel sofort verstanden. Wenn der Engel den Hirten auf den Feldern von Bethlehem in der Weihnachtsnacht verkündet: „Heute ist euch der Heiland geboren; er ist der Messias, der Herr“, dann haben diese einfachen Männer, die Hirten genau verstanden, was der Engel meinte. Unter ‚Messias’ und ‚Heiland’ konnten sie sich etwas vorstellen. Darauf hatten sie Jahrhunderte lang gewartet. Sie haben darum gebetet und gefleht, dass Gott diesen Messias senden möge. Auf der anderen Seite hatte Gott durch die Propheten immer wieder verheißen, dass er den Messias senden werde.

 

Aber als dann am Ende des ersten Jahrhunderts der Evangelist Johannes sein Evangelium schreibt, da haben die Menschen zur Zeit des Johannes diese Titel Jesu nicht mehr so ohne weiteres verstanden. Die Botschaft Jesu war inzwischen durch den ganzen Mittelmeerraum gedrungen, bis nach Griechenland und Rom. Aber die Griechisch sprechenden Menschen damals (Griechisch war damals die Weltsprache der gehobenen Kultur.), die Griechisch sprechenden Menschen konnten mit dem Wort ‚Messias’ überhaupt nichts anfangen; die hatten ja auch kein Altes Testament.

Wenn man im römischen Reich zu damaligen Zeit vom Messias redete, dann hat man vielleicht an irgendwelche politischen Aufrührer gedacht, die dem Kaiser in Rom die Herrschaft streitig machen wollten.

Oder wenn ein Griechisch sprechender Mensch in Rom damals den Titel ‚Heiland’ hörte, dann dachte er an den Kaiser in Rom. Der hatte den Titel ‚Heiland’, ‚Retter’. Der Kaiser hatte im übrigen auch den Titel ‚Sohn Gottes’. Darum ließen sich die Kaiser in Rom auch als Gott verehren.

 

Jetzt steht Johannes, als er sein Evangelium schreibt, vor der Frage: Wie kann ich diese Botschaft von der Menschwerdung Jesu so verkünden, dass die Juden sie verstehen, dass aber auch ein gebildeter Grieche oder Römer diese Botschaft nicht missversteht?

Und dann schreibt er zu Beginn seines Evangeliums  - das haben wir eben gehört: „Im Anfang war das Wort“ Noch genauer müsste man übersetzen: „Im Anfang war ‚Er’, das Wort.“ „Das Wort“ - ein merkwürdiger Titel für Jesus.

„Im Anfang war das Wort. ... Und dieses Wort ist Fleisch geworden; und durch dieses Wort ist alles geschaffen.“

 

Für uns klingt das merkwürdig. Aber wenn damals ein gläubiger Jude diesen Satz hörte, den Johannes geschrieben hat: „Im Anfang war das Wort; und durch das Wort ist alles geschaffen und das Wort ist Fleisch geworden“, dann konnte sich jeder Jude darunter etwas vorstellen. Ihm fiel sofort die Schöpfungsgeschichte im Alten Testament ein: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und Gott sprach: Es werde Licht, und es wurde Licht.“ Und wenn Johannes schreibt: „Dieses göttliche Wort ist Fleisch geworden“, dann verstand jeder Jude sofort: Hier ist die ganze schöpferische Kraft Gottes, ja, hier ist Gott selber in diese Welt gekommen. Er ist sichtbar unter uns erschienen.

 

Aber, und das war das Eigenartige: Mit diesem merkwürdigen Titel ‚das Wort’, konnte auch ein gebildeter Grieche oder Römer etwas verbinden. Er konnte sich unter diesem Titel etwas vorstellen: Der griechische Ausdruck für ‚das Wort’ heißt ‚der Logos’. Der Ausdruck, den wir im Deutschen haben: „Das ist ja logisch“, der kommt von diesem Ausdruck: ‚der Logos’. Wenn heute jemand sagt: „Das ist logisch“, dann meint er damit: Das ist doch selbstverständlich, das ist doch vernünftig, das ist sinnvoll.

Und wenn ein Grieche damals hörte: „Im Anfang war das Wort, und dieses Wort ist Fleisch geworden“, dann verstand jeder Grieche darunter: Die göttliche Vernunft, der letzte Sinn des Lebens ist hier in dieser Welt als Mensch erschienen.

 

Hier kommen wir dem auf die Spur, wie gleichsam genial Johannes hier am Anfang seines Evangeliums formuliert. Johannes hatte mit dieser Aussage: „Im Anfang war das Wort“, einen Titel gefunden, den die Juden verstanden haben, und den auch die gebildeten Griechen verstanden haben

 

Nun könnte man sagen: Das ist doch alles Wortklauberei. Was soll uns das heute groß interessieren? Nein, ist es nicht Wortklauberei!

Es ist Gott unendlich wichtig, dass seine Botschaft verstanden wird, dass seine Botschaft nicht missverständlich ist. Da gibt uns der Anfang des Hebräerbriefes einen Hinweis. Da schreibt der Verfasser des Hebräerbriefes: „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten.“ Es hat viele Weisen gegeben, wie Gott im Laufe der Geschichte gesprochen hat. Doch jetzt kommt es: „Aber in dieser Endzeit hat er zu uns gesprochen durch den Sohn.“ Man könnte etwas salopp formulieren: Der Sohn Gottes, Jesus Christus, ist gleichsam das letzte Wort Gottes an uns Menschen. Oder man könnte auch sagen: Er ist das letzte Heilsangebot Gottes an uns Menschen.

 

Wir kennen das aus der Geschäftswelt. Wenn einer sagt: „Das ist mein letztes Wort“, dann musst du zuschlagen, oder das Angebot ist weg. Und die Bibel sagt uns: Jesus ist das letzte Wort Gottes für uns, sein letztes Heilsangebot. Und wer bei diesem Heilsangebot Gottes nicht zuschlägt, für den hat Gott kein weiteres Heilsangebot mehr.

 

Und darum ist es Gott so wichtig, dass wir die Botschaft von der Menschwerdung verstehen können, dass seine Liebe, seine Menschenfreundlichkeit unter uns erschienen ist.

Das ist der Grund, warum wir Prediger darum ringen, dass wir die Botschaft von damals heute so verkündigen, dass die Menschen sie heute verstehen. Wir leben ja heute in einer anderen Welt als die Evangelisten.

Darum ist es auf der anderen Seite so wichtig, dass jeder Christ sich darum bemüht, diese Botschaft der Bibel in unsere Zeit zu übersetzen. Darum halten wir Bibelkurse, Exerzitien, Besinnungstage. Nicht damit wir unseren Verstand bereichern, darum geht es nicht, sondern damit es uns gelingt, das Heilsangebot Gottes so zu übersetzen, dass es uns heute bis ins Herz hinein trifft. Nicht, dass wir ein wandelndes Bibellexikon werden, dass wir immer mehr Kenntnis haben über die Bibel. Das ist erst in zweiter Linie wichtig. Wir sollen vielmehr lernen, auf dieses Heilsangebot Gottes einzugehen, dass wir bei Jesus, dem letzten Heilsangebot Gottes zuschlagen.

 

Auf der einen Seite sollen wir die Botschaft tief im Herzen erfassen: „Uns ist ein Retter geboren, ein Heiland, einer, der mich heil machen kann und will“.

Auf der anderen Seite sollen wir aber auch den Ernst der Botschaft verstehen: „Dieser Jesus ist mein letztes Wort, mein letztes Angebot an euch.“ Und darum die Einladung: Nimm das Angebot Gottes an!   Amen.

 

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