Pfarrer Karl Sendker

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siehe auch:   Karfreitag A

Predigt zu Joh 19,30  "Es ist vollbracht"

Predigttext:      Joh 19,30  „Es ist vollbracht“

 

Predigt im MP3 Format

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das letzte Wort eines geliebten Menschen hat für uns immer ein besonderes Gewicht.

Das letzte Wort Jesu nach dem Johannesevangelium heißt: „Es ist vollbracht.“

Das war nicht ein Ruf der Verzweiflung: „Es ist vollbracht,. Gott sei Dank, dass jetzt alles vorbei ist.“ Nein, es ist vielmehr ein Schrei des Triumphes über die ganze Schöpfung: „Die Erlösung ist vollbracht.“

Ganz am Anfang der Bibel, als von der Schöpfung erzählt wird, steht dieses Wort auch schon: „Es ist vollbracht.“ Da heißt es am siebten Tag: „Gott sah alles, was er vollbracht hatte.“ Und seine ganze Schöpfung, alles was er vollbracht hatte, bekommt das Prädikat: „Siehe, es war sehr gut.“

Aber dieses „Siehe es war sehr gut“ hatte nicht lange angehalten. Durch die Sünde des Menschen, durch seinen Ungehorsam, kam ein Riss in diese Schöpfung.

 

Aber nun, am Karfreitag in Jerusalem ruft Gott durch seinen sterbenden Sohn noch einmal über diese Schöpfung: „Es ist vollbracht“, die Erlösung ist vollbracht.

Jesus ruft dieses Wort „Es ist vollbracht!“ zu einer spöttischen Menge, die unter dem Kreuz steht und ihm voller Häme entgegen schreit: „Steig doch herab vom Kreuz, dann wollen wir auch an dich glauben, dass du der Sohn Gottes bist.“ Und Jesus sagt dieses Wort „Es ist vollbracht!“ über allen Spott der Menschen bis auf den heutigen Tag. Sei es an Stammtischen, sei es in Zeitschriften, in Filmen, über alle Häme, die über Gott ausgegossen wird, sagt Jesus: „Es ist vollbracht!“ Und dieser Ruf bedeutet: Die Liebe, die vergebende Liebe Gottes triumphiert über allen Spott dieser Welt.

 

„Es ist vollbracht!“ Dieses Wort ruft Jesus über die römischen Soldaten, die gelangweilt unter dem Kreuz sitzen und um die Kleider Jesu würfeln. Was interessiert die schon eine Kreuzigung. Kreuzigungen gab es im römischen Reich zu Hunderten; das war für die Soldaten Alltagsgeschäft. Und Jesus ruft das Wort „Es ist vollbracht!“ über alle Menschen, die heute Gott links liegen lassen, die gelangweilt an ihm vorbeigehen. Die Leute, die sagen: Wir brauchen doch Gott nicht. Gott ist etwas für die alten Leute und die Dummen, doch nicht für uns. Aber diese Heiden, repräsentiert in dem römischen Hauptmann, kommen beim Sterben Jesu zu der Erkenntnis: „Wahrhaftig, das ist Gottes Sohn.“

 

„Es ist vollbracht!“ Dieses Wort ruft Jesus über die gesetzestreuen Juden, die da unter dem Kreuz stehen, die immer geglaubt haben: Wir müssen uns den Himmel verdienen durch Gesetzeserfüllung, dadurch dass wir die Gebote halten, dass wir möglichst viel tun. Und Jesus ruft dieses Wort „Es ist vollbracht!“ über uns Christen heute, über uns Katholiken, die immer mit der Frage im Herzen herumgehen: „Hab ich wohl genug getan, dass ich in den Himmel komme?“ Und Jesus sagt ihnen mit diesem Wort: Ich habe deine Erlösung vollbracht. Du brauchst dich nicht selbst zu erlösen. Was dich rettet, habe ich für dich getan. Deine Erlösung ist vollbracht! Du darfst sie einfach annehmen.

 

„Es ist vollbracht!“ Dieses Wort ruft Jesus auch über seine Jünger, die abgehauen sind. Außer Johannes hat keiner den Mut gehabt, mit unter das Kreuz zu gehen. Sie sind alle geflohen. Und dieser Ruf Jesu „Es ist vollbracht!“ der gilt den vielen Menschen heute, die einmal einen Weg mit Jesus angefangen haben, und die dann wieder weggegangen sind. Die nicht die Kraft gehabt haben, zu ihm zu stehen, wenn es Leiden bedeutete. Und der Ruf Jesu bedeutet für diese Menschen: „Wenn ihr untreu seid, ich bleibe euch treu.“

 

„Es ist vollbracht!“ Dieses Wort ruft Jesus auch seiner Mutter zu und den Frauen, die mit Maria unter dem Kreuz stehen. Gebeugt von Leid und Gram, mit Tränen in den Augen, stehen sie unter dem Kreuz. Und Jesus ruft dieses Wort „Es ist vollbracht!“ heute über eine Welt, die gekennzeichnet ist von Krieg, von Leid und Gram. Und er ruft es über alle Tränen, die heute von Menschen vergossen werden. Und dieses Wort bedeutet: Eure Tränen werden verwandelt in Jubel. „Ihr habt jetzt Traurigkeit“, sagt Jesus, „aber ich will euch wieder sehen, und euer Herz wird sich freuen.“ Jede Träne, die heute geweint wird, wird abgewischt. Am Ende steht Ostern, der Jubel und nicht das Grauen des Kreuzes und des Leides.

 

„Es ist vollbracht!“ Das ruft Jesus auch dem Verbrecher zu, der neben ihm am Kreuz hängt. Der kann nichts wieder gut machen. Er war rechtskräftig wegen Straßenraub und Mord verurteilt. Und Jesus ruft „Es ist vollbracht!“ über alle Grausamkeit, die es heute in der Welt gibt, über alle Verbrechen und über alle Sünde die heute in unserer Welt begangen wird. Und dieses Wort Jesu bedeutet: „Ich habe gesühnt für euch. Die Strafe liegt auf mir“, wie wir es eben in der Lesung aus dem Propheten Jesaja gehört haben. Die Strafe habe ich auf mich genommen, damit ihr Frieden habt mit Gott.

Und hier, als Jesus das dem Verbrecher zusagt, da wird zum ersten Mal deutlich, was dieser Ruf „Es ist vollbracht!“ im Tiefsten bedeutet. Da wendet sich dieser Schächer buchstäblich in letzter Minute so unbeholfen, wie er nur kann, an Jesus und sagt: „Denk an mich, wenn du mit deiner Königsherrschaft kommst.“ Und dann sagt Jesus ihm ohne Wenn und Aber: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Es ist merkwürdig, Jesus sagt nicht zu ihm: Heute noch wirst du mit mir im Himmel sein, oder in meiner Königsherrschaft sein. Nein, Jesus sagt: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Da wird ein großer Bogen geschlagen wiederum an den Anfang der Bibel, an dieses Lied von der Schöpfung, als Gott über die Schöpfung gesagt hat: „Siehe, es war sehr gut.“ Und über diesen Menschen, dessen Leben total verkorkst ist, der wegen eines Kapitalverbrechens am Kreuz hängt, schreibt Gott das Urteil: „Dein Leben ist sehr gut.“

Wenn dieser Verbrecher wenige Augenblicke später vor dem Richterstuhl Gottes steht, dann sieht Gott das ganze verkorkste Leben dieses Menschen, und gleichzeitig hört er den Ruf Jesu: „Es ist vollbracht!“ Und darum steht über diesem Leben: Es ist sehr gut.

 

Wenn du möchtest, dass über deinem Leben auch einmal steht: „sehr gut“ in den Augen Gottes, über deinem Leben, das ja auch oft geprägt ist von Gewalt, von Halbherzigkeit, von Lauheit, von Gemeinheit gegeneinander, von Hass. Wenn du möchtest, dass Gott über dein Leben schreibt: „Sehr gut!“, dann schau heute auf zu dem Mann mit der Dornenkrone. Schau ihn dir genau an.

Wenn wir gleich zur Kreuzverehrung nach vorne kommen und ihn mit einer Kniebeuge verehren, oder mit einer Verneigung, dann schau dir diesen Jesus am Kreuz an. Und dann sag ihm: „Herr, ich brauche dich; sei mir Sünder gnädig.“ Oder so unbeholfen wie der Schächer: „Denk an mich; lass mich nicht im Stich.“

Und dann höre in deinem Herzen, wie er dir zuspricht: „Es ist vollbracht!“ Du bist erlöst; dein Leben ist sehr gut.  Amen.

 

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