Pfarrer Karl Sendker

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Thematische Predigt:   Barabbas - Sein Kreuz ist mein Kreuz

Barabbas - Sein Kreuz ist mein Kreuz

 

Predigt im MP3 Format

 

In Jerusalem im Gefängnis sitzt ein junger Gefangener. Er war Straßenräuber und Mörder. Er war beinahe das, was man heute Terrorist nennt. Die Soldaten hatten ihn gefangen. Er war verurteilt: Todesstrafe durch Kreuzigung. Jetzt sitzt er in seiner Gefängniszelle auf dem Boden und wartet jeden Tag darauf, dass man ihn holt. Sein Name ist Barabbas.

Es war Freitagmittag; da hört er, wie draußen auf dem Gang ein Gefängniswärter mit seinem großen Schlüsselbund klappert und den Schlüssel in die Zellentür steckt. Die Tür geht auf:

„Bist du Barabbas?“

„Ja!“

„Dann pack deine Sachen und hau ab. Du kannst gehen!“

„Aber ich bin doch Barabbas. Ich soll doch gekreuzigt werden. Du willst doch nicht jetzt noch Scherze mit mir machen. Du musst dich vertan haben.“

„Wenn du Barabbas bist, dann pack deine Klamotten und geh! Du bist freigelassen.“

„Ja, aber warum denn? Ich bin doch rechtskräftig verurteilt.“

„Interessiert mich nicht. Ich habe Befehl, dich freizulassen. Geh!“

In aller Eile packt Barabbas seine wenigen Sachen zusammen; und ehe er lange überlegen kann, steht er draußen vor dem Gefängnistor auf der Straße.

Auf der Straße draußen ist ein großer Menschenauflauf. Hunderte, ja vielleicht Tausende laufen johlend durch die Gassen zum Stadttor. Barabbas kann sich fast nicht wehren. Er muss einfach mitlaufen. Draußen vor dem Stadttor liegt ein kleiner Hügel. Er war oben ganz kahl, wie ein Totenschädel. Darum hieß dieser Hügel in Jerusalem nur ‚Schädelstätte’. Da oben fanden immer die Kreuzigungen statt. Jetzt strömte die Menschenmenge zur Schädelstätte, und Barabbas ließ sich einfach in der Menge mitziehen.

Oben standen drei Kreuze. Die Menschenmenge traute sich nicht, bis unter die Kreuze zu gehen. Sie hatten Angst vor den römischen Soldaten. Aber Barabbas stand unter den drei Kreuzen und schaute hinauf.

Zuerst schaute er den rechten Gekreuzigten an. „Ja“, brummte er vor sich hin, „der war auch dabei als wir beim Straßenraub erwischt wurden. Jetzt hängt er da.“ Da schaut er auf das linke Kreuz: „Den kenn ich auch. Der hat mit uns gemeinsame Sache gemacht. Jetzt muss er büßen.“

Dann schaut er den in der Mitte an. Er schaut ihn lange an. „Den kenn ich gar nicht.“ Er fragt einen, der da auch unter den Kreuzen steht: „Wer ist denn der in der Mitte?“

„Das ist Jesus von Nazareth.“

„Und warum hängt der da am Kreuz? Was hat der den verbrochen?“

„Verbrochen hat der eigentlich nichts. Pilatus, der Statthalter hat bei der Verhandlung ausdrücklich gesagt: Ich finde keine Schuld an ihm“.

„Und warum haben sie ihn dann gekreuzigt, wenn er nichts getan hat?“

Da schaut ihn der Mann an und sagt: „Warst du denn nicht eben bei der Verhandlung im Palast des Pilatus? Pilatus wollte ihn freilassen, weil er nichts getan hatte. Aber die ganze Menge hat geschrieen: ‚Barabbas freilassen! Jesus ans Kreuz’ Sie haben so lange geschrieen, bis Pilatus ihrem Geschrei nachgegeben hat. Darum hängt der hier.“

Da schossen dem Räuber und Mörder Barabbas die Tränen in die Augen. Er schaute lange zum Kreuz in der Mitte hoch. Es war ihm völlig klar: Das Kreuz in der Mitte war eigentlich das Kreuz für mich. Wenn der nicht da hängen würde, dann würde ich jetzt da hängen. Sein Kreuz ist mein Kreuz.

 

Es ist gut, wenn wir Menschen uns unter das Kreuz Jesu stellen, zu ihm dem Gekreuzigten aufschauen und dann entdecken: Sein Kreuz ist mein Kreuz. Vielleicht lernen wir dann wieder neu die Liedstrophe singen:

 

 Was du, Herr, hast erduldet, ist alles meine Last.

Ich, ich hab es verschuldet, was du getragen hast.

Schau her, hier steh ich Armer, der Zorn verdienet hat.

Gib mir, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad.

(Gotteslob Nr. 179,4)

 

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