Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

Gründonnerstag C
Home Nach oben

Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

Alle Predigten dieser Homepage dürfen für die Verkündigung benutzt werden.

Eine Veröffentlichung schriftlich oder auf Tonträgern ist nicht erlaubt.

Über Predigten auf Kassetten informieren Sie sich

unter dem Stichwort Kassettendienst .

siehe auch unter:  Gründonnerstag A  und  Gründonnerstag B

Predigt zur 2. Lesung:   1 Kor 11,23-26

Predigttext:  1 Kor 11,23-26

Predigt im MP3 Format

 

          Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder!

  Hier auf dem Altar steht heute in einer schlanken Vase eine Rose, eine einzelne, langstielige, dunkelrote Rose. So eine Rose ist zunächst einmal ein ganz alltägliches botanisches Gewächs. Sie hat den botanischen Namen ‚rosa ilseta’. Sie hat einen langen Stiel mit vielen Stacheln. (Ich habe gelesen, dass Rosen keine Dornen haben, sondern Stacheln.) Am Stiel wachsen Blätter und oben dunkelrote Blütenblätter. Den ganzen Sommer über bis in den späten Herbst wachsen solche Rosen in vielen Gärten. Eigentlich ist so eine Rose ein ganz gewöhnliches Gewächs.

  Aber dann nimmt ein junger Mann so eine langstielige rote Rose, so ein ganz alltägliches Gewächs, und schenkt sie einem Mädchen. Jedes Mädchen weiß sofort, was der junge Mann ihr damit sagen will: „Ich liebe dich.“ Das ist im buchstäblichen Sinn ‚durch die Blume gesprochen’.

Im Deutschen sagen wir ja oft auch gar nicht: ‚Er schenkt die Rose einem Mädchen’, wir sagen statt dessen oft: ‚Er macht dem Mädchen die Rose zum Geschenk.’ Der junge Mann macht aus dieser Rose, aus diesem botanischen Gewächs, etwas anderes: ein sichtbares Zeichen seiner Liebe.

Rein äußerlich betrachtet hat sich an dieser Rose nichts verändert. Der gleiche Stiel mit den Stacheln, die gleichen Blätter, die gleiche Blüte ... Und doch ist aus diesem botanischen Gewächs Rose etwas anderes geworden. Wenn das Mädchen dieses Geschenk, diese Rose annimmt, dann ist diese Rose eben nicht mehr nur ein botanisches Gewächs. Sie ist Ausdruck einer Beziehung geworden zwischen dem jungen Mann und der jungen Frau. Zwischen diesen beiden Menschen ist etwas anderes geworden: eine Beziehung der Liebe. Und die findet hier ihren Ausdruck. Er macht seiner Freundin die Rose zum Geschenk.

 

Da sitzt Jesus einen Tag vor seinem Sterben mit seinen Jüngern zusammen im Abendmahlssaal. Er weiß, dass dies sein letzter Abend ist. Sie halten miteinander das Paschamahl, wie es alle Juden an diesem Abend tun zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten.

Da nimmt Jesus beim Mahl einen Fladen Brot, einen ganz gewöhnlichen Fladen Brot. Er bricht dieses Brot, gibt jedem seiner Jünger ein Stück davon und sagt dabei: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.

Es ist ein ganz gewöhnlicher Fladen Brot. Aber Jesus macht daraus etwas anderes: ein sichtbares Zeichen seiner Hingabe und seiner Gegenwart: ‚Mein Leib, der für euch hingegeben wird.’ Natürlich kann man sagen: Das ist doch Brot, schmeckt wie Brot, krümelt wie Brot ...  Wieso soll das der Leib Christi sein?

Aber genau so konnte man bei der Rose sagen: Hat Blätter wie eine Rose, hat Stacheln wie eine Rose, hat eine Blüte wie eine Rose ...

Die Beziehung, die Jesus stiftet, ist es, die etwas anderes daraus macht. Der Bericht des Johannes über die Szene im Abendmahlssaal beginnt mit den Worten: „Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung.“ Das gebrochene Brot ist ein sichtbarer Ausdruck seiner Liebe, seiner Hingabe; er selbst ist in diesem Brot gegenwärtig.

Als Jesus einen Tag später am Kreuz stirbt, da war von den Jüngern außer Johannes keiner dabei. Aber als sie dann die Nachricht hören: Er ist am Kreuz gestorben; sein Leib ist am Kreuz geradezu zerbrochen worden, ob sie sich da vielleicht an das Wort Jesu im Abendmahlssaal erinnert haben: Das ist mein Leib, hingegeben für euch.

  „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, trug Jesus den Jüngern auf.

Seit diesem Abendmahl haben sich die Jünger immer wieder zum ‚Brotbrechen’ versammelt. In jeder heiligen Messe tun wir das, was Jesus getan hat. In jeder heiligen Messe bricht der Priester das Brot: ‚Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.’ Und wenn wir dann in der Kommunion diese Hostie, dieses Stückchen Brot, seinen Leib empfangen und unser ‚Amen’ dazu sagen, dann treten wir ein in diese Liebesbeziehung die Jesus gestiftet hat.

Liebe hat mit Leiden zu tun. Wir sagen in der Umgangssprache oft: ‚Ich mag dich leiden’, statt ‚ich liebe dich’. Wer wirklich liebt, ist bereit Leiden auf sich zu nehmen für den Anderen. Das wird im Tiefsten deutlich in dem Zusammenhang von Abendmahl am Gründonnerstag und Leidensweg am Karfreitag.

Aber wenn wir in der Kommunion eintreten in die Liebesbeziehung, die Jesus in diesem Mahl gestiftet hat, dann gilt auch ein anderes: Liebende haben Zeit für einander. Darum hat die Kirche es so eingerichtet, dass nach der Abendmahlsfeier am Gründonnerstag, für jeden noch in Betstunden und Nachtwachen Gelegenheit ist, sich Zeit zu nehmen für die Begegnung mit ihm, dem Liebenden. Es geht da nicht nur um eine Betstunde, es geht um Begegnung. Amen.

 

Zurück zum Seitenanfang