Pfarrer Karl Sendker

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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Predigt zur. 2. Lesung:   Röm 8,14-17

Predigt zum Evangelium:   Joh 3,16-21

Predigttext:      Röm 8,14-17

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Wenn der Heilige Geist einen Menschen erfüllt, dann hat das im buchstäblichen Sinn Auswirkungen, und zwar nach zwei Seiten hin.

Auf der einen Seite bewirkt der Heilige Geist, dass solche Menschen auch gegen Widerstände mit Freimut und großer Unerschrockenheit das Wort Gottes verkünden. Das ist das eine.

Auf der anderen Seite bewirkt aber der Heilige Geist noch etwas, das viel zarter ist, viel persönlicher, das gleichsam intim ist. Davon redet der Apostel Paulus in dem Abschnitt aus dem Römerbrief, den wir eben als Lesung gehört haben.

Da heißt es: „Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes. Ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, der Geist, in dem wir rufen: Abba, lieber Vater. Und so bezeugt der Heilige Geist unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“

 

Wir reden heute so schnell davon, etwa in der Einleitung zum Vater unser: „Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es.“ Und wie oft beten wir in unserem Leben das Vater unser. Aber das bleibt alles nur äußerlich, wenn uns nicht der Heilige Geist in unserem Herzen die tiefste Gewissheit schenkt: Der Gott, zu dem wir auf- schauen dürfen, ist nicht ein Herrgott da oben. Er ist auch nicht der so genannte „liebe Gott“. Er ist auch nicht ein Gott, vor dem wir Angst haben müssten, so wie ein Sklave Angst vor seinen Herrn hat. Aus lauter Angst, dass man irgendetwas falsch macht, ... Nein, so nicht!

Dieser Gott, zu dem wir aufschauen dürfen, ist gleichsam unser Papa. Das hebräische Wort „Abba“, das Jesus gebraucht hat, ist gleichsam eine Koseform der Anrede Vater: „lieber Papa“.

Das ist es, was der Heilige Geist bewirkt, dass wir im tiefsten Herzen die Gewissheit haben: Wir haben im Himmel einen Vater, der für uns sorgt, in dessen Hand wir geborgen sind. Wir haben einen Vater, der sich um uns kümmert, dem wir nicht egal sind, der uns liebt. Ja wir haben einen Vater, der uns gerade dann trägt und hält, wenn wir in äußerste Not kommen, ja sogar dann, wenn es ans Sterben geht.

 

Wenn wir wissen wollen, wie Gott sich unser Verhältnis zu ihm als Vater gedacht hat, dann schau dir Jesus von Nazareth an: So intim, so persönlich, wie er mit dem Vater auf Du und Du war, so dürfen wir mit Gott auf Du und Du sein.

Und denk daran: das galt bei Jesus auch noch in der äußersten Qual, wo er am Kreuz verblutet ist. Wo er dann gerufen hat: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

In solche Situationen kommen wir ja auch.

Aber gleichzeitig vom Kreuz herab auch der Gebetsruf: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“

Ein Ausdruck der letzten, tiefsten Geborgenheit.

 

Dass man das weiß, und dass man daraus Freude schöpft, Zuversicht und Kraft, das bewirkt der Heilige Geist. Er bezeugt mit unserem Geist, dass wir Söhne und Töchter Gottes sind. Und wer das im Tiefsten verstanden hat, wem der Geist das offenbart hat, der kann dann auch mit großer Gelassenheit, mit großer Unerschrockenheit und Zuversicht zu den Menschen gehen und ihnen diese große Wirklichkeit bezeugen.

 

Aber noch etwas in diesem Zusammenhang. Das klingt in der Lesung fast wie ein Anhang: Wir sind Kinder Gottes, aber wir sind auch Erben.

Stell Dir einmal vor: Wenn der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika mich zum Erben einsetzt, dann bin ich ein reicher Mann. Aber hier spricht Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, dem alles gehört: Ich ernenne Dich zum Erben. So wie Jesus einmal im Johannes Evangelium sagt aus dem Mund des Vaters: Alles, was mein ist, ist dein.

In dieses Erbschaftsverhältnis sind wir als Söhne und Töchter Gottes mit hinein genommen. Die ganze Kraft, die ganze Herrlichkeit, die Gott zur Verfügung hat, die steht auch uns zur Verfügung. Paulus sagt an einer anderen Stelle einmal: Der Heilige Geist, den wir empfangen haben, ist gleichsam wie eine Anzahlung auf unser Erbteil, das uns einmal im Himmel ganz zuteil werden wird.

Ich hab schon manchmal in den letzten dreißig Jahren gedacht: Wenn die Anzahlung schon so toll ist, wie muss das erst im Himmel sein.

 

Aber dann stellt sich doch die Frage: Warum erfährt man so wenig davon in diesem Leben, dass wir Kinder Gottes sind, dass wir geborgen sind? Warum erfährt man so wenig von dieser Herrlichkeit, von dieser Kraft Gottes, die uns als Erbe zur Verfügung steht?

Da gibt uns der erste Satz der Lesung einen Hinweis. Da heißt es: „Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne und Töchter Gottes.“ Genauer müsste man sogar übersetzen: ... die sich vom Geist Gottes treiben lassen, bewegen lassen.

Tun wir das eigentlich?

 

Ich will es einmal in einem Bildwort sagen: Zur Zeit, als das neue Testament entstand, gab es auf dem Mittelmeer große Schiffe, Handelsschiffe und Kriegsschiffe. Wenn diese großen Schiffe bewegt werden sollten, mussten Sklaven unten im Schiffsbauch rudern; und das war Knochenarbeit. Das war der niedrigste Sklavendienst, zu dem Mann verurteilt werden konnte, auf einer Galeere rudern zu müssen. Und die meisten sind dabei verreckt.

Und dann kam irgendwann im Laufe der Geschichte einer auf Idee: Warum strengen wir uns eigentlich so sehr an, damit das Schiff durch Rudern vorwärts kommt? Warum nutzen wir nicht den Wind aus? Und dann hat man angefangen, ein Segeltuch aufzuspannen . Und auf einmal konnte man mit der Kraft des Windes das Schiff vorwärts treiben. Man brauchte nicht mehr die Galeerensklaven, die unten im Schiffsbauch Knochenarbeit leisteten und ruderten.

 

Das ist ein Bild für den Heiligen Geist. Er kommt ja nach der Apostelgeschichte mit Sturmesbrausen, das heißt, im Wind. In dem Augenblick wo ich die Kraft des Heiligen Geistes nutze, wo ich mich von ihm bewegen lasse, mich von ihm treiben lasse, da merke ich auf einmal, dass Christsein keine Knochenarbeit ist, sondern dass Christsein ganz entspannend sein kann.

Und wenn wir oft den Eindruck haben, dass Christsein so mühsam ist, dass es so viel Kraft kostet, so viel Überwindung, so viel Anstrengung, meist liegt das daran, dass wir noch mit eigener Kraft rudern, und dass wir uns nicht vom Heiligen Geist treiben lassen.

 

Ich will es wieder mit einem Bild ausdrücken: Der Wind ist da. Aber wenn ich kein Segel hoch ziehe, dann nützt mir der Wind immer noch nichts, dann muss ich selber rudern.

Oder wenn ich ein Segel aufgezogen habe, und will jetzt gegen den Wind segeln, das ist mühsam. Dann ist es vielleicht wieder Knochenarbeit.

Ohne Bild gesagt bedeutet das: Ich muss in meinem täglichen Leben als Christ, und wir müssen als Gemeinde Christi immer wieder hören, prüfen und fragen: Heiliger Geist, in welche Richtung willst du das Schilf meines Lebens treiben, in welche Richtung willst du das Schilf unserer Gemeinde bewegen? Und dann setzt das Segel, und du wirst merken, dass Christsein entspannend ist. Wenn du gegen den Wind angehen willst, dann bleibt dir nur das Rudern. Dann ist Christsein vielleicht furchtbar mühsam. Aber es ist eben dann auch ohne den Heiligen Geist gelebt.  Amen.

 

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