Pfarrer Karl Sendker  

 

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Weihnachten B
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Predigt zur 1. Lesung (am Tage):  Jes 52,7-10

Predigt zum Lied:  "Alle Jahre wieder kommt das Christuskind"    als Video    im mp3 Format

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Predigttext:      Jes 52,7-10  (am Tage)

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Ereignisse des Jahres 1989, wie dem Volk der damaligen DDR nach etwa einer fünfzigjährigen Zeit der Gefangenschaft, man könnte fast sagen der Sklaverei, die Freiheit verkündet wurde. Ich habe noch das Bild vor Augen, als der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher den Menschen die Ausreise verkündete. Er konnte seinen Satz nicht einmal zu Ende sagen. Das Stichwort Ausreise genügte schon, und es brach ein ohrenbetäubender Jubel los. Ich erinnere mich an die ungläubigen Gesichter. Man konnte es ja kaum fassen, als Günther Schabowski so beiläufig einen Zettel erhielt, dass die Berliner Mauer geöffnet wurde. Ich erinnere mich noch an die Bilder, wie die Menschen mit Hammer und Meißel auf der Berliner Mauer saßen und gejubelt haben: Die Mauer fällt. Es war fast so, wie es hier in unserer Lesung aus dem Propheten Jesaja steht: „Brecht in Jubel aus, jauchzt alle, ihr Trümmer Jerusalems.“ Diese Bilder von 1989 sprechen bis heute Bände.

 

Vielleicht kann man sich dann ein Stückchen vorstellen, in welcher Situation das Volk Israel damals war. Jahrzehnte waren sie in Gefangenschaft, deportiert nach Babylon. Sie mussten einer fremden Macht dienen, dem babylonischen Herrscher. Vielleicht können Sie ein Stückchen erahnen, was dann los ist, als ein Bote Verkündet: Das babylonische Reich ist gefallen. Der Perserkönig Cyrus hat das babylonische Reich erobert, er ist jetzt der Herr.

Und können Sie sich vorstellen, was im Volk Israel los war, als dann ein Bote kommt mit der Nachricht: Der Perserkönig Cyrus hat ein Edikt erlassen, dass das Volk Israel wieder zurückkehren darf nach Jerusalem. Die Gefangenschaft ist zu Ende.

Israel hat später mit Blick auf diese Zeit einen Psalm gedichtet. „Als der Herr die Gefangenschaft Zions wendete, da waren wir wie die Träumenden. Da war unsere Zunge voll Jubel und unser Mund voll Lachen.“ Wir konnten es überhaupt nicht fassen. Das steht auch hier hinter unsere Lesung: „Wie lieblich und wie willkommen sind die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und der Rettung verheißt, der zu Zion sagt: dein Gott ist König.“ Man konnte es nicht fassen, aber der Bote kam, der Freudenbote.

 

Freudenbote, dieses Wort im Griechischen ist das gleiche Wort, das wir mit Evangelist übersetzen. Ein Evangelist ist einer, der frohe Botschaft bringt, ein Freudenbote. Aber diese Botschaft, die der Freudenbote damals dem Volk Israel gebracht hat in der babylonischen Gefangenschaft, diese Botschaft geht viel tiefer als nur in der Ankündigung: Ihr dürft wieder zurück nach Jerusalem. Diese Botschaft heißt: „Dein Gott ist König!“ Das ist die frohe Botschaft: Dein Gott ist König. Das ist das Evangelium: Die Königsherrschaft Gottes ist angebrochen.

 

Alle, die ein bisschen in der Tradition des Neuen Testamentes zu Hause sind, merken: Das ist der gleiche Ruf, mit dem Jesus am Anfang des Markusevangeliums aufgetreten ist: „Die Zeit ist erfüllt, die Königsherrschaft Gottes ist angebrochen. Kehrt um und glaubt dem Evangelium, dieser frohen Botschaft.“ Das ist die frohe Kunde: „Dein Gott ist König.“

 

Wir müssen hier einmal einen großen Bogen spannen.

Ursprünglich hat das Volk Israel in der Gegenwart Gottes gelebt. Ihr Gott war König. Er hatte sie herausgeführt aus dem Sklavenhaus Ägypten, er hatte sie vierzig Jahre durch die Wüste geführt. Er war ihr König, und ihm waren sie bedingungslos gehorsam. Der Gehorsam zeigt sich auch darin, dass Gott die Führung hatte. Er führte sie bei der Wüstenwanderung durch eine Wolkensäule und eine Feuersäule aus Ägypten ins gelobte Land. Das Volk war der Führung Gottes bedingungslos gehorsam.

 

Aber dann als sie im gelobten Land waren, geschieht unter dem Propheten Samuel ein furchtbarer Bruch. Da haben die Israeliten zu Samuel gesagt: Wir möchten einen irdischen König haben wie die anderen Völker auch. Nicht mehr Gott soll unser König sein, sondern ein irdischer König soll uns anführen. Und dann kam noch ein kleiner, aber ganz verhängnisvoller Zusatz: „Wir möchten sein wie die anderen Völker auch.“

Israel hat damals einen irdischen König bekommen, der erste war Saul. Aber Israel ist auch in einer anderen Weise geworden wie die anderen Völker. Von dem Augenblick an fing Israel nach und nach an, Götzendienst zu treiben. Und das hat das Volk in den Ruin geführt. Das war der tiefste Grund, warum Gott zugelassen hatte dass sie in die babylonische Gefangenschaft mussten. Weil sie immer mehr sich von Gott abgewandt hatten, weil Gott nicht mehr König sein durfte, weil er nicht mehr das Sagen haben durfte.

 

Vielleicht kann man sich dann vorstellen, was dieser Ruf bewirkte, der hier im Alten Testament plötzlich ergeht: „Dein Gott ist König.“ In einer vordergründigen Weise war das natürlich so zu verstehen: Gott hat eingegriffen, und er hat bewirkt dass das Volk Israel wieder zurückkehren konnte, den Tempel wieder aufbauen konnte und Gott ehren konnte.

 

Aber wie so viele Botschaften beim Propheten Jesaja hat auch diese Botschaft noch eine Tiefendimension auf das Neue Testament hin. Ich habe eben schon gesagt: Jesus tritt mit der Botschaft auf: „Das Reich Gottes ist nahe.“ Das ‚Reich Gottes’ ist ein anderer Ausdruck für die ‚Königsherrschaft Gottes’. Die Königsherrschaft Gottes ist angebrochen.

Und im Leben Jesu werden die Zeichen der Königsherrschaft Gottes sichtbar. Jesus ist auf der einen Seite dem Vater bedingungslos gehorsam. Und auch ein zweites Zeichen der Königsherrschaft Gottes, das schon bei der Wüstenwanderung zu erkennen war, wird hier sichtbar im Leben Jesu: Zeichen und Wunder werden das Normale, nicht mehr das Außergewöhnliche. Was schon Jesaja angekündigt hatte: „Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Tote werden auferweckt“, all diese Zeichen der Königsherrschaft Gottes werden im Leben Jesu sichtbar. Er ist der Freudenbote, der ankündigt: „Der Herr unser Gott ist König.“

 

Wenn ich von hier aus noch einmal mit einem etwas wehmütigen Blick auf die Ereignisse seit 1989 schaue. Die Berliner Mauer ist gefallen, der eiserne Vorhang ist nicht mehr da. Aber die große Frage ist: Darf Gott König sein? Haben wir zugelassen, dass der Herr in unser Volk, in unser Land wieder zurückkommt. Oder bauen wir jetzt aufs neue eine Welt ohne Gott, wo wir Menschen das Sagen haben, und wo nicht mehr Gott das Sagen hat?

 

Dieser Anruf, diese Freudenbotschaft „Der Herr ist König“ ist auch ein Anruf an uns. Lasst ihn doch König sein. Das ist ein Anruf an unser Volk und an jeden Einzelnen. Lass Gott König sein, lass ihn das Sagen haben in deiner Welt.

Dann wirst du erleben, dass er mit starkem Arm eingreift, dass er tröstet, wo wir Trost notwendig haben. Und Trost besteht ja nicht darin, dass Gott ein paar tröstende Worte sagt. Sondern der Trost ist das mächtige Eingreifen Gottes in unsere Welt, die auch heute in vielerlei Hinsicht trostlos ist.

Damals, 1989 haben die Trümmer gleichsam gejubelt. Hoffentlich wird unser Volk nicht dahin kommen, dass wir aufs neue in Trümmern liegen, weil Gott nicht König sein darf bei uns.

 

Aber es hat keinen Zweck auf „die“ anderen zu schauen. Lass Gott in deinem Herzen König sein, und du wirst merken, dass der Jubel in deinem Herzen wächst. Du wirst merken, dass die Zeichen der Königsherrschaft Gottes: Liebe, Freude, Jubel, Anbetung und auch Zeichen und Wunder in deinem Leben geschehen. Und du wirst merken: „Alle Enden der Erde können das Heil Gottes schauen.“

 

In den Heiligen, den großen Gestalten des Glaubens ist das ja sichtbar geworden. Da ist für alle Menschen sichtbar geworden, wie das ist, wenn Gott wirklich König ist, wenn er das Sagen hat. Auch im Leben der großen Heiligen sind ja Zeichen und Wunder geschehen. Das ist gleichsam das normale für sie. Keiner kann heilig gesprochen werden, wenn nicht irgendwo ein Wunder in seinem Leben nachweisbar ist. Ja die Königsherrschaft Gottes wird in den Heiligen sichtbar. Aber die Heiligen sind ja nur die Spitze des Eisberges. Gott möchte in seinem ganzen Volk Herrscher sein, König sein, das Sagen haben, damit dann Friede wird.   Amen.

 

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Predigtthema:    Alle Jahre wieder kommt das Christuskind

Predigt als Video    Predigt im mp3 Format

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Es ist nur ein ganz schlichtes Weihnachtslied, und es ist schon über 170 Jahre alt. Ich meine nicht das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“. So eine Berühmtheit hat dieses schlichte Weihnachtslied nie erreicht. Es steht auch nicht bei uns im Gotteslob, im Gesangbuch der Kirche. Und doch kennen es fast alle, wenigstens die ersten beiden Strophen.

In diesem unscheinbaren Lied liegt eigentlich das ganze Geheimnis des Weihnachtsfestes. Und ich möchte fast sogar sagen: das ganze Geheimnis eines christlichen Lebens. Ich lese ihnen die drei kurzen Strophen dieses Liedes einmal vor; Sie werden es sofort wiedererkennen.

 

1. Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.

2. Kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus; geht auf allen Wegen mit uns ein und aus.

3. Ist auch mir zur Seite, still und unerkannt, dass es treu mich leite, an der lieben Hand.

 

Wir wollen uns von diesem schlichten Weihnachtslied heute einmal führen lassen in das Geheimnis des Weihnachtsfestes hinein.

 

Die erste Strophe beginnt: „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind.“

Weihnachten geht es nicht um irgendetwas. Es geht nicht um den Weihnachtsbaum oder um Geschenke. Da geht es auch nicht um eine Mozartmesse, nicht um einen festlich gestalteten Gottesdienst. Weihnachten geht es auch nicht in erster Linie um eine schön gestaltete Familienfeier um den Tannenbaum herum.

Nein, das Weihnachtsfest feiern wir, und das muss man heute vielleicht einmal deutlich sagen, weil Gott Mensch geworden ist. Das Christuskind ist zu uns auf die Erde gekommen. Das feiern wir am Weihnachtstag.

Wenn Gott kommt, dann kommt er nicht als starker Machthaber, auch nicht als einer, der uns droht und der Schrecken verbreitet. Sondern, wie heißt es in unserem Lied: „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind.“ Gott kommt als Kind auf diese Erde. Und ein Kind, ein kleiner Säugling ist ganz hilflos. Es ist total angewiesen auf jede Hilfeleistung von anderen Menschen. Allein kann so ein kleines Kind noch nichts. Und so kommt Gott in unsere Welt, angewiesen auf uns Menschen.

 

Aber auf der anderen Seite, wenn Gott als Kind in die Welt kommt - vermutlich haben alle von Ihnen schon einmal in eine Wiege hineingeschaut oder in einen Kinderwagen mit einem Kleinkind. Was ist das für ein Augenblick für die Eltern oder für die Großeltern, wenn so ein Säugling zum ersten Mal lacht. Und die Eltern oder die Großeltern oder diejenigen, die es anschauen, wenn es die zum ersten Mal richtig anlacht, das ist was Wunderbares. So kommt Gott in diese Welt, als einer, der uns anlacht. Mit einem Lächeln, das uns glücklich machen will. Und wenn ein Kind einen Menschen anlacht, das provoziert bei uns auch ein Strahlen, Freude und Lachen. So kommt Gott in diese Welt.

Aber vielleicht muss man in unserer Zeit heute dieses Bild noch ein bisschen ausweiten. Und jetzt sprengt das etwas den Rahmen, das weiß ich wohl. Sehen Sie, die große Not in unserer Gesellschaft heute in Westeuropa ist die Kinderlosigkeit. Das ist es, was unsere sozialen Systeme kaputt macht: Wir haben keine Kinder mehr. Ob das vielleicht auch ein Zeichen für uns ist, das wir Weihnachten feiern: Gott kommt als Kind in diese Welt, um uns Mut zu machen zum Kind.

Aber noch etwas steht in diesem ersten Satz: „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind.“ Es kommt interessanterweise nicht das Jesuskind. Wir sprechen ja Weihnachten immer vom Jesuskind in der Krippe im Stall. Nein, es kommt nicht das Jesuskind, sondern hier kommt das Christuskind. Das Jesuskind ist etwas niedliches, romantisches. Aber hier ist von Christus die Rede; und das griechische Wort Christus heißt im Hebräischen Messias. Hier kommt als Kind in diese Welt der große Gott, der angekündigt worden ist als der Retter, der Messias, der Erlöser.

Beides liegt in dem Geheimnis der Menschwerdung. Er kommt als kleines lächelndes Kind, und er kommt als der Messias, als der Christus, der diese Welt erlösen will. Wir dürfen dieses Bild vom Christuskind nicht total verniedlichen.

 

„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind, auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.“ Gott ist auf die Erde niedergekommen, Gott ist heruntergekommen vom Himmel auf diese Erde. Man könnte auch sagen, wir haben in Christus einen heruntergekommenen Gott. Auch in der doppelten Bedeutung: Wir haben ja im Deutschen die Redensart, dass wir von einem Menschen sagen: Der ist aber tief runtergekommen. Ja, Gott ist tief runtergekommen, in dieser doppelten Bedeutung. Er ist vom Himmel heruntergestiegen. Aber er ist auch in diesem etwas despektierlichen Sinne eine „heruntergekommene Existenz“. Schau Dir diesen Jesus einmal an, sein ganzes irdisches Leben.

Geburt in einem ärmlichen Stall, weil in der Herberge kein Platz für ihn war.

Kurz nach seiner Geburt wird er verfolgt, er soll ermordet werden von König Herodes; er muss mit seinen Eltern nach Ägypten fliehen.

Als er dreißig Jahre später öffentlich auftritt, schon zu Beginn seiner öffentlichen Wirksamkeit, beschließen die Pharisäer und Schriftgelehrten, ihn zu töten, weil er nicht in ihr Konzept passt.

Seine eigenen Angehörigen kommen und sagen über Jesus: Der ist von Sinnen.

Ja, es ist wirklich eine runtergekommene Existenz.

Die Theologen und die Priester sagen, als Jesus Dämonen austreibt: Der ist mit dem Teufel im Bunde.

Die Frommen im Land haben gesagt: Er ist ein Säufer und Vielfraß. So hat man über Jesus geredet.

Schließlich wird er von einem seiner Freunde verraten, ausgeliefert an seine Mörder, und das ausgerechnet mit einem Kuss, mit dem Zeichen der Liebe.

Einer seiner engsten Vertrauten, der Petrus, schwört dreimal: Ich habe mit dem nichts zu tun, ich kenne den überhaupt nicht.

Und schließlich stirbt er zwischen zwei Verbrechern am Kreuz.

Ja, wir haben wirklich einen heruntergekommenen Gott. Er kommt auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.

 

Warum ist Gott so ein Heruntergekommener? Weil wir Menschen so heruntergekommen sind. Er kommt nämlich dahin, „wo wir Menschen sind“. Und schau Dir einmal die Menschheit an, damals wie heute. Fast möchte man sagen, es ist heute eher noch schlimmer geworden. Wie sehr sind wir heruntergekommen. Wie sehr sind wir geprägt von Lieblosigkeit, von Egoismus, von Treulosigkeit.. Wie viel Grausamkeit und Brutalität, Terror, Mord ist in unserer Gesellschaft. Da werden immer häufiger kleine Kinder missbraucht und sogar getötet. So sind wir runtergekommen.

Und Gott ist heruntergekommen zu uns, da wo wir Menschen sind. Seit Weihnachten kann keiner, auch nicht ein noch so heruntergekommener Mensch sagen: Mich versteht Gott nicht. Nein, dieser Gott ist in unseren Fußstapfen gegangen. Das ist das Geheimnis der Menschwerdung.

 

Die zweite Strophe: „Kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus.“ Stellen Sie sich das einmal vor, da steht keine Bedingung dabei. Dieser Gott, dieses Christuskind kommt mit seinem Segen in jedes Haus. Er kommt in ein Haus, wo Streit ist, er kommt in ein Krankenhaus, er kommt in eine Krebsstation. Er kommt auch in Haus, wo die Menschen nichts mehr mit Kirche am Hut haben. Sie kommen vielleicht Weihnachten mal in die Kirche, weil es halt vom Gemüt her dazu gehört. Sonst haben sie nichts mehr mit Jesus zu tun. Er kommt in jedes Haus, ohne Ausnahme.

 

Und auch das galt damals im Leben Jesu. Er ist gegangen in das Haus des Zachäus, der ein Erzgauner war. Jesus ist gegangen zu Frauen, da hat er keine  Berührungsängste gehabt. Jesus ist gegangen zu den Priestern, zu den Pharisäern, zu den Theologen. Jesus ist zu den Aussätzigen gegangen Er ist überall hingegangen. Und das gilt auch jetzt. Er geht heute in jedes Haus. Aber nicht um zu kontrollieren, sondern er „kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus“. Er möchte, dass sein Segen in jedes Haus kommt.

 

„Geht auf allen Wegen mit uns ein und aus.“ Er ist jemand, der auf allen deinen Wegen mitgeht, ein und aus. Wenn du einen Weg gehst, der geprägt ist von Jubel und Freude, von Begeisterung, er geht diesen Weg mit. Wenn du einen Weg gehen musst, der dich niederbeugt, der dir Angst macht, er geht diesen Weg mit. Jeden Weg geht er mit; „auf allen Wegen“ heißt es in unserem Lied. Wenn man nicht mehr ein noch aus weiß in seinem Leben, wenn man überhaupt nicht mehr weiß: wo geht es denn hin mit mir, wo wird es enden. Er geht auf allen Wegen mit uns ein und aus. Und er weiß, wie das endet, wie es ein und aus geht.

In dem bekannten 23. Psalm „Der Herr ist mein Hirte …, steht auch der Vers. „Muss ich auch wandern im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir.“ Jesus geht diesen Weg mit, er bewahrt uns nicht vor solchen Wegen, aber er geht diesen Weg mit.

Und sogar wenn wir, wie wir Menschen sagen, krumme Wege gehen, dann geht Jesus mit; er versucht uns zu leiten.

 

Dritte Strophe. Jetzt wird es ganz persönlich. „Ist auch mir zur Seite, still und unerkannt.“ Jesus ist jemand, der auch mir zur Seite steht. Wir sagen das ja manchmal so: „Ich will dir mit Rat und Tat zur Seite stehen.“ Das ist hier gemeint. Jesus steht dir zur Seite mit Rat und Tat. In jeder Situation, wo du Hilfe brauchst, er ist da. Wenn du einen Rat brauchst, er ist da. Wenn du Wegweisung brauchst, er ist da, er ist dir zur Seite. Wenn man dich verleumdet, wenn man dich verklagt, er ist da, er ist dein Beistand, er ist dir zur Seite.

Gilt dieses Bildwort auch, wenn wir einmal im Gericht Gottes stehen? Jeder von uns wird einmal vor dem Gericht Gottes stehen. Selbst dann gilt das noch: Er ist dir zur Seite, ganz persönlich als dein Beistand im Gericht Gottes. „Still und unerkannt…“, er drängt sich nicht auf, er ist aber da.

 

 Und schließlich der letzte Satz: „… dass es treu mich leite an der lieben Hand“. Ich bin geleitet. Überlegen Sie einmal, was das bedeutet etwa für Menschen, die es ganz schwer haben. Wenn dann jemand sie an der Hand nimmt. Oder auch bei Sterbenden.

Oder denken Sie an das Lied, das wir so oft bei Hochzeiten singen: „So nimm denn meine Hände und leite mich bis an mein selig Ende.“ Das ist kein Hochzeitslied, das ist eigentlich ein Sterbelied, wo die Seele Jesus die Hände hinhält und ihn bittet: „So nimm denn meine Hände und leite mich bis an mein selig Ende.“ Ja, wir sind in jeder Situation von ihm geleitet, an seiner liebenden Hand.

 

Ich komm noch einmal zurück auf den ersten Satz: „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind“. Das ist nicht eine Sache für damals, von vor zweitausend Jahren, sondern „alle Jahre wieder“.

Dieses Christuskind kommt heute nicht als kleines Kind auf die Welt. Aber es kommt heute zum Beispiel ganz unscheinbar in einem Stückchen Brot, in der Hostie, die Du bei der Kommunion empfängst. Da kommt er zu dir, still und unerkannt. Und wenn Du das zulässt, dass er zu Dir kommt, wo das nicht nur ein toter Ritus wird, da darfst Du wissen: Er kehrt mit seinem Segen bei Dir ein. Er geht auf allen Wegen mit Dir mit. Er steht Dir zur Seite, und er leitet Dich treu.

 

So ein großes Geheimnis des Christenlebens in so einem unscheinbaren Lied. Wenn Sie dieses Lied zu Hause singen, denken Sie mal daran.    Amen.

 

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