Pfarrer Karl Sendker  

 

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3. Sonntag B
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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unter dem Stichwort Kassettendienst .

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Predigt zur 2. Lesung:   1 Kor 7,29-31

Predigt zum Evangelium:   Mk 1,14-15  Reich Gottes   mp3  Video

Predigt zum Evangelium:   Mk 1,14-20  Lichtung im Urwald

2. Predigt zum Evangelium  Mk 1,14-20  (Menschenfischer)   im mp3 Format   als pdf Datei    als Video

vgl. auch Evangelium vom 1. Fastensonntag B

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Predigttext:      1 Kor 7,29-31

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Vor einigen Jahren hatten wir eine Beilage in der Kirchenzeitung des Bistums Münster, wo der Bischof fragt, und Leser antworten. Es hat auch schon einmal das Umgekehrte vor etlichen Jahren gegeben: Leser fragen, und der Bischof antwortet. Da konnte jeder dem Bischof einen Brief schreiben, eine Frage stellen, und dann hat der Bischof in der Kirchenzeitung kurz zu dieser Frage Stellung genommen. „Der Leser fragt, der Bischof antwortet.“

So ähnlich war das auch im 1. Korintherbrief. Da haben die Korinther dem Apostel Paulus eine ganze Reihe von praktischen konkreten Fragen gestellt, die in der Gemeinde von Korinth wichtig waren. Paulus sollte ihnen seine Meinung dazu schreiben. Im zweiten Teil des 1. Korintherbriefes, ab Kapitel 7 geht Paulus Punkt für Punkt auf diese verschiedenen Anfragen aus Korinth ein.

Die erste Frage: „Paulus, sag einmal, darf man eigentlich als Christ überhaupt heiraten?“ Das klingt für uns merkwürdig, aber dahinter steckt Folgendes: Es hat offenbar damals in Korinth, beeinflusst von der griechischen Philosophie, eine Auffassung gegeben: Der Leib eines Menschen ist minderwertig, sogar sündhaft. Und was mit dem Leib eines Menschen zu tun hat, damit haben wir am besten nichts „am Hut“. Das Eigentliche des Menschen ist die Seele oder der Geist des Menschen. Der Leib ist gleichsam nur wie ein Gefängnis für den Geist und für die Seele.  

Wenn nun Ehe und Sexualität etwas mit dem Leib des Menschen zu tun haben, dann kann man eigentlich Gott nur nachfolgen, wenn man unverheiratet ist. „Paulus, du bist doch auch nicht verheiratet; Jesus hat nicht geheiratet.“ Schließlich zog man in Korinth offenbar daraus die Konsequenz: Heiraten ist für einen Christen ist Sünde. „Paulus, was sagst du dazu?“

 

Nun können wir heute darüber über eine solche Einstellung abfällig urteilen. Aber so ganz fremd ist uns dieses Denken bis heute auch nicht. Zum einen hat es diese Tendenzen der Leibfeindlichkeit in der Kirche bis in unsere Tage hinein noch gegeben. Das kann man nicht verleugnen. Zum anderen: Auch dieses Denken: Wenn du verheiratet bist, dann bist du ein Christ zweiter Klasse gegenüber denen, die den Zölibat oder die Ehelosigkeit leben. Dieses Denken steckt ganz tief in uns drin. Wie oft habe ich das gehört, dass junge Leute gesagt haben: „Wenn ich wirklich Jesus nachfolgen will, dann muss ich entweder Priester werden oder ins Kloster gehen.“

Ein ganz anderer Bereich: Mehr als einmal ist mir von älteren Leuten gesagt worden: „Ist das eigentlich in Ordnung, dass verheiratete Männer und Frauen die Kommunion austeilen? Sind die wohl würdig dafür?“ Bei Ordensschwestern etwa ist das kein Thema, aber verheiratete Männer und Frauen, sind die wohl würdig? Unterschwellig kommt diese Frage irgendwo immer wieder raus.

Was schreibt Paulus dazu? Paulus gibt eine lange Antwort die ich nur in Kürze wiedergeben kann. Er schreibt: Es gibt gute Gründe, unverheiratet zu sein.

Es gibt auch heute gute Gründe für den Zölibat, auch wenn der immer runter gemacht wird. Aber Paulus sagt: „Die Ehe ist eine Gnadengabe Gottes, ist ein Gnadengeschenk Gottes an einen Menschen. Genau so wie auch die Ehelosigkeit eine Gnadengabe Gottes ist.“ Damit steht eindeutig fest: Man kann nicht zwei Gnadengaben Gottes gegeneinander ausspielen, als wäre mehr das eine und das andere weniger. Jedes hat von Gott her seine Würde bekommen, der eine so und der andere so. Es gibt nicht Christen erster Klasse und Christen zweiter Klasse, sondern man kann in jedem Lebensstand, ob als Verheirateter oder als Unverheirateter, Christus in gleicher Weise nachfolgen, und Gott mit genau so großer Intensität dienen.

Natürlich gibt es auch das Umgekehrte: Du kannst als Verheirateter oder als Unverheirateter ein lauer Christ sein. Davor schützt das Unverheiratetsein an sich überhaupt nicht. Es ist ganz sicher: Die Ehe, genauso wie die Ehelosigkeit, haben vor Gott eine große Würde bekommen. Sie sind beide ein Gnadengeschenk Gottes, und daher darf man sie nicht gegeneinander ausspielen.

 

Aber dann, nachdem Paulus das so eindeutig festgestellt hat, schreibt er doch direkt im Anschluss daran einige Sätze, und die haben wir heute als Lesung gehört, die uns doch sehr merkwürdig vorkommen: „Daher soll, wer eine Frau hat, sich in Zukunft so verhalten, als habe er keine.“ Was meint er damit? Sollen jetzt alle Eheleute eine ‚Josefsehe’ führen? Oder was ist damit gemeint?

Wenn man etwas tiefer bohrt, dann kommen wir hier an eine ganz wichtige Frage, die für unsere menschliche und christliche Existenz wichtig ist. Es geht um folgendes: Die Ehe, meint Paulus, ist gut. Einen Ehepartner zu haben, ist etwas Schönes und Gutes, etwas Erfüllendes. Aber die Ehe gehört zu dieser Weltzeit, und daher wird diese ganze Institution Ehe vergehen. „Die Gestalt dieser Welt vergeht“, schreibt Paulus.

Das wird schon deutlich, wenn ein Paar vor dem Altar den Bund der Ehe schließt. Da heißt es im Eheversprechen: „Ich will dich lieben, bis der Tod uns scheidet.“ Die glücklichste Ehe wird durch den Tod geschieden; da kannst du den geliebten Menschen nicht festhalten. Und weil die Gestalt dieser Welt vergeht, und weil damit auch die Ehe etwas Vergängliches ist, liegt die letzte und tiefste Erfüllung eines Menschen nicht in der Ehe. Wer in der Ehe die letzte und tiefste Erfüllung des Menschen sucht, der ist auf einem Irrweg. Paulus will uns sagen: Denk immer daran, wenn du in einer erfüllten Ehe lebst, wenn du einen Partner hast, mit dem du glücklich bist, denk immer daran: Es gibt noch mehr. Wenn du hier, in einer Ehe, das Letzte suchst, dann suchst du es an der falschen Stelle.

 

Das gilt nicht nur für die Ehe. Paulus nennt noch einige andere Beispiele. Er schreibt: „Wer weint, der soll sich in Zukunft so verhalten, als weine er nicht.“ Weinen können, trauern können, ist etwas Großes und Gutes. Wer nie über einen anderen Menschen getrauert hat, wer nicht geweint hat, wenn er ihn verloren hat, der hat ihn wahrscheinlich nie geliebt.

Es gibt aber auch eine Trauer, die ist im Tiefsten unchristlich, eine Trauer, wo man sich mit dieser Trauer total einschließt. Da geht einer in seiner Trauer total auf; und diese Trauer hat auch keine Hoffnungsperspektive nach vorne hin mehr. Da möchte man am liebsten mit dem Leben Schluss machen, eben weil man sich in einer solchen Trauer verschließt. Auf einmal wird man von dieser Trauer gebunden und gefangen gehalten, und dann merkt man, dass solche Trauer ist zerstörerisch ist, und nicht Erfüllung ist. Darum ist auch Trauern eine relative Sache, und man darf darin nicht ganz aufgehen. Es gibt eine ganze Reihe von Menschen, die ich kennen gelernt habe, die an ihrer Trauer menschlich kaputt gegangen sind.

Es gilt aber auch hier das Umgekehrte. Paulus sagt hier weiter: „Wer sich freut, der soll in Zukunft leben, als freue er sich nicht.“ Das bedeutet nicht, dass uns jetzt die Freude madig gemacht wird. Ganz im Gegenteil. Wir haben schließlich als Christen eine Frohe Botschaft zu verkünden. Du kannst in dieser Welt alle Freuden genießen nach dem Willen Gottes, das ist gut. Und trotzdem gilt:  Du findest die letzte Erfüllung nicht in allen Freuden dieser Welt. Du wirst immer spüren, dass in dir ein Hunger ist, eine Sehnsucht nach mehr. Diese Sehnsucht wird durch noch so große Freude in dieser Welt nicht gestillt.

 

Paulus schreibt weiter – das geht uns heute sehr an: „Wer kauft, der soll in Zukunft sich so verhalten, als würde er nicht Eigentümer.“ Darin liegt heute eine große Not. Viele Menschen suchen heute die Erfüllung ihres Lebens im Kaufen. Das fängt an bei einem Einkaufsbummel, und hört damit auf, dass man alle Sonderangebote ausnutzt, ob man sie braucht oder nicht. Wichtig ist, dass man bei einem Sonderangebot zugeschlagen hat. Und dann meint man die Erfüllung des Lebens gefunden zu haben, weil man möglichst viele Dinge möglichst preiswert gekauft hat.

Das geht nicht. Kaufen ist eine gute Sache, ist notwendig und gut. Aber wer meint, dass darin die Erfüllung liegt, der wird merken, dass er Schiffbruch erleidet.

 

Und so fasst Paulus das Ganze zusammen: Wer sich diese Welt zu Nutze macht – ja, wir sollen uns diese Welt zu Nutze machen, mit aller Trauer, mit allem Glück, mit aller Freude, auch mit der Kauflust, wir sollen uns diese Welt zu Nutze machen. Aber ein solcher Mensch soll sich so verhalten, als nutze er sie nicht voll aus. In all dem liegt nicht die letzte Erfüllung unseres Lebens.

 

Ist das jetzt ein pessimistisches Denken, eine pessimistische Grundhaltung? Auf diesen Gedanken könnte man kommen. Aber dem ist nicht so. Wenn man diese ganze Frage einmal von hinten her aufzäumt, dann wird man merken, welche Fülle darin liegt. Dann landen wir nämlich bei einem Wort Jesu aus der Bergpredigt, wo Jesus gesagt hat: „Sucht ihr zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit. Und alles andere wird euch dazugegeben werden“: Glück in der Ehe, Kauflust, Freude, Trauer … Alles, was unser Leben ausmacht, wird euch dazugegeben werden. Das heißt mit anderen Worten: Die persönliche Bindung an Jesus Christus und an den Willen des Vaters muss die Mitte sein. Und wenn das meine Mitte ist, dann bekommt von dieser Mitte her alles einen neuen Sinn: Lebenspartner, Kaufen, Freude, Leid, alles bekommt einen ganz neuen Stellenwert. Und ich merke auf einmal: Dort finde ich die letzte Erfüllung meines Lebens.

 

Im Philipperbrief hat Paulus einmal einen in dieser Hinsicht entscheidenden Satz geschrieben: „Das Leben (d.h. der Lebensinhalt) ist für mich Christus; das Sterben ist für mich Gewinn.“ Normalerweise ist das so: Beim Sterben nimmst du nichts mit, nicht einmal einen geliebten Menschen. Da verlierst du alles, was den Lebensinhalt ausmacht. Aber in dem Augenblick, wo dein tiefster Lebensinhalt die persönliche Beziehung zur Jesus Christus ist, da gewinnst du im Sterben noch etwas dazu. Denn im Sterben wirst du Jesus in einer viel tieferen und größeren Weise begegnen, als du es hier in diesem Leben jemals konntest. Dann ist das Sterben wirklich Gewinn.

Und das gilt nicht nur für das Sterben, das gilt auch für unser irdisches Leben: Alles Glück dieser Welt bekommt seine letzte Tiefe dadurch, dass ich mich an Jesus Christus und an den Willen des Vaters gebunden habe.

 

Die heilige Theresa von Avila, eine ganz große Frau in der Kirchengeschichte, die Frau, die als erste in der katholischen Kirche den Titel ‚Kirchenlehrerin’ bekommen hat, die hat das einmal ganz knapp auf den Punkt gebracht. Sie hat gesagt gleichsam als Fazit ihres gesamten Lebens: „Wer Gott besitzt, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.“ Theresa von Avila war Spanierin. Und wenn man diesen Satz auf Spanisch hört, dann klingt das noch viel drastischer: „Solo dios. Basta!“  Amen.

 

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Predigttext:        Mk 1,14-20

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Der Ruf Jesu in die Nachfolge ist ganz kurz und präzise: „Folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen“. Das ist Berufung, ganz kurz. Und darum will ich heute auch nur eine ganz kurze Predigt dazu halten. Ich möchte Ihnen einfach ein kleines Bild beschreiben; und dieses Bild drückt im tiefsten aus, was christliche Existenz ist und was christliche Berufung ist.

 

Stell Dir einmal vor, Du stehst mit einigen anderen Leuten mitten im dichtesten Urwald auf einer kleinen Lichtung. Du weißt ganz genau: irgendwo am Ende des Urwaldes ist die Erfüllung des Lebens oder wie wir Christen sagen, das ewige Leben, die Vollendung. Aber Du weißt nicht wo. Du weißt nicht, in welche Richtung Du einen Weg einschlagen musst. Du hast eine Axt in der Hand, aber der Urwald ist so furchtbar dicht, dass Du gar nicht anfängst zu schlagen, weil Du Sorge hast, dass Deine Kraft ja doch zu klein ist.

Nun kommt auf diese Lichtung ein Mohammedaner und sagt zu Dir: Wenn Du in diese Richtung schlägst, dann kommst Du im ewigen Leben an; ich weiß die Richtung.

Dann kommt ein Hinduist und sagt:  Du musst in diese Richtung schlagen, dann kommst Du im ewigen Leben an.

Als drittes kommt ein Buddhist und zeigt Dir eine dritte Richtung: Wenn Du in diese Richtung schlägst, dann kommst Du im ewigen Leben an.

Jeder gibt die Richtung an für das ewige Leben. Aber der Urwald ist halt so undurchdringlich.

 

Und dann kommt Jesus Christus auf diese Lichtung gestiegen. Er sieht Dich da stehen und die anderen Menschen, und er sagt: Ich weiß den Weg. Aber das ist ja gar nicht Dein Problem. Dein Problem ist, dass Du nicht genügend Kraft hast, Dir den Weg frei zu schlagen.

Ich mach Dir einmal einen Vorschlag: „Du gibst mir jetzt Deine Axt.“ Er streckt seine Hand aus. Aber die Axt ist das einzige Werkzeug, das Du hast; und die sollst Du jetzt aus der Hand geben? Jesus sagt: Bitte gib mir Deine Axt. Ich schlag den Weg frei für Dich ins ewige Leben. Und weißt Du, was Du tun kannst? Du kannst hinter mir her kommen. Folge mir nach.“

Der Mann gibt seine Axt aus der Hand, und Jesus fängt, an Schritt für Schritt durch den Urwald den Weg frei zu schlagen. Und was macht der Mann? Er läuft einfach hinterher, so wie Jesus gesagt hatte: Folge mir nach. Nach einiger Zeit wird dem Mann das zu dumm. Er klopft von hinten Jesus auf die Schulter und sagt: „Jesus sag mal, hast du für mich nichts zu tun? (Wir wollen ja immer was tun.) Hast Du nichts für mich zu tun? Soll das alles sein: einfach nur hinter dir her laufen, einfach dir nachfolgen.

Dann dreht sich Jesus um und sagt zu ihm: „Ja, du hast recht. Eigentlich läufst du ganz nutzlos hinter mir her. Aber was machen wir denn mit dir? Eins ist ganz klar, wenn ich deine Muskeln anschaue: Schlagen kannst du nicht. Dazu hast du nicht genug Kraft. Aber was könntest du denn tun? Aber ich weiß, was du tun kannst: Du gehst jetzt zurück auf die Lichtung, und dann sagst den anderen Leuten: „Der Weg ist frei. Kommt doch mit!“

 

Das ist christliche Existenz, das ist Nachfolge: Jesus schlägt den Weg frei, Jesus ist nicht der Wegweiser, sondern Jesus sagt: „Ich bin der Weg“. Folge mir nach! Und dann geh hin, um die anderen Menschen zu gewinnen, diesen Weg, den Jesus frei gemacht hat, mitzugehen.

„Folge mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Und dann die anderen für Jesus gewinnen, damit wir alle ankommen.   Amen.

 

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